Gaius Schlitzorius rettet des Imperium Romanum
Wir haben gesehen, dass zu Beginn des Imperium Romanum, des Römischen Reiches, eine Tauschwirtschaft mit festen Wechselkursen bestand. Zunächst waren die Tauschobjekte Eier (Kleingeld), Hühner, Ziegen, Schweine, Kühe, Pferde, SklavInnen. In ländlichen Gegenden dürfte sich dieses System noch recht lange gehalten haben, in Rom selbst, das sich alsbald zu einer Millionenmetropole entwickelte, war Vieh als Tauschmittel weniger geeignet. Dies lag einerseits in der Schwierigkeit, diese Art von Geld aufzubewahren als auch in der mangelnden Haltbarkeit (vor allem, wenn man sich nicht darum kümmerte).

Die neuen Anforderungen an ein allgemeines Tauschmittel (Geld) waren also: es musste sich lang halten, es musste seinen Wert behalten, es musste einfach aufzubewahren sein, also einen möglichst hohen spezifischen Wert haben. Hinzu kam das, was auch schon in der Tauschwirtschaft galt, es musste allgemein akzeptiert sein, also Objekt von jedermanns Begierde.

Alle diese Eigenschaften erfüllten Edelmetalle, also Gold und Silber. Der spezifische Wert ist hoch. Ein Kilogramm Gold ist etwa so groß wie eine Streichholzschachtel und kostet heute etwa 10.000,-- EUR. Es lässt sich also bequem lagern und transportieren. Edelmetalle heißen deshalb Edelmetalle, weil sie nicht oxidieren, d.h. sie reagieren nicht mit Luft oder Wasser (wie z.B. Eisen, das rostet). Da die Edelmetalle sehr selten sind, sind sie wertvoll. Gold ist zwar zu fast nichts wirklich nützlich, aber allein die Tatsache, dass es selten ist, lässt es zum Objekt der Begierde werden.

So nimmt es nicht Wunder, das Gold und Silber sich im wohlhabenden Rom bald als allgemeines Tauschmittel durchsetzte. Vielleicht hätte sich an dieser Tatsache bis heute nichts geändert, wenn es nicht das Problem gäbe, dass die menschliche Gier sich immer wieder damit befasst, sich Reichtum zu verschaffen. Damit ist hier nicht das Verlangen nach angemessener Entlohnung gemeint, sondern die große Gier sich möglichst viele Reichtümer zu verschaffen - in der verblendeten Annahme, dass der Besitz von vielen Dingen viel Glück bedeutet.

Bereits in der Geschichte mit den Tontöpfen hatten wir gesehen, dass Gier zu Konflikten, ja sogar zu Kriegen führen kann. Dabei ging es damals nur um Gebrauchsgegenstände. Sobald es aber um das große Geld geht, wird die Wirtschaftsgeschichte zu einer Geschichte der Wirtschaftskriminalität. Wir werden daher die Geschichte des Geldes so zeigen wie sie ist: eine Geschichte von technischen Neuerungen, Gier und Kriminalität. Unsere erste Geschichte spielt vor etwa 2000 Jahren. Wir haben die Geschichte, die sich ungefähr so abgespielt hat, in die Regierungszeit von Julius Caesar gelegt, weil dies der bekannteste römische Herrscher war - nicht nur dank Asterix.

Wir schreiben das Jahr 50 v.Chr. Ganz Rom ist geschäftig und bemüht sich Wohlstand auf mehr oder weniger redliche Art zu erreichen. Ganz Rom? In einer kleinen Taverne sitzt der junge Gaius Schlitzorius und trinkt seinen Wein.

Für einen Silberling bekommt man zwei Krüge Wein. Er hat noch vier Silberlinge und ein Goldstück, das ist 20 Silberlinge wert. Wieviel Wein wird er in den nächsten Tagen noch trinken können, bis er pleite ist? Er ist ein freier Bürger Roms, kein Sklave. Allerdings hat er auch keinen Sklaven, die kosten mindestens vier Goldstücke, die kann er sich nicht leisten. Und selbst arbeiten? Er? Gaius Schlitzorius mit schmutzigen Händen beim Straßenbau? Undenkbar! Oder als Schreiber in einer der großen Handelsbetriebe? Immer nur machen, was die Bosse sagen? Er war schließlich kein Sklave, sondern ein freier Bürger Roms! Es musste einen anderen Weg geben!

