Leseprobe aus BuddhaNetz-Info Nr. 7 (Sommer 1999)

Claude AnShin Thomas

Claude Thomas war ehemals US-Vietnamkriegssoldat und ist heute Schüler der Zen-Meister Thich Nhat Hanh und Tetsugen Glassman Roshi, buddhistischer Mönch und weltweiter Friedensarbeiter.
Nach einer schweren, von Gewalt und Missbrauch geprägten Kindheit meldete er sich als Siebzehnjähriger freiwillig zum Kriegseinsatz in Vietnam. Als Kommandierender einer Hubschrauberstaffel wurde er für den Tod Hunderter von Menschen verantwortlich. Er nennt sich selbst heute einen "Killer". Im Alter von 19 Jahren kehrte er mit schweren Verwundungen in die USA zurück. Nicht fähig, mit seinen traumatischen Erfahrungen zurechtzukommen und von der amerikanischen Gesellschaft ausgestossen, hatte er danach, wie viele andere Vietnam-Veteranen lange, leidvolle Erfahrungen mit Obdachlosigkeit, Drogensucht, Arbeitslosigkeit, Straffälligkeit und sozialer Isolation.

Im Rahmen eines Retreats für Vietnam-Veteranen begegnete er 1990 dem vietnamesi-schen Zenlehrer Thich Nhat Hanh, der ihn zum tiefen Anschauen und Berühren seines Leidens führte. Ihm wurde klar, dass durch die Verdrängung der Wurzeln seiner Gewalt und seines innersten Leids der zerstörerische Kreislauf von Misstrauen, Gewalt und Aggression immer weiter fortgesetzt wird. Auf Einladung von Thich Nhat Hanh lebte Claude Thomas anschließend 3 Jahre in dessen klösterlich bud-dhistischer Gemeinschaft von Vietnamesen in Südfrankreich.

Claude erfuhr unter seinen ehemaligen "Feinden", die ihn offener aufnahmen als seine eigenen Landsleute, eine tiefe innere Verwandlung. Seither ist sein Leben ganz der Aufgabe gewidmet, für den Frieden in der Welt zu wirken. Er ist Mitglied der 'Buddhist Peace Fellowship' und er unternahm zahlreiche Friedensaktivitäten u.a. 1995/96 einen Friedensmarsch in Begleitung anderer Kriegsveteranen sowie japanischer Mönche, der ihn von Auschwitz über Kroatien und Bosnien, Israel, Irak, Indien, Kambodscha bis nach Vietnam führte.

Im Jahre 1995 wurde Claude Thomas von dem Zensierter Tetsugen Bernard Glassman Roshi, dem Leiter der Zen Community of New York und Gründer der sozial engagierten Greyston Foundation in Yonkers (New York) zum Zen-Mönch mit dem Dharma-Namen Anshin (Geist des Friedens) geweiht. Damit zugleich wurde Claude erstes Mitglied des von Glassman Roshi gegründeten Zen Peacemaker Ordens. Seit 4 Jahren spricht Claude in zahlreichen Vorträgen in den USA und Europa von seinen leidvollen wie transformierenden Erfahrungen, führt Tage der Achtsamkeit und einwöchige Meditations-Retreats durch und hat vielen Menschen bereits einen völlig neuen und verwandelnden Zugang zu den Wurzeln ihres tief verborgenen Leids eröffnet. Claude hat auch an mehreren der von Glassman Roshi durchgeführten Straßenretreats unter Obdachlosen und Drogenabhängigen in den USA teilgenommen und leitet inzwischen auch selbst solche. Das erste Straßenretreat mit Claude Thomas in Deutschland fand im Oktober 1997 zusammen mit 18 Teilnehmern in Berlin statt.



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