So
habe ich gehört. In dieser Geschichte war der Erhabene im Land Sakya,
bei der Stadt Medalumpa, nicht weit von der Grenze nach Kosala
entfernt.
Zu
dieser Zeit war der König von Kosala, Pasenadi, geschäftlich in
Nangarka und wanderte im Park umher, um sich etwas Bewegung zu
verschaffen. Sein Oberster Feldherr, Digha Karayana, begleitete ihn.
Als der König die Bäume um ihn herum betrachtete, lieblich,
inspirierend, abseits vom Lärm der Straße, ging ihm das Herz auf und
er fragte Digha Karayana: "Weißt du, wo sich der Erhabene derzeit aufhält?"
Und als er von seinem Feldherrn die richtige Antwort erhalten hatte,
wollte er wissen: "Wie weit ist das von hier?" - "Ach, nicht weit
Majestät, etwa 30 km, wenn Sie wollen, Majestät, können wir noch heute
dorthin fahren." Und so wies der König seinen Feldherrn an, die
Staatskarosssen abfahrbereit zu machen. Sie fuhren also nach Sakya,
soweit die Straße für die Kutschen befahrbar war. Dann übergab er dem
Feldherrn sein Schwert und seinen Turban und ging allein weiter.*)
Der König betrat das Haus, in dem sich der Buddha aufhielt, und warf
sich ihm zu Füßen. Der Buddha fragte: "Nun, großer König, welchen Grund
hast du, diesem Körper solche Ehre zu erweisen und solche Freundschaft
zu zeigen?"
Nun fing der König an zu preisen:
- "Ich
sehe Mönche anderer Lehrer und Brahmanen, die zehn, zwanzig, dreißig
oder vierzig Jahre ein heiliges Leben geführt haben und die sich dann
später, gut gepflegt, gesalbt, mit frisiertem Haar und getrimmten Bart
vergnügen und den Sinnengelüsten frönen; hier aber sehe eifrige
Bhikkhus ein heiliges Leben führen wie sonst nirgendwo und so komme ich zu dem
Schluss: Der Erhabene ist vollständig erwacht, der Dharma vom Erhabenen
wohl verkündet, der Sangha des Erhabenen praktiziert wahrhaftig.
- Ich
sehe Adlige mit Adligen streiten, Brahmanen mit Brahmanen, Haushälter
mit Haushältern, Gemahl mit Gemahlin, Mutter mit Kind, Vater mit Kind,
aber die Bhikkhus des Erhabenen leben in Eintacht und so komme ich zu dem
Schluss: Der Erhabene ist vollständig erwacht, der Dharma
vom Erhabenen wohl verkündet, der Sangha des Erhabenen praktiziert
wahrhaftig.
- Ich
sehe Leute wütend und verdrießlich durch die Gegend schreiten, aber
hier sehe ich Bhikkhus, lächelnd und heiter, voller Freude, unbeschwert
und mit klaren Sinnen und so komme ich zu dem
Schluss: Der Erhabene ist vollständig erwacht, der Dharma
vom Erhabenen wohl verkündet, der Sangha des Erhabenen praktiziert
wahrhaftig.
- Ich
bin ein König, der Menschen hinrichten lassen kann, sie zu Geldstrafe
oder Kerker verurteilen kann. Aber dennoch, sobald ich im Rat sitze,
platzen sie dazwischen und unterbrechen mich, obwohl ich das verboten
habe; hier aber redet keiner dazwischen, es ist wunderbar, wie eine
Versammlung ohne Zwang und Waffengewalt so wohldiszipliniert sein kann und so komme ich zu dem
Schluss: Der Erhabene ist vollständig erwacht, der Dharma
vom Erhabenen wohl verkündet, der Sangha des Erhabenen praktiziert
wahrhaftig.
- Überall
gibt es gebildete Adlige oder Brahmanen oder Vertreter anderer
religiöser Richtungen, die sagen: wir werden zu Meister Gotama gehen
und ihm Fragen stellen, dass er sich in Widersprüche verwickelt. Dann
werden sie vom Erhabenen belehrt, aufgerüttelt und ermuntert, und zu
guter Letzt werden sie tatsächlich seine Schüler und so komme ich zu dem
Schluss: Der Erhabene ist vollständig erwacht, der Dharma
vom Erhabenen wohl verkündet, der Sangha des Erhabenen praktiziert
wahrhaftig.
- Oder
nehmt Isidatta und Puruna, meine beiden Inspektoren: sie essen mein
Essen, sie fahren mit meinen Kutschen, ich verschaffe ihnen
Lebensunterhalt und Ansehen, und doch sind sie mir gegenüber weniger
respektvoll als Euch gegenüber und so komme ich zu dem
Schluss: Der Erhabene ist vollständig erwacht, der Dharma
vom Erhabenen wohl verkündet, der Sangha des Erhabenen praktiziert
wahrhaftig.
Und eben aus diesem Grund bringe ich Euch Verehrung entgegen und zeige Euch meine Freundschaft an."
So sprach König Pasenadi, bevor er sich empfahl, nachdem er dem Erhabenen gehuldigt hatte.
Als der König gegangen war, sagte der Buddha: "König Pasenadi hat Monumente für den Dharma geäußert,
- lernt dies Monumente des Dharma,
- beherrscht diese Monumente des Dharma,
- merkt euch diese Monumente des Dharma,
diese Monumente des Dharma sind heilbringend und gehören zu den Grundlagen des heiligen Lebens."
*) Der Feldherr eilte übrigens mit diesen königlichen Insignien zurück in die Hauptstadt von Kosala, um in einem Staatsstreich Pasenadis Sohn Vidudabha zum König zu küren, aber das ist eine andere Geschichte, die
in den Geschichtsbüchern zu finden ist.
Dort erfahren wir auch, dass
Pasenadi zuvor Krieg gegen Maghada geführt hatte, weil dessen König,
der mit dem Buddha befreundete Bimbisara, von seinem Sohn Ajatasattu
gestürzt worden war. Ajatasattu ließ Bimbisara im Verließ verhungern
und seine Mutter einkerkern. Dies veranlasste damals Pasenadi von
Kosala dem Nachbarland Maghada den Krieg zu erklären. Der Krieg wurde
schließlich auf Vermittlung des Buddha beendet und Pasenadi gab
Ajatasattu sogar seine Tochter zur Frau. Nachdem Pasenadi nun
seinerseits gestürzt worden war, floh er nach Maghada, wo seine Tochter
inzwischen die Ehefrau des Königs Ajatasattu war. Ajatasattu ließ
jedoch die Stadttore schließen und seinen Schwiegervater Pasenadi nicht
hinein. Dieser starb von der Flucht erschöpft - er war immerhin 80
Jahre alt - vor den Toren der Stadt.