Dienstschluss, die Bauarbeiter kamen von der Arbeit, laut waren sie und schmutzig. Einer rief: "Ich bin Vater geworden, ich geb' einen aus." Insgesamt acht Mann waren es, die sich an den Nebentisch setzen. "Octavian", rief der junge Vater zum Wirt, "bring uns zwei Krüge Wein und sechs weitere Krüge. Ach ja, und Wasser!" Er zahlte einen Silberling, verteilte den Wein gleichmäßig in die acht Krüge und gab ordentlich Wasser dazu.

Das ist eine Idee, dachte Gaius Schlitzorius, auf diese Art würde mein Geld länger reichen. Aber soll ich denn saufen wie ein Bauarbeiter? Nein das ist unter meiner Würde. Aber es muss einen anderen Weg geben. Und er hatte den Verdacht, dass es irgendetwas mit diesen Weinpanschern zu tun hatte, nur was? Es wollte ihm nicht einfallen. Mürrisch ging er nach Hause. "He, Herr Schlitzorius, wollen sie ´ne Walnuss," fragte ihn der Sohn seiner Vermieterin. Merkwürdig, dachte Gaius Schlitzorius, der verschenkt doch sonst nichts, und griff zu. Die Nuss ließ sich leicht öffnen. Dieser Lausebengel hatte Katzendreck in die Nuss gemacht, so eine Frechheit, das hätten wir uns früher nicht erlaubt.

Gaius Schlitzorius legte sich zu Bett und schlief unruhig und träumte. Er jagte in einem Wald, doch er wusste nicht wonach. Dann sah er im Unterholz etwas sitzen, er schleuderte seinen Speer - und hatte einen Weinkrug erlegt. Weiter ging er in den Wald. Da kam er zu einem Walnussbaum. "Lass' mich raus," rief es aus einer Walnuss, "ich bin eine verzauberte Göttin." Er wusste nicht was er tun sollte, vielleicht war ja Katzedreck drin? Andererseits, wer hatte jemals Katzendreck in einer Walnusschale reden gehört. Vorsichtig öffnete er die Nuss - da ertönte ein großes Rauschen es gabe einen Blitz und vor ihm stand eine wunderschöne junge Frau in einem Hirschlederkleid. "Waidmannsheil, Jägersmann", sagte die attraktiver Erscheinung, "ich bin Diana, die Göttin der Jagd, und will dir das geben, wonach du am meisten jagst. Wohlan, ein Wunsch, werde ich dir erfüllen." Einen Moment zögerte er und blickte an der wunderschönen Göttin mit dem wehenden Haar und den knallengen kurzen Hirschlederkleid herab, doch dann fing er sich wieder. "Gold", sagte er , "ich will Gold. Ich will der reichste Mann der Welt werden!" "Nichts leichter als das," antwortete Diana, und gab ihm eine Walnuss, "du musst nur aus Scheisse Gold machen." Und lachend war die bezaubernde Göttin verschwunden, Gaius Schlitzorius aber erwachte schweißgebadet. Vor seinem Bett lag die Nuss mit dem Katzendreck. "Aus Scheiße Gold machen, das ist es, danke Diana", rief Gaius Schlitzorius. Dieser Tag sollte sein Leben verändern - und mit ihm das ganze Imperium Romanum.

Es dauerte einige Tage, bis Gaius Schlitzorius die Sache technisch im Griff hatte, aber dann klappte es. Er hatte das einzig ihm verbliebene Goldstück eingeschmolzen und fünf Stück Blei in der Größe des Goldstückes gefertigt. Dann verkleidete er die Bleistücke mit dem Gold. Da das Blei fast das gleiche spezifische Gewicht hat wie das Gold, war mit bloßem Auge kein Unterschied zu erkennen. Und jedes seiner neuen fünf Goldstücke wog genau eine Unze. Gaius Schlitzorius hatte den Grundstein für sein Vermögen gelegt, ein Vermögen, das ihn zum reichsten Mann der Welt machen sollte. Aber der Weg dahin war noch weit.

