Die Situation zu Beginn des 19. Jahrhunderts, also bevor die Arbeiterbewegung sich das heutige Arbeitsrecht Stück für Stück erkämpfte, sah so aus, wie es Fr. Engels beschrieb:

Friedrich Engels:
Die Lage der arbeitenden Klasse in England
(Ausgabe des Dietz-Verlages, S. 217 -221 leicht gekürzt, Hervorhebung von H.G.)

Es versteht sich übrigens, daß die Fabrikdienstbarkeit wie jede andre, dem Brotherrn das Jus primae noctis erteilt. Der Fabrikant ist Herr über den Leib und die Reize seiner Arbeiterinnen. Ist der Fabrikant gemein genug so ist seine Fabrik zugleich sein Harem; und daß nicht alle Fabrikanten Gebrauch von ihrem Rechte machen, verändert die Sachlage in Beziehung auf die Mädchen durchaus nicht. Im Anfange der Fabrikindustrie, wo die meisten Fabrikanten Emporkömmlinge ohne Bildung und ohne Rücksicht auf die gesellschaftliche Heuchelei waren, ließen sie sich auch durch nichts in der Ausübung ihres „wohlerworbnen“ Rechtes stören.

Um die Folgen der Fabrikarbeit auf den physischen Zustand des weiblichen Geschlechts richtig zu beurteilen, wird es nötig sein, vorher die Arbeit der Kinder und die Art der Arbeit selbst in Betracht zu ziehen. Von Anfang der neuen Industrie an wurden Kinder in den Fabriken beschäftigt; anfangs wegen der Kleinheit der Maschinen fast ausschließlich; und zwar nahm man die Kinder aus den Armenhäusern, die scharenweise als "Lehrlinge" bei den Fabrikanten auf längere Jahre vermietet wurden. Sie  waren Sklaven ihrer Brotherrn, von denen sie mit der größten Rücksichtslosigkeit und Barbarei behandelt wurden. Schon 1796 sprach sich der öffentliche Unwille über dies empörende System so energisch aus, daß das Parlament 1802 eine Apprentice-Bill (Lehrlingsgesetz) passierte, wodurch die schreiendsten Mißbräuche abgestellt wurden. Allmählich trat die Konkurrenz freier Arbeiter ein und verdrängte das ganze Lehrlingssystem. Die Fabriken wurden allmählich mehr in den Städten errichtet, die Maschinen vergrößert und die Lokale luftiger und gesunder angelegt; allmählich fand sich auch mehr Arbeit für Erwachsene und junge Leute, und so nahm die relative Zahl der arbeitenden Kinder etwas ab, und das Alter, in dem die Arbeit angefangen wurde, stieg etwas. Man beschäftigte wenig Kinder unter 8 bis 9 Jahren mehr. Später trat die gesetzgebende Gewalt noch mehrere Male zum Schutz der Kinder gegen die Geldwut der Bourgeoisie auf.

