Über die Arbeiterkaste - MN 96
nacherzählt von Horst aus Gelnhausen
letzte Änderungen im November 2018
Zu
dieser Zeit hielt sich der Erhabene in Anathapindikas Bhikkhuheim im
Jeta-Hain bei Savatthi auf. Der Brahmane Esukari besuchte den Buddha
und man tauschte die üblichen Begrüßungsfloskeln aus.
Dann setzte sich Esukari
seitlich nieder und sagte: "Meister Gotama, die Brahmanen schreiben
vier Ebenen des Dienens vor. Sie schreiben vor, wie und wem ein
Brahmane dienen soll, sie schreiben vor, wie und wem ein Adliger dienen soll, sie schreiben vor, wie und wem ein Händler dienen soll, und sie schreiben vor, wie und wem ein Arbeiter dienen soll. Die Leute der ersten drei Kasten dürfen, jeder auf
seine Art, den anderen dienen und von ihnen bedient werden. Aber einem
Arbeiter darf nur ein anderer Arbeiter dienen. Was sagt Meister Gotama
dazu?"
"Nun, Brahmane, hat alle Welt die Brahmanen dazu ermächtigt, diese vier
Ebenen des Dienens vorzuschreiben?" - "Nein, Meister Gotama."
"In diesem Fall handelt es sich bei der Vorschrift um Nötigung. - Ich
sage nicht, Brahmane, dass allen gedient werden sollte, und ich sage
auch nicht, dass keinem gedient werden sollte. Vielmehr sage ich: wenn
jemand, wenn er einem anderen dient, nicht schlechter wird, dann sollte
er einem anderen dienen, wenn er dadurch schlechter wird, dann eben
nicht.
Ich sage auch nicht, dass einer besser ist, weil er aus einer
aristokratischen Familie stammt, oder dass er deswegen schlechter ist.
Ebenso wenig, dass er schlechter oder besser ist, weil er Schönheit
oder Reichtum besitzt. Entscheidend ist nicht, was er ist oder hat, sondern wie
er sich verhält:
- tötet er Lebewesen oder steht er davon ab?
- nimmt er, was ihm nicht gegeben wurde, oder unterlässt er das?
- schwelgt er in Sinnenvergügen zum Nachteil anderer oder nicht?
- redet er falsch, boshaft, grob, schwatzhaft oder unterlässt er das?
- hat er ein Herz voller Übelwollen oder voller Wohlwollen?
- hat er falsche Ansichten oder nicht?"
Danach sagte der Brahmane
Esukari zum Buddha: "Meister Gotama, weiterhin schreiben die Brahmanen
vier Arten von Lebensaufgabe vor, nämlich den Brahmanen den
Almosengang, den Adligen das Handwerk mit Pfeil und Bogen, den Händlern
Ackerbau und Viehzucht und den Arbeitern die Schultertrage und die
Sichel. Was sagt Meister Gotama dazu?"
"Nun, Brahmane, hat alle Welt
die Brahmanen dazu ermächtigt, diese vier Ebenen des Dienens
vorzuschreiben?" - "Nein, Meister Gotama."
"In diesem Fall handelt es sich auch bei dieser Vorschrift um Nötigung. Ich hingegen verkünde eine andere Art von Lebensaufgabe: das überweltliche Dharma ist die ureigene Lebensaufgabe des Menschen.
Wenn irgendjemand aus einer Arbeiterfamilie in die Hauslosigkeit zieht,
wenn er sich dem enthält, Lebewesen zu töten, zu nehmen, was nicht
gegeben wurde, Fehlverhalten bei Sinnesvergnügen zu üben, falsche Rede
zu führen, gehässige Rede zu führen, grobe Rede zu führen oder zu
schwätzen, und wenn er nicht habgierig ist, ein Herz ohne Übelwollen
hat und richtige Ansicht hegt, dann ist er einer, der den edlen Pfad
geht, der den Dharma übt, das heilsam ist. Was meinst du Brahmane, ist
nur ein Brahmane dazu fähig, ein Herz voller Liebender Güte zu
entfalten und ein Adliger, ein Händler und ein Arbeiter nicht?"
"Nein, Meister Gotama, das überzeugt mich. Es ist als hätte jemand
Licht in die Dunkelheit gebracht. Ich nehme hiermit Zuflucht zu Buddha,
Dharma und Sangha. Möge mich der Meister Gotama als Laienanhänger
annehmen."
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