Zunächst durfte sein wachsender Reichtum nicht auffallen. Also legte er sich ein Import-Export-Geschäft in der Nähe des Hafens zu. Dies war seine Fassade der Legalität. Natürlich musste er durch Tausch neue Goldstücke beschaffen und mit ihnen den Trick wiederholen. Alsdann kaufte er sich auf dem Sklavenmarkt zwei Sklaven und eine Sklavin. Der eine Sklave musste den legalen Teil seiner Geschäfte im Laden abwickeln, der andere wurde von ihm in die Kunst des Golderzeugens eingeweiht. Und die Sklavin war für die sonstigen Bedürfnisse des Gaius Schlitzorius da, er hatte diejenige ausgesucht, die der Göttin Diana am ähnlichsten sah. Und Gaius Schlitzorius selbst war damit beschäftigt echtes Gold zu besorgen und falsches auszugeben. Seine Geschäfte gingen ausgezeichnet, bald konnte er expandieren, eröffnete Filialen seines Außenhandelsunternehmens in Syracus, Athen und Alexandria und verlegte seine Goldproduktion in eine Werkstatt hinter seiner großen Villa auf den Hügeln vor den Toren Roms. In seiner Goldfälscherwerkstatt arbeiteten inzwischen fast zwei Dutzend Sklaven und er hatte sich inzwischen auch sechs Sklavinnen zugelegt. Die Geschäfte florierten und er musste sich bald um gar nichts mehr kümmern. Auch für die Geheimhaltung hatte er den geeigneten Mann gefunden, der aufpasste dass nichts durchsickerte: Cassius Iunius Appeninus, der früher Chefagent Kleopatras, dessen Aufgabenbereich so geheim war, dass nicht einmal sein Name genannt werden durfte, allenfalls seine Initialen: C.I.A.

Gaius Schlitzorius war inzwischen zu einem der angesehensten Bürger Roms geworden und er überlegte sich ob er nicht für den Senat kandidieren sollte. Doch just da geschah das, was früher oder später geschehen musste: irgendjemand wollte aus einem 1-Unzen-Goldstück zwei 1/2-Unzen-Goldstücke machen und schmolz das Gold ein. Welches Entsetzen als sich herausstellte, dass nur die Hülle aus Gold war, der Rest aber reinstes Blei. Es kam zu einem Zusammenbruch der Märkte, niemand war mehr bereit Gold zu akzeptieren, vereinzelt wurde auch die Annahme von Silber verweigert. Rom war in der größten Wirtschaftskrise seit Menschen gedenken und das Volk fand sich zu spontanen Demonstrationen zusammen um vor dem Capitol Cäsar aufzufordern, eine Lösung zu finden oder für einen fähigeren Regierungschef Platz zu machen.

"Bürger von Rom", begann Cäsar seine Rede von der obersten Treppenstufe des Capitols, "nicht umsonst setzt ihr großes Vertrauen in mich. Noch jede Krise habe ich gemeistert und ich verspreche ich, dass ich auch diese Krise in nur 7 Tagen von heute an gelöst haben werde." Das Volk applaudierte und skandierte. "Hoch lebe Caesar!", aber es gab auch kritische Stimmen, die nicht so recht daran glauben wollten, dass Caesar, der doch eher ein Feldherr war, genug von Finanzpolitik verstünde, um das Problem in den Griff zu bekommen.
Caesar war außer sich und rief seinen Vertrauten Technocratus zu Hilfe: "Ich verlange von dir, dass du in drei Tagen eine Lösung des Problems hast,  oder ich werfe dich im Circus den Löwen zum Fraße vor!"

