Nanshu Fendler
Das Elend der Buddhisten in Bangladesh
Vor einigen Monaten erging über das Buddhanetz ein Spendenaufruf zugunsten einer jungen Frau aus Bangladesh, Ms Bidyut, die an Knochenkrebs erkrankt war. Organisiert wurde die Hilfe über die Parbatya Bouddha Mission (PBM), v.a. über deren Sekretär Uttamalankar Bhikkhu. Dank vieler Spenden konnte die Behandlung von Ms Bidyut finanziert werden, so dass sie vor einiger Zeit in ihr Dorf zurückkehren konnte und hoffte, bald eine Stelle als Lehrerin finden zu können. Nun erreichte uns leider vor einigen Tagen die traurige Nachricht, dass Ms Bidyut verstorben ist, nicht am Krebs, sondern an einer Reihe von ungünstigen Faktoren, die durch die politische und soziale Situation in den Chittagong HIll Tracts (CHT) bedingt sind.

In den CHT leben elf ethnische Gruppen, von denen die Mehrheit buddhistisch ist. Die Bevölkerungsmehrheit Bangladeshs gehört jedoch den Bengali an und ist moslemisch.

Angesichts der derzeitigen politischen Lage ist es wahrscheinlich notwendig darauf hinzuweisen, dass damit keine Schuldzuweisung speziell gegenüber Moslems oder dem Islam gemacht werden soll. Wie in so vielen Konflikten [z.B. Sri Lanka oder Irland] sind die 'Grenzen' zwischen den betroffenen Gruppen neben ethnischer auch religiöser Natur. Dies trägt nur einfach dazu bei, den 'anderen' deutlicher zu kennzeichnen. Genauso wenig wie es in Irland um einen Konflikt zwischen Protestantismus und Katholizismus geht, geht es in Bangladesh auch nicht wirklich um eine Auseinandersetzung zwischen Islam und Buddhismus. Wie immer geht es um Macht und Land, in diesem Fall lassen sich die beiden Parteien auch auf Grund ihrer Religionszugehörigkeit von einander abgrenzen.

Die Bevölkerung der CHT wird seit Gründung Bangladeshs verfolgt und unterdrückt und, was die Entwicklung von Infrastruktur jeglicher Art betrifft, in jeder Weise benachteiligt. Es kam immer wieder zu Massakern, willkürlichen Massenverhaftungen, Vergewaltigungen, Landenteignung. Ms Bidyut kam in die Schule des Waisenhauses der Parbatya Bouddha Mission, weil ihr Vater einem der Massaker zum Opfer fiel. Als Beispiel für die jüngsten Ereignisse seien hier nur drei Beispiele d.J. aufgezählt:

Am 18. Mai überfielen bengalische Siedler in Gegenwart von Armee und Polizei drei Dörfer. 42 Häuser wurden vollständig verbrannt, 130 geplündert. Am 21. Mai überfielen Soldaten mehrere Dörfer der CHT. Es kam zu gewaltsamen Übergriffen, willkürlichen Verhaftungen und (Massen-)Verhaftungen. Am 25. und 26. Juni 2001 wurden fünf Dörfer von Bengali überfallen und in Brand gesteckt. Mindestens 200 Häuser verbrannten völlig, mindestens 20 Personen wurden verletzt.

Für Angehörige der einheimischen Bevölkerungsgruppen ist es gefährlich, besonders in der Nacht, die Dörfer der bengalischen Siedler zu betreten oder zu durchqueren. Ms Bidyut stürzte in der Nacht und verletzte sich an dem Knie, das aufgrund des Krebses operiert werden musste. Aufgrund der schlechten Straßen, fehlenden Stromes (kein Telefon), aber auch fehlender Krankenwagen etc, war es nicht möglich, sie in das 50 km entfernte Krankenhaus zu bringen. Zudem hätte auf dem Weg dorthin ein Bengali-Dorf durchquert werden müssen, was aufgrund der derzeit besonders angespannten politischen Lage auch nicht möglich gewesen wäre. Die Familie war nicht in der Lage Ms Bidyut ausreichend zu versorgen und so verblutete sie noch in der Nacht.

Die Ereignisse in Bangladesh, denen bereits unzählige Menschen zum Opfer gefallen sind, finden in den westlichen Medien kaum Beachtung. Deshalb wollen wir dieses Ereignis, das uns alle sehr betroffen gemacht hat, zum Anlass nehmen, auf diese Problematik aufmerksam zu machen. Ms Bidyut ist 'nur ein' Fall unter vielen und täglich finden dort Übergriffe statt, wie uns auch Uttamalankar Bhikkhu berichtete. Um die dringend notwendige, humanitäre Arbeit des PBM (Waisenhaus, Schule, Ausbildungsprogramme, Bibliothek, Krankenstation) zu organisieren, muss er oft in Dhaka arbeiten. Da die politische Situation aufgrund der Wahlen letzte Woche besonders angespannt war, war es ihm nicht einmal möglich, in die CHT zu fahren, um der Totenfeier für Ms Bidyut beizuwohnen.

Wer sich für weitere politische Hintergründe interessiert, sei auf http://www.angelfire.com/ab/jumma verwiesen. Über die Arbeit der PMB können Sie sich unter http://www.assist-net.com/PBM informieren.



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