Sariputtas Vertiefungen - MN 111
nacherzählt von Horst aus Gelnhausen
letzte Änderungen im November 2018
Diese Geschiche ist besonders interessant, da der Buddha hier die meditativen Vertiefungszustände in ungewöhnlicher Weise beschreibt. Meist wird eine Reihe von Vertiefungsfaktoren genannt, die in den Vertiefungen auftreten müssen. Das wird dann von den Meditationsübenden so verstanden, als ob nichts anderes auftreten dürfe. Dieser irrigen Meinung tritt der Buddha hier entgegen. Was selbstverständlich nicht auftrteten darf, sind die fünf Hindernisse (Sinnesverlangen, Übelwollen, Mattheit, Aufgeregtheit und Unentschlossenheit). Die zwei bis fünf Vertiefungsfaktoren in den einzelnen Vertiefungsstufen sind jedoch nur Mindestangaben. In diesem Sutta wird deutlich, dass wesentlich mehr Faktoren auftreten dürfen und sollen!

Diese Geschichte trug sich zu in Anathapindikas Bhikkhuheim in Jeta-Hain bei Savatthi. Der Erhabene wandte sich an die Mönche um Sariputtas Meditation als mustergültig hinzustellen:

"Ihr Bhikkhus, Sariputta ist weise, seine Weisheit ist umfassend, freudebereitend, scharfsichtig und durchdringend. In den zwei Wochen zwischen seiner Ordination und der Erlangung der Arahantschaft, der Heiligkeit, praktizierte Sariputta eifrig und beschreibt seine verschiedenen Zustände so:

Nachdem Sariputta alle Meditationshindernisse überwunden hatte, trat er in die erste Vertiefung ein und erkannte folgende Zustände
Er hat sie erkannt, er hat ihr Entstehen beobachtet, er hat ihre Anwesenheit bemerkt und er erkannte ihr Verschwinden, eine Meisterleistung von introspektivem Gewahrsein!

Dann, nach Stillung der anfänglichen und anhaltenden Hinwendung des Geistes, trat er in die zweite Vertiefung ein
und erkannte folgende Zustände:
Er hat sie erkannt, hat ihr Entstehen beobachtet, ihre Anwesenheit betrachtet und  erkannte ihr Verschwinden. Dann, nach dem Verblassen der Entzückung, erreichte er die dritte Vertiefung und erkannte folgende Zustände:
Er hat sie erkannt, ihr Entstehen beobachtet, ihre Anwesenheit betrachtet und  erkannte ihr Verschwinden. Dann, nach dem Überwinden von Glück und Schmerz und dem schon früheren Verschwinden von Freude und Trauer erreichte er die vierte Vertiefung und erkannte folgende Zustände:
Er hat sie erkannt, ihr Entstehen beobachtet, ihre Anwesenheit betrachtet und  erkannte ihr Verschwinden. Dann, nach dem Verschwinden der Sinneseinwirkungen, mit Nichtbeachtung der Vielheitswahrnehmung und indem sich Sariputta vergegenwärtigte `Raum ist unendlich´ trat er ins Raumunendlichkeitsgebiet ein, verweilte darin und erkannte folgende Zustände:
Er hat sie erkannt, ihr Entstehen beobachtet, ihre Anwesenheit betrachtet und  erkannte ihr Verschwinden. Dann, mit dem völligen Überwinden des Gebietes der Raumunendlichkeit und indem er sich vergegenwärtigte `Bewusstsein ist unendlich´ trat er in das Bewusstseinsunendlichkeitsgebiet ein, verweilte darin und erkannte folgende Zustände:
Er hat sie erkannt, ihr Entstehen beobachtet, ihre Anwesenheit betrachtet und  erkannte ihr Verschwinden. Dann, mit dem völligen Überwinden des Gebietes der Bewusstseinsunendlichkeit und indem er sich vergegenwärtigte `da ist nichts´ trat er in das Gebiet der Nichtsheit ein, verweilte darin und erkannte folgende Zustände:
Er hat sie erkannt, ihr Entstehen beobachtet, ihre Anwesenheit betrachtet und  erkannte ihr Verschwinden. Dann, mit dem völligen Überwinden des  Gebietes der Nichtsheit trat Sariputta in das Gebiet von Weder-Wahrnehmung-noch Nichtwahrnehmung ein und verweilte darin.

Er trat achtsam aus jenem Erreichungszustand aus und erk
annte: Zustände treten tatsächlich in Erscheinung, nachdem sie vorher nicht vorhanden waren; nach ihrem Vorhandensein zerfallen sie.

Ihr Bhikkhus, wenn man von jemandem sagen kann: er ist Meister in edler Sittlichkeit, edlem Samadhi und edler Weisheit, er hat edle Befreiung erlangt, dann ist das in der Tat Sariputta. Er ist der Sohn des Erhabenen, ein Erbe im Dhamma, so ist es ganz eindeutig Sariputta, von dem man das sagen sollte: Das Rad des Dharma, das der Tathagata in Gang gesetzt hat, wird auf richtige Weise von Sariputta in Gang gehalten.
"

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