Auch Gaius Schlitzorius war nicht untätig und hatte seinen Geheimagenten C.I.A. zum Capitol gesendet, der dort in der Lobby (der Säulenhalle des Capitols) dem Technocratus auflauerte und ihm einen Vorschlag unterbreitete. Das war die Lösung! So konnte Technocratus seine Knochen vor den Löwen retten. Technocratus wurde sofort bei Julius Caesar vorstellig: "Großer Julius Caesar, du solltest einen würdigeren statt meiner benennen. Präsentiere dem Volk einen Finanzminister, einen der die Probleme löst und der schon heute im ganzen Imperium Romanum von Athen über Syracus bis Alexandria als das größte Finanzgenie gilt, den erfolgreichsten Unternehmer der Antike, mache Gaius Schlitzorius zum Finanzminister."

Sofort ließ Julius Caesar Gaius Schlitzorius zu sich kommen. "Gaius Schlitzorius, ich ernenne dich zu meinem Finanzminister. Bis morgen präsentierst du mir eine Lösung des Problems, für übermorgen berufen wir eine Volksversammlung ein und verkünden die Reformen."

Am nächsten Tag präsentierte Gaius Schlitzorius seinen Plan. Ein Plan, der nicht nur über Nacht die Wirtschaftskrise beseitigen würde, sondern zugleich zum größten Publicity-Feldzug der Antike wurde, zu einem gigantischen Wahlkampfwerbefeldzug der Julius Caesar zum Superstar der Antike machte.

"Julius Caesar," begann Gaius Schlitzorius, "das Problem ist doch, dass niemand weiß, welche Goldstücke echt sind und welche nicht. Selbst wenn wir sie untersuchen und weitergeben, so weiß dies morgen bereits niemand mehr, wenn die Goldstücke den Besitzer gewechselt haben. Wir müssen, also erstens das Gold untersuchen, zweitens das untersuchte Gold kennzeichnen, drittens vermeiden, dass untersuchtes Gold nachträglich gefälscht werden kann und viertens dem dämlichen Volk klar machen, dass sie die Sicherheit der römischen Währung allein dir zu verdanken haben, großer Julius Caesar."

"Trefflich,  Gaius Schlitzorius, ist deine Analyse, doch welche Maßnahmen empfiehlst du um all das durchzusetzen?"

"Wir werden alles Gold zu staatlichen Prüfstellen bringen lassen. Dort wird es im Beisein der Besitzer eingeschmolzen, sollte es sich als echt erweisen, wird es erneut in 1-Unzen-Stücke gegossen, aber solange es noch dickflüssig ist gestempelt, sodass der Stempel sich in das Gold einprägt. Würde es jemand nachträglich zu manipulieren versuchen, wäre dir Prägung verschwunden. Und zum Zeichen, dass das Volk dies niemandem anderes als dir zu verdanken hat, werden wir nicht nur das staatliche Hoheitszeichen S.P.Q.R. einprägen, sondern zusätzlich dein Abbild. So wirst du im ganzen Reich bekannt, jeder verbindet gedanklich deinen Namen mit dem von Gold, dem wertvollsten, was es gibt, du wirst somit alle kommenden Wahlen gewinnen und selbst in 2000 Jahren werden Münzen mit deinem Abbild noch in aller Welt in den Museen liegen, du wirst der größte Held der Antike werden, einer gegen den die Namen der Götter verblassen."

Dies fand Julius Caesar angemessen und er entschied, dass es genau so umgesetzt werden sollte. Damit war eine neue Form des allgemeinen Tauschmittels eingeführt worden, die Münze. Eine Geldform die noch heute existiert (während Hühner, Decken und Frauen als Geld ja aus der Mode gekommen sind). Dieses Münzgeld hatte jedoch gegenüber unserem heutigen Geld einen großen Unterschied: es war vollstoffwertig, wir sprechen auch von sog. "Kurantmünzen". Es wurde mit der Prägung bescheinigt, dass die 1-Unze-Goldmünze tatsächlich eine Unze Gold enthielt. Unsere heutigen Münzen nicht nicht vollstoffwertig, man nennt sie im Gegensatz zu den Kurantmünzen "Scheidemünzen". Der Metallwert eines 1-Euro-Stückes liegt niedriger als ein Euro.