Die große Sterblichkeit unter den Kindern der Arbeiter ist Beweis genug von der Ungesundheit der Lage, in der sie ihre ersten Jahre verbringen. Diese Ursachen wirken auch auf diejenigen Kinder, welche am Leben bleiben, nur natürlich nicht ganz so stark wie auf die, welche ihnen zum Opfer fallen. Die Wirkung derselben ist also im gelindesten Fall eine Krankheitsplage oder eine gehemmte Entwicklung und daher eine geringere Körperstärke als die normale. Das neunjährige Kind eines Fabrikarbeiters, das unter Mangel, Entbehrung und wechselnden Verhältnissen, in Nässe, Kälte und ungenügender Kleidung und Wohnung aufgewachsen ist, hat bei weitem nicht die Arbeitsfähigkeit des in gesunderer Lebenslage erzogenen Kindes. Mit dem neunten Jahre wird es in die Fabrik geschickt, arbeitet täglich 6 1/2 Stunden (früher 8, noch früher 12 bis 14, ja 16 Stunden) bis zum dreizehnten Jahre, von da an bis zum achtzehnten Jahre 12 Stunden. Die schwächenden Ursachen dauern fort, und die Arbeit tritt noch hinzu. Es ist allerdings nicht zu leugnen, daß ein neunjähriges Kind, allenfalls auch das eines Arbeiters, eine tägliche Arbeit von 6 1/2 Stunden aushalten könne, ohne daß sichtlicher und offenbar hierauf zu reduzierender Schaden an seiner Entwicklung geschehe; aber keinesfalls trägt der Aufenthalt in der dumpfigen, feuchten, oft feuchtheißen Fabrikatmosphäre zu seiner Gesundheit bei. Unverantwortlich aber bleibt es unter allen Umständen, die Zeit von Kindern, die rein der körperlichen und geistigen Entwicklung gewidmet sein sollte, der Habgier einer gefühllosen Bourgeoisie zu opfern, die Kinder der Schule und der freien Luft zu entziehen, um sie zum Vorteil der Herren Fabrikanten auszubeuten. Allerdings sagt die Bourgeoisie: Wenn wir die Kinder nicht in den Fabriken beschäftigen, so bleiben sie in Verhältnissen, die ihrer Entwicklung nicht günstig sind - und das ist im ganzen richtig —, aber was heißt das, auf seinen wahren Wert reduziert, als: Erst setzt die Bourgeoisie die Arbeiterkinder in schlechte Verhältnisse und beutet dann diese schlechten Verhältnisse noch zu ihrem Vorteil aus - sie beruft sich auf etwas, was ebensowohl ihre Schuld ist wie das Fabriksystem, sie entschuldigt die Sünde, die sie heute tut durch die, welche sie gestern getan tat.

Der Bericht der Zentralkommission (von 1883, H.G.) erzählt, daß die Fabrikanten Kinder selten mit fünf, häufig mit sechs, sehr oft mit sieben, meist mit acht bis neun Jahren zu beschäftigen anfingen, daß die Arbeitszeit oft 14 bis 16 Stunden (außer Freistunden zu Mahlzeiten) täglich daure, daß die Fabrikanten es zuließen, daß die Aufseher die Kinder schlugen und mißhandelten; ein Fall wird sogar erzählt, wo ein schottischer Fabrikant einem entlaufenen sechzehnjährigen Arbeiter nachritt, ihn zwang, so rasch, wie das Pferd trabte, vor ihm her zurückzulaufen, und fortwährend mit einer langen Peitsche auf ihn loshieb! In den großen Städten, wo die Arbeiter sich mehr widersetzten, fiel dergleichen allerdings weniger vor. Aber selbst diese lange Arbeitszeit genügte der Habsucht der Kapitalisten nicht. Es galt, das in Gebäuden und Maschinen steckende Kapital mit allen möglichen Mitteln rentbar zu machen, es so stark wie möglich arbeiten zu lassen. Die Fabrikanten führten daher das schändliche System des Nachtarbeitens ein; bei einigen waren zwei stehende Klassen von Arbeitern, jede so stark, um die ganze Fabrik besetzen zu können, und die eine Klasse arbeitete die zwölf Tages-, die andre die zwölf Nachtstunden. Man kann sich leicht denken, welche Folgen eine solche dauernde Beraubung der Nachtruhe, die durch keinen Tagesschlaf zu ersetzen ist, auf die körperliche Lage, namentlich kleiner und größerer Kinder und selbst Erwachsener, haben mußte. Aufreizung des ganzen Nervensystems, verbunden mit allgemeiner Schwächung und Erschlaffung des ganzen Körpers, waren die notwendigen Resultate. Dazu die Beförderung und Aufreizung der Trunksucht, des regellosen Geschlechtsverkehrs. Andre Fabrikanten verfuhren noch barbarischer, ließen viele Arbeiter 30 bis 40 Stunden durcharbeiten, und das wöchentlich mehrere Male, indem ihre Ersatzmannschaft nicht vollzählig war, sondern nur den Zweck hatte, immer einen Teil der Arbeiter zu ersetzen und ihm, ein paar Stunden Schlaf zu erlauben. Die Berichte der Kommission über diese Barbarei und ihre Folgen übertreffen alles, was mir sonst in diesem Fach bekannt ist. Die Folgen hiervon traten bald genug hervor: Die Kommissäre erzählen von einer Menge Krüppel, die ihnen vorgekommen seien und die entschieden der langen Arbeitszeit ihre Verkrüppelung zu verdanken hätten. Diese Verkrüppelung besteht gewöhnlich aus Verkrümmung des Rückgrats und der Beine und wird von Francis Sharp (Mitglied des königlichen Kollegiums der Wundärzte) in Leeds folgendermaßen beschrieben:

