5. Dhamma-Yatra
Vom 22. April bis zum 5. Mai fand in Thailand wieder ein Dhamma-Yatra statt, ein buddhistischer Marsch, der sich an die Brennpunkte der sozialen und ökologischen Probleme begibt. Santikaro Bikkhu berichtet, deutsche Zusammenfassung von Dagmar Gröters, bearbeitet von Bert Brauns.

Klimaschwierigkeiten

Anpassungsschwierigkeiten: nach 4 Monaten Winter in den USA bewegen sich die Füße nun nackt auf blankem, heißen Asphalt. Mit dicken Baumwollroben, Cremes mit hohem Lichtschutzfaktor und kalten Lappen auf dem Kopf geht es in den Kampf mit Sonnenbrand und sengender Hitze. Es wird nur einmal täglich eine Mahlzeit eingenommen und wenig gerastet.

Profit statt Nachhaltigkeit gefährdet den Vogelbestand

Den Vorsitz über das Dhamma-Yatra hatte diesmal Phra Rajirapom, Ehrwürdiger der Songkhkla Mönchsgemeinschaft, und auch viele Einheimische nahmen teil. Nach einem Marsch nach Wat Pakbang Nagaraj begann am Nachmittag ein offenes Forum über die essbaren Nester der Nok Aen-Vögel, die den Hauptexportfaktor dieses Gebiets darstellen. Monopol auf die Ernte hat die Thai Rang Nok Laemthong Gesellschaft, ein altes Familienun-ternehmen, deren politische Verbindungen den Ansässigen weitgehend unbekannt sind und die ihr Monopol mit gewaltsamen Mitteln sichern. Durch unsachgemäße, zu gierige und die Prin-zipien der Nachhaltigkeit verletzende Ernteverfahren der Nester ist die Nok Aen-Population ernsthaft im Bestehen gefährdet. Die Gesellschaft bezahlt an die Phattalung Provinz nur eine minimale Erntekonzession, erhält aber hohe Profite (der Kilopreis in Los Angeles liegt bei 2400 US-$). Ist dieses Gebaren dem Dhar-ma gemäß? Dhamma-Yatra will Perspektiven des Dharma in diese gespannte Situation bringen, d.h. mehr demokratischen Einfluss der Bevölkerung auf die Erntegenehmigungen erringen.

Dankbarkeit stellt einen grundlegenden Wert im Thai-Buddhismus dar und zwar nicht nur den drei Juwelen gegenüber, sondern auch Eltern, Vorfahren, ja sogar der Natur, Wäldern und Flüssen. Das Miteinander-Verbunden-Sein allen Lebens ist ein Dhamma-Prinzip. Wenn dagegen eine gesellschaftliche Schicht wenig Anteil am Wohl der Mehrheit nimmt, wird diese Gesellschaft in ihrer Entwicklung eine abwärts führende Spirale von Gewalt, Betrug und Niedergang der Kultur einschlagen; in Thailand ist dieser Prozess seit Jahren in vollem Gange.

Der Fischfang wird vom Paten kontrolliert

Am 24.4. ging es weiter nach Laem Gruat, am 25. nach Koh Gob, dann nach Khu Khuut und Wat Laem Wang, bis man schließlich in Bor Daeng die nächsten zwei Nächte verbrachte.

Das Problemthema betrifft hier den Sardellenfang. Der Fischerverband in Bor Daeng steht mitten in einem bisher erfolglosen Kampf gegen massiven Sardellenfang, der den reduzierten Fang vom Golf von Siam zerstört und den ansässigen Menschen den Lebensunterhalt streitig macht. Die einfachen Fischer hängen vom Tagesfang ab, um alle anfallenden Lebenskosten zu bestreiten. Sie verdienen 800 – 1000 Baht am Tag, nach Abzug ihrer Kosten bleiben 200 - 300 Baht (etwa 10 bis 17 DM). Für das - im Gegensatz zu einer nachhaltigen Fischwirtschaft - seit dem 2. Weltkrieg aufge-kommene Überfischen sind vor allem ausländische aber auch große Thai-Boote verantwortlich. Moderne Technologie und steigernder Export führen zum Einsatz von großen Netzen, die auch andere Meerestiere erfassen. Wer steckt dahinter? Dem berüchtigten Kanman Po, dem Paten von Cholburi, gehören 80 - 100 große Boote in diesem Teil des Golfes. Diese zwielichtige Figur zwingt die sog. „Demokraten“, seine unmoralischen Geschäftsgebaren zu schützen. Auf den großen Booten arbeiten Fremdarbeiter wie Burmesen, Khmers und Laoten. Die kleinen Fischer dagegen wollen nicht tatenlos in die Großstädte abwandern, sondern ihre Lebens- und Familienverbände erhalten. Falls die Fischerei vollständig zusammenbricht, bemühen sie sich um andere Einkommensquellen.

Tigergarnelen-Farmen und Realpolitik

Nach einigen Zwischenstationen kam man in der Stadt Khu Kuud an, die aus 9 Dörfern besteht. Die örtliche Regierungsorganisation (LAO) hat zwar Tigergarnelen-Farmen verboten, tatsächlich trifft man allerdings auf sehr viele davon. Die LAO wird von Leuten beherrscht, die in eigenem Interesse handeln. Sie hat den Bezirksrat, der aus dem sog. Kanman jedes Bezirks, den Häuptlingen der Dörfer und einem Ratsmitglied jeden Dorfes besteht, ersetzt. Mit der Zeit hatten Kanman und Häuptlinge nur noch beratende Funktion inne. Die Bevölkerung sagt, dass viele ihrer Reisfelder von Stoffen der Tigergarnelen-Farmen verschmutzt sind. Im Wasser der Teiche befinden sich Antibiotika, chemische Stoffe und Garne-lenkot. Dies ist ein Kreislauf, der die Natur oder den Dhamma nicht anerkennt. Die Fischer haben Angst, etwas zu unternehmen, denn dann müssen sie um ihr Leben fürchten. Dies ist ein weiteres Beispiel dafür, wie die Wirklichkeit der Demokratie in Thailand aussieht.

nach Bulletins von Santikaro Bhikkhu, deutsch von Dagmar Gröters, bearbeitet von BB und AvV


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