Wer gedacht hätte, die Fälscherkarriere des Gaius Schlitzorius wäre damit beendet gewesen, der irrt.  Gaius Schlitzorius war nun ein doppelt angesehener Bürger: er war der erfolgreichste Unternehmer des Imperium Romanum und er war dessen Finanzminister. Und für die Überwachung und Geheimhaltung seiner illegalen Aktivitäten hatte er C.I.A. Und diese illegalen Aktivitäten hatten nun einen etwas veränderten Inhalt. Als Gaius Schlitzorius dem Caesar das technische Verfahren zur Fälschungssicherheit der Münzen vorschlug, hatte er sehr wohl ein Hintertürchen für sich eingeplant. Früher wurde das Gold gewogen, der Wert hing vom Gewicht ab. Inzwischen gab es 1-Unze-Münzen, die niemand mehr wog: dafür, dass sie eine Unze wiegen, stand ja das Konterfei von Julius Caesar.

Allerdings erfolgte die Prägung von Hand, so dass die Münzen nicht ganz rund waren. Hier setzte nun das Fälschungshandwerk der Sklaven des Gaius Schlitzorius an: Mit einem scharfen Messer schnitten sie am Rand etwas ab, dadurch wurden die Münzen zwar runder, allerdings etwas leichter. Auf diese Art gelang es durchschnittlich 10% des Goldes durch Abschneiden in die Schatulle von Gaius Schlitzorius zu lenken, das entsprach in etwa dem Gegenwert von heute 25 Euro und konnte von einem geübten Sklaven leicht in 15 Minuten erledigt werden. Da Gaius Schlitzorius beständig etwa 50 Sklaven 10 Stunden am Tag daran arbeiten ließ, war dies ein zusätzlicher Ertrag von umgerechnet 50.000 Euro pro Tag. Hinzu kamen die Erträge aus den Außenhandelsbetrieben des Gaius Schlitzorius und die Zinserträge seiner Kreditbank, die große Kredite an den Staat gab, dafür sorgte schon der Finanzminister Gaius Schlitzorius.

Julius Caesar hingegen hatte andere Probleme, er wollte schließlich nicht nur als Finanzgenie in die Geschichte eingehen, sondern auch als größter Feldherr aller Zeiten, was nach ihm noch andere versuchten. Daher führte Julius Caesar Krieg in Gallien. Der Krieg zog sich länger hin als er dachte und war teurer als jeder andere Krieg, den das Römische Reich zuvor geführt hatte. Der Senat des Römischen Reiches fand das gar nicht so toll und schickte einen Boten zu Julius Caesar: er solle dem Senat berichten, oder aber er würde keine Kriegskredite mehr erhalten. Julius Caesar erschien vor dem Senat und hielt die längste Rede in der Geschichte des Römischen Senates. Er las alles ab. Er hatte es vorher aufgeschrieben, bzw. seinem Schreiber Tiro, dem Erfinder der Stenografie, diktiert. Das Manuskript war fünf Bücher lang und trägt den Titel "De bello Gallico". Es war das Schlimmste, was er der Nachwelt antat, denn viele Generationen von Schülern musste diese fünf Bücher im Lateinunterricht lesen und übersetzen, bis auf den heutigen Tag.

Die Rede war nur ein Teilerfolg. Er bekam zwar Geld für den Krieg bewilligt, jedoch nicht genug, um ihn erfolgreich beenden zu können. Was tun?  Julius Caesar rief seinen Finanzminister: "Gaius Schlitzorius, bereits einmal hast du dem römischen Reich gedient, in dem du die Münze erfandest. Heute brauche ich deine Hilfe erneut: ich brauche Geld. Viel Geld. Erfinde wieder etwas, du hast 24 Stunden Zeit."

Gaius Schlitzorius dachte nach und grübelte die ganze Nacht, aber ihm fiel nichts Neues ein. Und wenn einem nichts Neues einfällt, muss man eben auf Erprobtes zurückgreifen. Und das tat er.

"Großer Julius Caesar," begann Gaius Schlitzorius, "abermals ist es mir gelungen, eine finanztechnische Erfindung zu machen, die die Jahrtausende überdauern wird. Wir werden wieder alles Gold einsammeln, allerdings diesmal nicht so, dass die Besitzer zuschauen können. Dann werden wir Bleiplättchen produzieren, diese von außen mit Gold verkleiden und darauf den Prägestempel machen. So können wir leicht aus einer Unze Gold fünf 1-Unzen-Stücke machen."

