Als
diese Geschichte geschah, war der Erhabene in Anathapindikas
Bhikkhuheim im Jeta-Hain bei Savatthi. Bei dieser Gelegenheit verkündete der Erhabene:
"Ihr Bhikkhus, ich esse nur einmal am Tag. Indem ich so verfahre, bin ich
frei von Krankheit und Unbehagen, und ich erfreue mich der Gesundheit, Stärke
und eines leichten Lebens. Kommt, ihr Bhikkhus, esst nur einmal am Tag. Indem ihr
so verfahrt, werdet auch ihr von Krankheit und Unbehagen frei sein, und ihr
werdet euch der Gesundheit, Stärke und eines leichten Lebens erfreuen."
Auf dieses Art kam es damals häufig zu neuen Ordnsregeln. Diesmal jedoch widersprach ein Mönch namens Bhaddāli. Der Erhabene schlug vor, Bhaddāli
könne, wenn er eingeladen wird, dort essen und ein wenig von dem
Essen als Wegzehrung mitnehmen, aber auch diesen Kompromiss schlug
Bhaddali aus.
Nachdem diese Übungsregel vom
Erhabenen bekannt gemacht worden war, verkündete Bhaddāli
öffentlich in der Sangha der Bhikkhus seine fehlende Bereitschaft, sich der
Übung zu unterziehen. Dann zeigte er sich dem Erhabenen die
gesamten drei Monate der Regenklausur über nicht, weil er der Übung in der
Lehre des Lehrers nicht nachkam.
Am Ende der Klausur sprach ihn einer seiner Mitmönche an: "Bitte, Freund Bhaddāli, pass genau
auf, was du verkündest. Lass nicht zu, dass es später schwieriger für dich wird."
"Ja, Freund", erwiderte er, ging zum Erhabenen und sagte: "Ehrwürdiger Herr,
ich habe einen Regelverstoß begangen, indem ich wie ein Narr, verwirrt und
tölpelhaft,
öffentlich in der Sangha der Bhikkhus meine fehlende Bereitschaft, mich der
Übung zu unterziehen, verkündete. Ehrwürdiger Herr, möge der Erhabene mir meinen
Regelverstoß vergeben."
Der
Buddha antwortete: "Gewiss, Bhaddāli, du hast einen Regelverstoß
begangen, indem du wie ein Narr, verwirrt und tölpelhaft, nachdem eine
Übungsregel vom mir bekannt gemacht worden war, öffentlich in der
Sangha der Bhikkhus deine fehlende Bereitschaft, dich der Übung zu
unterziehen, verkündetest. Aber auch dieser Umstand wurde von dir nicht
begriffen: 'Viele Bhikkhus haben für die Regenklausur bei Sāvatthī
Quartier bezogen, und auch sie werden von mir wissen: Der Bhikkhu
namens Bhaddāli ist einer, der der Übung in der Lehre des Lehrers nicht
nachkommt.´ Und auch dieser Umstand wurde von dir nicht begriffen:
'Viele Laienanhänger wohnen bei Sāvatthī, und auch sie werden von mir
wissen: Der Bhikkhu namens Bhaddāli ist einer, der der Übung in der
Lehre des Lehrers nicht nachkommt.´ Mit diesen und weiteren Beispielen,
was die Folgen seiner Disziplinlosigkeit waren, konfrontierte der
Buddha den Mönch.
Also bat der Übeltäter erneut: "Ehrwürdiger Herr,
ich habe einen Regelverstoß begangen, indem ich wie ein Narr, verwirrt und
tölpelhaft, öffentlich in der Sangha der Bhikkhus meine fehlende Bereitschaft, mich der
Übung zu unterziehen, verkündete. Ehrwürdiger Herr, möge der Erhabene mir meinen
Regelverstoß vergeben."
Nun
konfrontierte der Buddha den Reumütigen mit Fragen, wie sich
verschiedene edle Schüler verhalten würden, unter anderem mit dieser
Frage: "Was meinst du, Bhaddāli? Angenommen, ein Bhikkhu hier wäre ein
Dhammaergebener, und ich sagte zu ihm: 'Komm, Bhikkhu, sei eine Planke
für mich, damit ich den Schlamm überqueren kann.' Würde er den Schlamm
selbst überqueren oder würde er einfach etwas anderes tun oder würde er
'Nein' sagen?"
