Bei Milchprodukten hatte der historische Buddha keinerlei Bedenken, wie übrigens das damals brahmanische (hinduistische) Indien auch nicht. Als eine Lieblingsspeise des Buddha wird Milchreis mit Honig angegeben. Dass also Tiere - Kühe oder Bienen - in die Nahrungsmittelproduktion einbezogen werden wird von Gautama Buddha akzeptiert. Schließlich ist jede Nahrungsmittelerzeugung mit einem Restbestand an dukkha - an Unbefriedigendem, Leidvollem - behaftet, wie alles in der Welt des samsara, des Kreislaufes des Lebens. Auch die Produktion pflanzlicher Nahrungsmittel bedeutet unvermeidbar Tod. Der Buddha beschreibt das am Beispiel eines pflügenden Bauern, der mit seiner Pflugschar Engerlinge an die Bodenoberfläche befördert und Würmer zerteilt, die alsbald von Krähen gefressen werden. So ist im Kreislauf des samsara Tod und dukkha des einen Leben und sukkha des anderen. Zutiefst unbefriedigend ist dieses samsara, daher strebt der Buddhist den Bereich des nibbana an. Im Rahmen seiner Möglichkeiten bemüht er sich, das von ihm verursachte dukkha (für sich selbst und die anderen Wesen) so gering wie möglich zu halten.
Zum Fleischkonsum macht der Buddha daher ganz eindeutige Aussagen. Der edle Jünger solle kein Fleisch essen von Tieren, von denen er annehmen muss, sie seien um seinetwegen geschlachtet worden. Almosenspeise, die auch tierische Produkte enthält ist aber karmisch unschädlich, denn es ist eben Teil (Rest) von der um anderer Leute Willen geschlachteten Tiere. Wobei zu beachten ist, dass die Essenskonservierung, also auch und insbesondere die von tierischen Produkten, im heissen Indien ohne Kühlmittel nicht möglich war.
In späteren Zeiten hielten sich Angehörige der buddhistischen Religion keineswegs besonders intensiv an diese Ernährungsempfehlung des Buddha. In Tibet z. B. gibt es in erster Linie Fleisch, da das Land für den Ackerbau ungeeignet war. In klimatisch günstigeren Ländern wie z. B. Thailand wird jedoch auch von nominellen Buddhisten eifrig Fleisch genossen. Dies hat sicher damit zu tun, dass in einer ethnisch "buddhistischen" Kultur eben alle Menschen formell Buddhisten sind, die somit keine indi-viduelle bewusste Entscheidung getroffen haben, den Weg von Buddha, Dhamma und Sangha anstelle des Weges von Gier, Hass und Verblendung zu gehen. Ähnliches gilt ja auch für die "christlichen" Staaten, wo man annehmen müsste, dass die Gewaltfreiheit des Religionsstifters zu einem dauerhaften Frieden führen würde, aber wo gerade im angeblich "christlichen" Mittelalter die Grausamkeiten besonders groß waren. In Deutschland ist das Beispiel des 30-jährigen Krieges - eines angeb-lichen Glaubenskrieges unter Christen - besonders erschreckend.
Dort wo sich die Menschen heute aufgrund freier Entscheidung für den nicht immer bequemen Weg des Buddhas entscheiden, im Westen, geschieht dies häufig sehr reflektiert, darum ist vegetarisches Essen bei westlichen Buddhisten weitgehend üblich.
Das Argument, das Tier sei ja sowieso geschlachtet worden und würde durch meine Konsumverweigerung auch nicht wieder lebendig, zieht nicht in einer Marktwirtschaft: die Nachfrage der Konsumenten bestimmt - zumindest mittel- und langfristig - das Angebot der Produzenten. Produziert wird, was ich, der Konsument will. Veränderungen kann ich nur dadurch initiieren, dass ich den ersten Schritt tue. Wenn ich bestimmte Produkte nicht mehr nachfrage (und vielleicht auch ein paar andere Leute dazu bringe, ähnlich zu handeln) sinkt tendentiell die Nachfrage nach diesen Produkten. Das ist karmisch heilsam: es lässt die Menge des dukkha, des Leidvollen in der Welt, sinken.
Pro Jahr produzieren Deutschlands Nutztiere
250 Millionen Tonnen Mist, das sind 3 Tonnen pro Einwohner, die Abwässer
aus der landwirtschaftlichen Tierhaltung sind viermal so hoch wie aus allen
Haushalten zusammen. Boden und Wasser können diese Mengen nicht mehr
vertragen. Im Boden steigen die Nitratwerte, Trinkwassergrenzwerte werden
erreicht, die besseren Wässer werden von den Wasserwerken mit den
schlechteren verschnitten um gerade noch unter den Grenzwerten zu bleiben.
