Deutsch Kambodschanische Gesellschaft

Hilfe für ein Land im Leiden

von Dieter Stöhr



Meine Frau und ich entschlossen uns vor ca. drei Jahren ein Patenkind anzunehmen. Wir wollten möglichst keine anonyme Patenschaft sondern auch persönlichen Kontakt zu "unserem" Kind.

Auf unserer Suche stießen wir auf die Deutsch-Kambodschanische Gesellschaft unter dem Vorsitz von Herrn Doktor med. Sérey. Nach unserer schriftlichen Anfrage bekamen wir sogleich einen Anruf von Dr. Sérey und schon bald darauf hielten wir die ersten Fotos, selbst gemalten Bilder und weitere Informationen von unseren beiden Patenkindern (Schwestern) in den Händen. Im Laufe der folgenden Zeit entwickelte sich auch ein persönlicher Kontakt zu Dr. Chan Thong Sérey. Seine Hingabe und nicht enden wollende Energie, mit der er die karitative Arbeit verrichtet, beeindruckte uns.

Herr Sérey kam bereits 1961 nach Deutschland, um im Rahmen eines Stipendiums Medizin zu studieren. Nach erfolgreicher Approbation als Arzt im Jahre 1970 konnte er nicht wie ursprünglich geplant nach Kambodscha zurückkehren, denn dort war gerade König Sihanouk gestürzt worden und der Krieg, der bis 1991 dauern sollte, hatte seinen Anfang genommen. Während die meisten Flüchtlinge nach Frankreich gingen, kamen auch - vermittelt durch DRK und Terre des Hommes - einige kambodschanische Waisenkinder nach Süddeutschland. Zur Beratung der Pflegeeltern und um die kulturelle Identität der kambodschanischen Kinder zu wahren, wurde die Deutsch- Kambodschanische Gesellschaft e. V. (DKG) gegründet.

Als Dr. Sérey 1992 endlich wieder in seine Heimat reisen konnte, erfuhr er schmerzlich das Ausmaß an Armut, Krankheit und sozialer Destabilisierung, das nach 21 Jahren Krieg im Lande herrschte und der Wunsch wurde geboren, parallel zu den großen Hilfsorganisationen selbst direkt an der Basis helfend zu wirken.

In der Nähe der weltbekannten Tempelanlagen von Angkor Wat gründete Dr. Sérey das sogenannte Friedenshaus, eine Schule, deren 470 Schüler/innen, geführt von Mönchen und weltlichen Lehrern, ab dem 6. Lebensjahr lesen, schreiben und rechnen und ab dem 10. Lebensjahr auch Fremdsprachen, vor allem Englisch, lernen. Den älteren Jugendlichen werden handwerkliche Techniken vermittelt, damit sie Kunstgegenstände herstellen können, die sie in hauseigenen Verkaufsräumen Touristen anbieten. Ein weiteres wichtiges Lernfeld ist die sozial-histo-rische Analyse der Gründe für die derzeitige Armut, Krankheit und Zerstrittenheit des kambodschanischen Volkes und die Vermittlung der Befreiungswege aus diesem Dilemma heraus. Die Theravada-Tradition des Landes bietet hierzu entscheidende Ansatzpunkte.

Im Laufe der vergangenen Jahre führte Dr. Sérey viele verschiedene Hilfsaktionen wie Kleider- und Brillensammlungen durch. Ein weiterer Schwerpunkt seines Bemühens liegt in der Verbesserung der medizinischen Versorgung der Bevölkerung. Das Wirken ausländischer Soldaten, auch das von Uno-Truppen im Lande, führte in Verbindung mit der Armut der einheimischen Bevölkerung zu einer starken Verbreitung von Aids und anderen infektiösen Erkrankungen. Dr. Sérey fördert mit Geld und mit seinem Wissen als Mediziner den Anbau von wirkungsvollen Heilpflanzen in Kambodscha.

Das besondere bei diesen Hilfsaktionen ist, dass die Sachspenden und die finanziellen Mittel allesamt persönlich von Dr. Sérey ins Land gebracht werden, wo er auch konsequent und kompetent über deren Verteilung und weitere Verwendung wacht.

Gleichermaßen persönlich ist auch die Vermittlung und Betreuung der Patenschaften. Zweimal im Jahr reist Dr. Sérey auf eigene Kosten in sein Heimatland und überbringt Geld und kleine Geschenke an die Patenkinder bzw. ihre Betreuer. Außerdem übersetzt er die Briefe der deutschen Pateneltern ins Kambodschanische und die Antworten ins Deutsche. So ist ein direkterer Kontakt als bei den bekannteren Patenschaften vermittelnden Hilfsorganisationen möglich.

Dass die Arbeit noch lange nicht getan ist, zeigt ein Auszug aus dem Rundbrief der DKG vom April 2002:
„Im Zuge der Globalisierung leben viele Menschen in der „Dritten Welt“ in bitterster Armut. In den Herzen vieler armer Menschen wachsen Hass und Neid. Das ist die Brutstätte für Gewalt und Terror. Außerdem leiden viele Menschen in den Entwicklungsländern ständig an Unterernährung, Malaria, AIDS, Tuberkulose und Cholera.
Die Regierungen in den Entwicklungsländern versuchen fast überall in Diktaturen über ihr eigenes Volk zu herrschen. Das heißt, im 21. Jahrhundert haben arme Menschen weder Rechte noch Gesundheit, noch ausreichende Ernährung, noch Hoffnung.

In dieser Situation ist auch der größte Teil der Bevölkerung in meiner Heimat Kambodscha. Nach dem jahrelangen Krieg will jeder zuerst überleben. Aber durch Mangel an Investitionen und ausgebildeten Fachleuten bleibt das Land zehn Jahre nach dem UNO-Einsatz wieder ohne großen Fortschritt.“

So warten noch viele unversorgte kambodschanische Kinder auf Unterstützung durch weitere Patenschaften und Heranwachsende hoffen auf den Ausbau der beruflichen Bildung, z. B. zum Imker, zur Krankenpflegerin oder zum Computerfachmann/frau.



Dt.-Kambod. Gesellschaft e.V., Adlerstr. 7/1, 73540 Heubach, Tel. 07173-929050, Fax 07173-4586; Spendenkonto: Kto. 118008005; BLZ 61391340; Volksbank Schwäb. Gmünd (Kennwort „Friedenshaus in Kambodscha“)


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