"Nein, ehrwürdiger Herr."
Nach einigen solcher Beispiele stellte der Erhabene scchließlich die Frage: "Bhaddāli, warst du bei jener Gelegenheit nicht ein leerer, hohler Übeltäter?"
"Ja, ehrwürdiger Herr. Ehrwürdiger Herr, ich habe einen Regelverstoß
begangen, indem ich wie ein Narr, verwirrt und tölpelhaft öffentlich in der Sangha
der Bhikkhus meine fehlende Bereitschaft, mich der Übung zu unterziehen,
verkündete. Ehrwürdiger Herr, möge der Erhabene mir meinen Regelverstoß
vergeben."
Darauf sagte der Erhabene: "Gewiss, Bhaddāli, du hast einen Regelverstoß begangen. Aber weil du deinen Regelverstoß als solchen
siehst und gemäß dem Dhamma Wiedergutmachung leistest, vergeben wir dir; denn es
bedeutet Wachstum in der Disziplin des Edlen, wenn man seinen Regelverstoß als
solchen sieht und gemäß dem Dhamma Wiedergutmachung leistet, indem man künftig
Zurückhaltung übt."
Darauf fragte Bhaddāli - wohl gleichermaßen erleichtert wie verwirrt: "Ehrwürdiger Herr, was ist der Grund,
dass einige Bhikkhus immer wieder ermahnt werden andere aber den Orden verlassen müssen?"
Der Buddha wies daraufhin, dass Übeltäter nicht gleich Übeltäter sei:
- "Bhaddāli, da ist ein Bhikkhu ein ständiger Übeltäter mit vielen
Verstößen. Wenn er von den Bhikkhus gemaßregelt wird, macht er Ausflüchte, lenkt
das Gespräch ab und zeigt Zorn, Hass und Verbitterung; er verfährt nicht richtig,
er fügt sich nicht, er kommt nicht ins Reine;
- aber da ist ein Bhikkhu ein ständiger Übeltäter mit vielen Verstößen.
Wenn er von den Bhikkhus gemaßregelt wird, macht er keine Ausflüchte, lenkt das
Gespräch nicht ab und zeigt keinen Zorn, keinen Hass und keine Verbitterung; er
verfährt richtig, er fügt sich, er kommt ins Reine;
- und da ist ein Bhikkhu ein gelegentlicher Übeltäter ohne viele Verstöße.
Wenn er von den Bhikkhus gemaßregelt wird, macht er Ausflüchte, lenkt das
Gespräch ab und zeigt Zorn, Hass und Verbitterung; er verfährt nicht richtig;
- aber da ist ein anderer Bhikkhu ein gelegentlicher Übeltäter ohne viele
Verstöße. Wenn er von den Bhikkhus gemaßregelt wird, macht er keine Ausflüchte,
lenkt das Gespräch nicht ab und zeigt keinen Zorn, keinen Hass und keine
Verbitterung; er verfährt richtig
- Auch das Maß des Fortschrittes ist bei den einzelnen Bhikkhus unterschiedlich.
Unterschiedliche Situationen müssen unterschiedlich beurteilt werden."
Bhaddālis
Wissbegier war aber noch nicht gestillt und so fragte er weiter, was
ihn offensichtlich während dieser Regenklausur beschäftigt hatte:
"Ehrwürdiger Herr, was ist der Grund dafür, dass es früher weniger
Übungsregeln gab, und mehr Bhikkhus zur letztendlichen Erkenntnis
gelangten? Umgekehrt auch: was ist der Grund, dass es jetzt mehr
Übungsregeln gibt und weniger Bhikkhus zur letztendlichen
Erkenntnis gelangen?"
Und
der Buddha erläuterte gern dem wissbegierigen Mönch, warum sich die
Dinge so entwickelten: "Das ist so, Bhaddāli. Wenn sich die Wesen
verschlechtern und das wahre Dhamma verschwindet, dann gibt es mehr
Übungsregeln, und weniger Bhikkhus werden das Ziel erreichen. Der
Lehrer macht die Übungsregel für die Schüler nicht eher bekannt, als
bestimmte Dinge, die die Grundlage für Triebe sind, hier in der Sangha
offenbar werden; aber wenn dies der Fall ist, dann macht der Lehrer die
Übungsregel für die Schüler bekannt, um jene Dinge, die die Grundlage
für Triebe sind, abzuwehren.
