Ch´an-Lyrik
Chinesische Gedichte, übertragen von Hans-Günter Wagner
Han Shan - Poet und Ch´an-Rebellals pdf-download

Nanyang Huizhong (?-775)

Nirgends in den grünen Bergen
gibt es einen Ort
der nicht zum Üben geeignet wäre.

Hundert Blumen blühen im Frühling
und im Herbst scheint der Herbstmond
Der Sommer hält eine frische Brise bereit
und der Winter bringt weißen Schnee.

Verharre in Gleichmut
und lass’ deinen Geist an nichts haften
So wirst du die vier Jahreszeiten erfahren
so schön wie sie sind



Wang Wei (701-761)
Vers
Wandere bis ans Ende des Wassers
Sitze still
    und betrachte das Entstehen der Wolken


Vogelruf im Tal
Still sitzend, die Blüten fallen
Frühlingsnacht den Berg umhüllt
Mond geht auf so plötzlich hell
im Tal ein Vogel zwitschert grell

Bai Juyi (772-846)

Die weiße Wolkenquelle
Wolkenquell’ am Berg Tianping
Ruhend Wasser, selbstlos Ding
Muss es sich ins Tal ergießen
durch Wind und reißend Flüsse fließen?

Su Dongpo (1009-1066)

Im Rauschen des kleinen Baches ertönt die Stimme des großen Stromes
Rein und klar wechselt die Farbe der Berge den Jahreszeiten folgend

Wenn der Ton der Laute der Laute selbst entspringt
Warum in einem Kasten ihr Lied dann nicht erklingt?

Entstammt der Ton hingegen der Hand, die sie schlägt an
Warum genügt es nicht zu lauschen deren Klang


Zhi Qin

Blütenerwachen
Dreißig Jahre unermüdliche Suche
Blätter fallen, Zweige treiben aus
Sah einst Pfirsichblüte sich öffnen
kein Zweifel seither am Weg des Erwachens


Zhu Yishi
Das Lied der Pfirsichblätter
Blätterwald nährt Pfirsichblüten
die fallend sich zu Häuflein fügen
Pfirsichwürmer wachsen dort
die später Blätter fressen fort

Qing Hai

Erwachen
Wirklichkeit ist klar und rein
Zeitenlauf fehlt jedes Sein
Grüne Berge alles sagen
Warum noch andere fragen?

Eine unbekannte Nonne aus der Song-Dynastie

Frühling sucht’ ich Tag um Tag konnt’ ihn nirgends finden
In den Strohsandalen zog ich wo sich Wolkengipfel winden
Zurück vom Berg ich kehrte roch Pflaumenblütenduft
An Zweigesspitze war die Welt voll Frühlingsluft

Hui Kai (1183-1260)

Frühlings weiße Blütenpracht
Frühling bringt weiße Blütenpracht
im Herbst der Mond vom Himmel lacht
Kühler Wind im Sommer weht
und Schnee im Winter niedergeht
Sorg’ und Kummer haften an
wenn man sich nicht lösen kann
Doch wer da übt Gelassenheit
Zufrieden lebt zu jeder Zeit


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