„Ich sah die eigentümliche Verdrehung der untern Enden des Schenkelknochens nie, bevor ich nach Leeds kam. Anfangs glaubte ich, es sei Rachitis, aber die Menge der sich im Spital präsentierenden Patienten und das Vorkommen der Krankheit in einem Alter (8 bis 14 Jahre), in welchem Kinder gewöhnlich nicht mehr der Rachitis unterworfen sind, sowie der Umstand, daß das Übel erst angefangen hatte, seitdem die Kinder in der Fabrik arbeiteten, bewogen mich bald, meine Meinung zu ändern. Ich habe bis jetzt ungefähr hundert solcher Fälle gesehen und kann aufs entschiedenste aussprechen, daß sie die Folge von Überarbeitung sind; soviel ich weiß, waren es alles Fabrikkinder, und sie selbst schreiben das Übel jener Ursache zu. - Die Anzahl der mir vorgekommenen Fälle von verkrümmtem Rückgrat, offenbar die Folge von zu langem Aufrechtstehen, wird nicht geringer als dreihundert sein".

Auswertung
Problem Details heute hier? und woanders?
sexuelle Ausbeutung Fabrik als Harem;
Sex oder Rausschmiss
am Arbeitsplatz verboten;
aber: illegal in die EU eingeschleuste Frauen werden zu Sex gezwungen, Prostituion meist unter Zwang
Sextorismus und Kinderprostitution; nicht nur Fabrikherr, auch Arbeiter werden zu Ausbeutern; Globalisierung der sex. Ausbeutung
Kinderarbeit Kinder ab 8, teilw. ab 5 Jahren; Arbeitszeiten teilweise mehr als 12 Stunden Kinderarbeit verboten Produkte für uns werden in Asien mit Kinderarbeit erzeugt, z.B. in China finanzieren sich Schulen durch Kinderarbeit;
Globalisierung als Problem
Arbeitszeit bis zu 16 Std./Tag
Schichten bis zu 30 oder 40 Std. z.T. mehrmals wöchentlich
8-Std.-Tag (seit 1919) in anderen Ländern z.T. deutlich längere Arbeitszeiten
Nachtarbeit stört Biorythmus
2 Schichten zu 12 Stunden
in manchen Bereichen sozial nötig (z. B. Krankenhaus);
in manchen Bereichen technisch nötig (AKWs können nicht abends abgeschaltet werden);
teilweise wirtschaftlich sinnvoll (längere Maschinenlaufzeiten senken die Kosten), daher seit 20 Jahren wieder Anstieg der Nachtarbeit
3-Schicht-Betrieb in asiatischen Fabriken verschaffte Japan u.a. Vorteile auf dem Weltmarkt, in einer globalisierten Wirtschaft musste Europa nachziehen
körperliche Schäden Haltungschäden, Rachitis, Rückgratverkrümmung; Beeinträchtigung der Wehrpflicht heute detailierter Arbeitsschutz
aber: neue Techniken bringen neue Gefahren, z.B. radioaktive Strahlung oder Schäden durch Fotokopierer und Laserdrucker am Arbeitsplatz
Arbeitsschutz in vielen Ländern unzureichend, daher wird Risikoproduktion in Entwicklungsländer verlegt