Und das ist nicht der einzige Grund, auch weitere Veränderungen machen eine stringendere Vorgehenweise leider unabdingbar:
- die steigende Größe der Sangha
- der steigende weltliche Gewinn der Sangha
- der steigende Ruhm der Sangha
- die größere Gelehrsamkeit der Sangha
- das gestiegene Ansehen der Sangha."
Danach erinnerte der Buddha Bhaddāli an die Anfänge: Es gab nur wenige von euch, Bhaddāli, als ich das Dhamma durch das
Gleichnis vom jungen Vollblut- Hengstfohlen lehrte. Erinnerst du dich daran,
Bhaddāli?"
"Nein, ehrwürdiger Herr, das ist lange her."
Der Buddha berichtigte ihn. "Bhaddāli, das ist nicht der einzige Grund. Wir beide wissen, dass du während meiner Vorträge damals häufig unaufmerksam warst. Dennoch will ich dich das
Dhamma durch das Gleichnis vom jungen Vollblut-Hengstfohlen lehren. Höre zu und
verfolge aufmerksam, was ich sagen werde."
"Ja, ehrwürdiger Herr", erwiderte Bhaddāli artig.
Der Erhabene sagte dieses:
"Bhaddāli, angenommen ein kluger Zureiter erwirbt ein gutes
Vollblut-Hengstfohlen. Zuerst gewöhnt er es daran, das Zaumzeug zu tragen.
Während das Hengstfohlen an das Zaumzeug gewöhnt wird, windet, krümmt und
schüttelt es sich, weil es etwas tut, was es noch nie zuvor getan hat, aber
durch ständiges Wiederholen und allmähliche Übung wird es friedlich bei jener
Handlung.
Wenn das Hengstfohlen bei jener Handlung friedlich geworden ist, gewöhnt es der
Zureiter daran, das Geschirr zu tragen. Während das Hengstfohlen an das
Geschirr gewöhnt wird, windet, krümmt und schüttelt es sich, weil es etwas tut,
was es noch nie zuvor getan hat, aber durch allmähliche Übung wird es friedlich bei jener Handlung.
Wenn das Hengstfohlen bei jener Handlung friedlich geworden ist, gewöhnt es der
Zureiter weiter daran, Schritt zu gehen, im Kreis zu laufen, sich aufzubäumen,
zu galoppieren, voranzustürmen. Während das Hengstfohlen an diese Dinge gewöhnt wird, windet,
krümmt und schüttelt es sich, aber durch ständiges Wiederholen und allmähliche Übung wird es friedlich
bei jenen Handlungen.
Wenn das Hengstfohlen bei diesen Handlungen friedlich geworden ist, belohnt es
der Zureiter, indem er es abreibt und striegelt.
Ebenso, Bhaddāli, wenn ein Bhikkhu zehn Qualitäten besitzt, ist er der
Geschenke würdig, würdig der Gastfreundschaft, würdig der Gaben, würdig der
Ehrerbietung. Was sind
die zehn? Bhaddāli, da besitzt ein Bhikkhu
- die Richtige Ansicht dessen, der die
Schulung zu Ende gebracht hat
- die Richtige
Absicht dessen, der die Schulung zu Ende gebracht hat
- die Richtige Rede dessen,
der die Schulung zu Ende gebracht hat
- das Richtige Handeln dessen, der die
Schulung zu Ende gebracht hat
- die Richtige Lebensweise dessen, der die Schulung
zu Ende gebracht hat
- die Richtige Anstrengung dessen, der die Schulung zu Ende
gebracht hat
- die Richtige Achtsamkeit dessen, der die Schulung zu Ende gebracht
hat
- die Richtige Sammlung dessen, der die Schulung zu Ende gebracht hat
- das Richtige Wissen dessen, der die Schulung zu Ende gebracht hat
- die
Richtige Befreiung dessen, der die Schulung zu Ende gebracht hat.
Wenn ein
Bhikkhu diese zehn Qualitäten besitzt, ist er der Geschenke würdig, würdig der
Gastfreundschaft, würdig der Gaben, würdig der Ehrerbietung."
Das ist es, was der Erhabene sagte. Der ehrwürdige Bhaddāli war zufrieden und dankbar für die Worte des Erhabenen.