Selbstüberschätzung - MN 105
nacherzählt von Horst aus Gelnhausen
letzte Änderungen im November 2018

Zu dieser Zeit hielt sich der Erhabene in der Spitzdach-Halle im Großen Wald bei Vesali auf. An diesem Tag verkündete eine Anzahl von Bhikkhus in Gegenwart des Erhabenen: "Es gibt keine Geburt mehr, das heilige Leben ist gelebt, was getan werden musste, ist getan, weiter ist nichts mehr zu tun."

Das war die Formal, mit der Bhikkhus, die die Arahantschaft erreicht hatten, dies anzeigten. Sunnakkhatta hatte davon gehört und sprach den Buddha darauf an: "Ehrwürdiger Herr, haben diese Bhikkhus das mit Recht getan, oder haben sie sich überschätzt."

"Als jene Bhikkhus, Sunnakkhatta, diese Verkündigung aussprachen, gab es einige, die diese letztendliche Erkenntnis verkündeten, aber auch einige, die sich überschätzten. Wenn letzteres der Fall ist, dann denkt der Tathagata: "`Ich werde sie den Dharma lehren.´"

"Bitte lehrt auch mich den Dharma, Erhabener."

Der Buddha erläuterte zunächst die fünf Stränge sinnlichen Vergnügens, dann sagte er: "Es gibt Personen, die auf weltliche, materielle Dinge aus sind. Diese werden nicht zuhören, wenn ein Gespräch über das Unerschütterliche stattfindet. Andere Personen sind auf das Unerschütterliche aus und dementsprechend nur an diesbezüglichen Gesprächen interessiert. So wie ein gelbes Blatt, das vom Stil abgefallen ist, nicht wieder in der Lage ist, grün zu werden, ist bei einer Person, die auf Unerschütterlichkeit aus ist, die Fessel weltlicher materieller Dinge abgefallen.

Es ist möglich, Sunnakkhatta, dass ein Bhikkhu Folgendes denkt: `Begehren ist vom Großen Mönch als Pfeil bezeichnet worden; der giftige Saft der Unwissenheit wird durch Begierde und Übelwollen verbreitet. Jener Pfeil des Begehrens ist aus mir entfernt worden; der giftige Saft ist ausgetrieben. Ich bin ganz und gar auf Nirwana aus.´ Aber dennoch wird er wieder von den fünf Strängen sinnlichen Vergnügens angezogen.

Andererseits: nehmen wir an, ein Mann würde von einem Pfeil, dick bestrichen mit Gift, getroffen und seine Freunde riefen einen Wundarzt herbei. Dieser Wundarzt würde mit einem Messer um die Wunde herumschneiden, dann würde er den Pfeil mit einer Sonde abtasten, sodann den Pfeil entfernen und das Gift austreiben, ohne eine Spur zurückzulassen. Dennoch rät er dem Patienten: Das Gift kann dir nicht schaden, aber nimm nur die passende Nahrung zu dir, damit die Wunde nicht eitert, wasche und salbe die Wundöffnung von Zeit zu Zeit, sodass sich kein Eiter und kein Blut ansammeln. Wandere nicht bei Wind und Sonne umher, damit kein Staub und Schmutz in die Wunde gerät, und achte darauf, dass die Wunde gut heilt.

Wer so vorgeht, bei dem kann auch Begierde nicht wieder ins Herz eindringen. Sunnakkhatta, ich habe dir dieses Gleichnis gegeben, bei dem die Bedeutung so ist: `Wunde´ steht für die sechs Sinnengrundlagen, `Gift´ für Unwissenheit, `Pfeil´ für Begehren, `Sonde´ für Achtsamkeit, `Messer´ steht für Weisheit und der `Wundarzt´ ist der Tathagata."

Sunakkhata war dem Buddha für diese Belehrung dankbar.

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