"Bist du toll, Gaius Schlitzorius," fragte Julius Caesar, "das ist übelste Geldfälscherei, früher oder später wird das herauskommen und ich werde als Schurke in die Geschichte eingehen."

"Nein, oh Caesar," antwortete Gaius Schlitzorius, "warum sollte jemand die Münzen einschmelzen, es ist ja dein Abbild darauf. Und selbst wenn es herauskommt: du willst dir doch damit eine starke Armee finanzieren. Du erklärst einfach, dass jeder das Geld mit Caesars Abbild annehmen muss, du erklärst es zum gesetzlichen Zahlungsmittel. Wer sich weigert es anzunehmen, dem nimmst du den Laden weg. Wozu sonst hast du deine Soldaten. Du hast nur zwei Möglichkeiten Caesar, entweder du gehst als der Versager ein, der als erster Römischer Feldherr einen Krieg verloren hat, oder du gehst als der hervorragende Herrscher in die Geschichte ein, der Gallien und Britannien erobert hat und dazu noch das westliche Germanien und der ganz nebenbei der Welt eine völlig neue Geldkultur beschaffen hat: das gesetzliche Zahlungsmittel."

Julius Caesar war sich nicht sicher, ob dies wirklich die geniale Idee war, auf die er gehofft hatte. Aber nach einigem überlegen stellte er fest, dass er in der Tat keine andere Wahl hatte. Und er vertraute darauf, dass Gaius Schlitzorius Recht habe. Die Geschichte würde das Urteil darüber sprechen.



Die Geschichte hat inzwischen geurteilt und wir können feststellen, dass es bei diesem unterstoffwertigen Münzgeld geblieben ist. Bis auf den heutigen Tag ist Münzgeld unterstoffwertig. Es muss dennoch von jedem akzeptiert werden, denn es ist gesetzliches Zahlungsmittel. Würde sich ein Geschäft heute weigern, Euro und Cent anzunehmen und stattdessen auf der Bezahlung in Gold oder Silber bestehen, wäre dieses ein Gesetzesverstoß. Dem gesetzlichen Zahlungsmittel wird noch heute von der bewaffneten Staatsgewalt die Autorität verschafft, und dies gilt für alle gesetzlichen Zahlungsmittel, nicht nur die Münzen. Und auch noch heute finanziert der Staat einen (kleinen) Teil seiner Ausgaben aus dem sog. "Münzregal", das ist das Recht des Staates, Münzen zu prägen. Der Gewinn aus den (deutschen) Euro-Münzen fließt in den Bundeshaushalt und der Hans Eichel hat somit jedes Jahr Gelegenheit, dem Gaius Schlitzorius freudig zu gedenken.


Update
Julius Caesar war sich nach dem letzten Rat des Gaius Schlitzorius sicher, dass dieser hinter den ganzen Geldfälschereien steckten und er fürchtete, dass sein Finanzminister ihn in noch größere Probleme treiben würde. Er nahm sich daher den Rat von Schlitzorius zu Herzen, dass er, gestützt auf seine Legionäre (Soldaten) eine starke Macht hatte. Er veranlasste, dass Gaius Schlitzorius, kaum dass Caesar nach Gallien aufgebrochen war, von den Legionären festgenommen und im Circus den Löwen vorgeworfen wurde.

Bald nach seiner Rückkehr aus Gallien wurde Julius Caesar seinerseits Opfer einer Verschwörung. Wer hinter dieser steckte ist bis heute ungeklärt. Tatsache ist, dass er Mitte März 44 v. Chr. im Senatsgebäude erstochen wurde. Zwar waren im Senat Waffen verboten und Caesar ließ Eingangskontrollen durchführen, jedoch hatten die Senatoren ihr Schreibwerkzeug bei sich, um sich Notizen zu machen. Dies bestand aus einer Wachstafel und einem Notizgriffel. Caesar wurde mit 47 Griffelstichen gemeuchelt. Wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen verlautete, sei Cassius Iunius Appenius kurz zuvor im Senatsgebäude gesehen worden.



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