Dadurch wird das, was als obere Grenze gerade noch zumutbar galt, zum Normwert.
Über die Fließgewässer landet die Gülle in den Meeren,
wo es zu einer Überdüngung kommt, Algen vermehren sich explosionsartig
und entziehen dem Wasser Sauerstoff, es kommt zu Fisch-sterben. Es besteht
die Gefahr, dass auf diese Art ganze Binnenmeere (etwa das Mittelmeer oder
die Ostsee umkippen können und von einem Quell des Lebens zur stinkenden
Kloake werden.
In den Niederlanden wird das Waldsterben
zu 50 % auf die Massentierhaltung zurückgeführt: der Ammoniakdunst
verursacht Sauren Regen und trägt zur Vergrößerung des
Ozonlochs bei. Auch am Treibhauseffekt ist die Massentierhaltung beteiligt.
Nicht nur werden Regenwäl-der abgebrannt um Weideland zu gewinnen,
Rinder erzeugen außerdem weltweit 100.000.000 Tonnen Methan jährlich,
das sind 20 % der Weltproduktion. Das bedeutet, dass ein Steak denselben
Erwärmungseffekt hat wie eine 40-km-Fahrt mit einem Durchschnittsauto.
Auch Rinder haben es vielfach nicht besser,
zwar gibt es noch die Kuh auf der Weide, sie ist aber nicht mehr als die
sichtbare Spitze des Eisbergs. Kälber fristen ihr Leben in Mastbo-xen,
die nach unten schmäler werden. Dadurch können sich die Tiere
nicht hinlegen: das Auf-stehen würde zu viele Kalorien verbrauchen
und somit teurer werden. Zwar haben die Käl-ber nun entzündete
Gelenke, denn sie können sich auch in der Nacht nur anlehnen, aber
die Antibiotika hierfür machen betriebswirtschaft-lich mehr Sinn als
die zusätzliche Nahrung. Auch die Sauberkeit der Kühe soll betriebs-wirtschaftlich
sinnvoll erzwungen werden: durch Kuhtrainer, das ist ein Elektrobügel
oberhalb des Kuhschwanzes. Will sich die Kuh entleeren, so hebt sie den
Schwanz und be-kommt einen elektrischen Schlag. Um dies zu vermeiden geht
sie einen Schritt zurück, der Kot landet in der entsprechenden Rinne.
Hat die Kuh jedoch keine Normmaße, funktioniert das System nicht
richtig oder beim Schwanzwedeln, um Fliegen zu verscheuchen, steht die
Kuh unter Strom.
Dies sind nur einige Beispiele aus
der Massentierhaltung, nähere Informationen gibt es (gegen Kostenbeteiligung)
beim Verein gegen Tierfabriken, Klamm 62, A-3053 Laaben (Österreich),
Telefon 02774/8573, Spendenkonto PSK 92 029 958.
Seit diesem Zeitpunkt habe ich auf Fleisch aus der Massentierhaltung verzichtet. Da ich damals noch kein Buddhist war, nahm ich jedoch noch andere tierische Nahrung zu mir: Fisch etwa oder Wild. Etwa einmal pro Woche gab es Fisch, etwa einmal monatlich Wild, hin und wieder Fleisch vom Ökobauern.
Dieser erste Schritt in Richtung der Umstellung meiner Ernährung war der Wesentlichste, denn er bedeutete Verantwortung zu übernehmen, für das, was man tut, Rechtes Handeln im Ernährungsbereich.
Es blieb nicht bei diesem ersten Schritt. Die Tatsache, dass die Meere leergefischt werden, dass bei der Thunfischjagd Delfine, die vielleicht intelligentesten Wesen auf diesem Pla-neten, bewusst und systematisch zu Tode gequetscht werden, die Tatsache, dass Fische langsam ersticken und das Wissen darum, dass etwa zwei Drittel aller gefangenen und getöteten Fische anschließend wieder ins Meer ge-worfen werden, weil sie industriell nicht profitabel zu verarbeiten sind, führten dazu, dass ich mich auch von Fischgerichten verabschiedete. Dies war der zweite Schritt.
Nachdem ich zum Buddhismus gekommen war und die Vorstellung akzeptiert hatte, dass im Rahmen des Daseinskreislauf jedes Wesen einmal meine Mutter oder mein Kind war, unternahm ich den dritten Schritt, den völligen Verzicht auf Fleisch. Dies war eine Entscheidung des Herzens.
