Zwei Arten von Gedanken – MN 19

nacherzählt von Horst aus Gelnhausen

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Die Numerierung entspricht der Zählung in der Majjhima Nikaya


  1. So habe ich gehört. Einmal weilte der Erhabene im Jeta-Hain, dem Park des Anathapindika, und wandte sich dort an die Mönche:

  2. Ihr Bhikkhus, vor meinem Erwachen, als ich lediglich ein unerwachter Bodhisattva war, kam mir in den Sinn: Angenommen, ich teile die Gedanken in zwei Klassen ein. Auf der einen Seite brachte ich die Gedanken der Sinnenbegierde, des Übelwollens und der Grausamkeit, auf die andere Seite brachte ich die Gedanken von Entsagen, der Freundlichkeit und des Entsagens von Grausamkeit.

  3. Wenn dann Sinnenbegierde in mir aufstieg, verstand ich folgendermaßen: Dieser Gedanke der Sinnenbegierde führt zu meinem Leid, zum Leid anderer, also zum Leid beider Seiten; er beeinträchtigt die Weisheit, verursacht Schwierigkeiten und ist für die Erreichung von Nirwahn kontraproduktiv.

  4. Wenn dann Übelwollen in mir aufstieg, verstand ich folgendermaßen: Dieser Gedanke des Übelwollens führt zu meinem Leid, zum Leid anderer, also zum Leid beider Seiten; er beeinträchtigt die Weisheit, verursacht Schwierigkeiten und ist für die Erreichung von Nirwahn kontraproduktiv.

  5. Wenn dann Grausamkeit in mir aufstieg, verstand ich folgendermaßen: Dieser Gedanke der Grausamkeit führt zu meinem Leid, zum Leid anderer, also zum Leid beider Seiten; er beeinträchtigt die Weisheit, verursacht Schwierigkeiten und ist für die Erreichung von Nirwahn kontraproduktiv.

  6. Ihr Bhikkhus, worüber auch immer jemand häufig nachdenkt und nachsinnt, das wird seine Gemütsneigung werden!

  1. Wenn dann ein Gedanke der Entsagung in mir aufstieg, verstand ich folgendermaßen: Dieser Gedanke der Entsagung führt nicht zu meinem Leid, nicht zum Leid anderer, also zum Leid keiner der beiden Seiten; er fördert die Weisheit, verursacht keine Schwierigkeiten und ist für die Erreichung von Nirwahn dienlich. Wenn ich darüber intensiv nachdenke und brüte, dann ermüdet das aber meinen Körper, überanstrengt mein Herz und schadet meiner Sammlung. Also nahm in von übermäßigen Brüten Abstand.

  2. Wenn dann ein Gedanke der Freundlichkeit in mir aufstieg verstand ich folgendermaßen: Dieser Gedanke der Freundlichkeit führt nicht zu meinem Leid, nicht zum Leid anderer, also zum Leid keiner der beiden Seiten; er fördert die Weisheit, verursacht keine Schwierigkeiten und ist für die Erreichung von Nirwahn dienlich. Wenn ich darüber intensiv nachdenke und brüte, dann ermüdet das meinen Körper, überanstrengt mein Herz und schadet meiner Sammlung. Also nahm in von übermäßigen Brüten Abstand.

  1. Ihr Bhikkhus, worüber auch immer jemand häufig nachdenkt und nachsinnt, das wird seine Gemütsneigung werden! Daher ist es hilfreich sich oft mit dem Gedanken an Entsagung und Freundlichkeit zu beschäftigen.

  2. Daher bestand für mich die Notwendigkeit, darauf zu achten, dass diese Geisteszustände anwesend waren.

  3. So erlangte ich unerschöpfliche Energie und ununterbrochene Achtsamkeit, mein Körper war still und unbeschwert, mein Herz war konzentriert und gesammelt.

  4. So erreichte ich durch anfängliche und anhaltende Hinwendung des Geistes die erste Vertiefung und verweilte darin mit Verzückung und Glückseligkeit.

  5. Mit der Stillung der anfänglichen und anhaltenden Hinwendung des Geistes trat ich in die konzentrierte zweite Vertiefung ein und verweilte darin mit Verzückung und Glückseligkeit.

  6. Mit dem Verblassen der Verzückung und dem Aufsteigen von Gleichmut weilte ich glückselig, achtsam und gleichmütig in der dritten Vertiefung.

  7. Mit dem Überwinden von Glück und Schmerz trat ich achtsam und gleichmütig in die vierte Vertiefung ein.

  8. Als mein konzentriertesHerz auf solche Weise geläutert, klar und makellos war, erinnerte ich mich an viele frühere Leben.

  9. Das war das erste wahre Wissen, das ich zur ersten Nachtwache erlangte.

  10. Als mein konzentriertes Herz auf solche Weise geläutert, klar und makellos war, sah ich mit dem Himmmlichen Auge die Wesen sterben und wiedererscheinen, niedrige und hohe, schöne und hässliche, in Glück und Elend, und ich verstand, wie die Wesen ihren Handlungen gemäß weiterwandern.

  11. Das war das zweite wahre Wissen, das ich zur zweite Nachtwache erlangte.

  12. Als mein konzentriertes Herz auf solche Weise geläutert, klar und makellos war, sah ich: Dies ist Dukkha, dies ist der Ursprung von Dukkha, dies ist das Aufhören von Dukkha, und dieses ist der Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt. Und ich erkannte: Dies sind die Triebe, dies ist der Ursprung der Triebe, dies ist das Aufhören der Triebe und dieses ist der Weg, der zum Aufhören der Triebe führt.

  13. Das war das dritte wahre Wissen, das ich zur dritten Nachtwache erlangte. Die Unwissenheit war vertrieben, wahres Wissen war erlangt.

  1. Was ein Lehrer, der auf das Wohlergehen seiner Schüler aus ist und Mitgefühl für sie hat, aus Mitgefühl für seine Schüler tun sollte, das habe ich für euch getan. Dort sind Bäume, dort sind leere Hütten. Meditiert, seid nicht nachlässig, ihr sollt es später nicht bereuen müssen.


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