In einem Punkt war ich jedoch damals noch
unsicher: wenn man die oben dargestellten ökologischen und sozialen
Aspekte betrachtet, dann wäre es logischer, auf den Konsum von Milchprodukten
zu verzichten als auf den von Wild. Dies wäre eine Entscheidung des
Geistes. Hier jedoch stockte ich, denn allüberall war zu hören,
der völlige Verzicht auf tierische Nahrung sei nicht möglich,
diese unausgewogene Ernährung würde zu Mangelkrankheiten und
Siechtum führen. So will es die Propaganda der herrschenden Agrarproduktion
und der allopath. Schulmedizin. Und dies vielfach wiederholte Dogma glaubte
auch ich, ohne es zu überprüfen: die ganz normale Un8samkeit.
Erst vor gut drei Jahren sollte sich dies
ändern. Innerhalb weniger Tage brach für mich diese Argumentation
zusammen. Eine ordinierte Buddhistin der FWBO teilte mir mit, dass sie
sich bereits seit Jahren vegan ernähre: die Frau sah aus wie das blühende
Leben. Wenige Tage später bekam ich die oben zitierte WHO-Studie über
vegane Chinesen in die Hände. Noch in der gleichen Woche teilte mir
ein Freund mit, dass er durch zeitweise vegane Ernährung seine Allergien
erfolgreich bekämpft habe, und er gab mir ein Buch, in dem dies detailliert
beschrieben wurde. So kam ich zum vierten Schritt: dem Übergang zur
veganen Ernährung.
Heute, drei Jahre später, erlaube ich mir kleine Ausnahmen. Wenn ich mit nichtveganen Freunden oder Familienangehörigen z. B. im Urlaub unterwegs bin, so besteht die Alternative, nicht in ein Lokal zu gehen, sondern die mitgebrachten Nahrungsmittel auf der Parkbank zu verzehren (was leidvoll für die Angehörigen ist), in ein Lokal zu gehen und Fleisch zu essen (was leidvoll für die Tiere ist), oder den mittleren Weg zu gehen und in das Lokal einzukehren und auf Fleisch zu verzichten und das Produkt zu nehmen, was vergleichsweise vertretbarer ist, den gebackenen Camembert. Ich habe mich entschieden in solchen Fällen den mittleren Weg zu gehen. Ich habe mich aber auch dafür entschieden, wirklich nur in solchen Fällen Milchprodukte als die sozial verträglichere Variante zu wählen.
Wenn jemand, der bisher "nur" Vegetarier
war, aber nicht Veganer, also einer, der auch auf Milchprodukte und Eier
verzichtet, den weiteren Schritt gehen möchte, so sei diesem dringend
empfohlen, nicht einfach die tierischen Produkte wegzulassen, denn das
würde in der Tat zu unausgewogener Ernährung führen. Stattdessen
sollte man sich zunächst informieren, ich kann dabei dieses Buch empfehlen:
Ralf Moll und Wolfgang Spiller: Schachmatt
den Allergien (erschienen bei Schnitzer).
Während es für Vegetarier inzwischen eine reiche Palette an Kochbüchern gibt, sieht dies für Veganer sehr flau aus. Die beiden einzigen, die ich kenne sind beim ÖkoBüro Hanau (Adresse des BuddhaNetz-Infos) erhältlich: "Vegan kochen" (Preis DM 12,--) und "Das revolutionäre Kochbuch" (DM 15,--), beide zusammen sind für DM 25,-- zu bestellen. Wer diesen Pfad probieren möchte, kann die Bücher im ÖkoBüro Hanau bestellen. (Die Bücher sind nur bedingt als Geschenk geeignet, da es sich um optisch nicht besonders attraktive Ringhefter handelt.)
Teilweise gibt es auch bereits vegane Läden,
allerdings in der Regel nur in Metropolen. Ansonsten empfehlen sich Reformhäuser
als Einkaufsmöglichkeiten, aber auch hier gilt, dass man das Kleingedruckte
auf der Verpackung lesen muss, denn bei zahlreichen Produkten werden Eier
(Eiklar, Volleipulver) verwendet. So wird der tägliche Einkauf zu
einer Achtsamkeitsübung, was praktizierende Buddhisten nur freuen
kann. Daneben gibt es inzwischen auch einige Versandgeschäfte, z.
B. der Radix Versand (Neumayerring 17, 67227 Frankenthal, Tel + Fax 06233/319434
oder 319535), der allerdings nicht billig ist.
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