Punna bei den Wilden - MN 145
nacherzählt von Horst aus Gelnhausen
letzte Änderungen im Dezember 2018

Als diese Geschichte geschah, war der Erhabene in Anathapindikas Bhikkhuheim im Jeta-Hain bei Savatthi.

Der Mönch Punna ging zum Buddha und bat ihn: "Ehrwürdiger Herr, es wäre gut, wenn der Erhabene mir einen kurzen Rat geben würde. Wenn ich das Dhamma vom Erhabenen gehört habe, will ich allein leben, zurückgezogen, eifrig und entschlossen."

Der Rat, den der Buddha ihm gab, gebe ich hier nicht im Einzelnen wieder, er ist das Übliche: Nicht-Anhaften. Interessanter scheint mir das sich anschließende Gespräch:
"Nachdem ich dir nun diesen kurzen Rat gegeben habe, Puṇṇa, in welchem Land willst du leben?"

"Ehrwürdiger Herr, ich habe vor, im Land Sunāparanta zu leben." Dazu sollte man wissen, dass der Erhabene selbst nie das Land Sunāparanta aufgesucht hatte, da die Leute von dort einen extrem schlechten Ruf hatten.

"Puṇṇa, die Leute von Sunāparanta sind wild und grob. Wenn sie dich beleidigen und beschimpfen, was wirst du dann denken?"

"Ehrwürdiger Herr, wenn die Leute von Sunāparanta mich beleidigen und beschimpfen, dann werde ich denken: 'Diese Leute von Sunāparanta sind ein Glücksfall, ein wirklicher Glücksfall, insofern sie mir keinen Faustschlag versetzten.'"

"Puṇṇa, die Leute von Sunāparanta sind wild und grob. Wenn sie dir doch einen Faustschlag versetzten, was wirst du dann denken?"

"Ehrwürdiger Herr, wenn die Leute von Sunāparanta mir doch einen Faustschlag versetzen, dann werde ich denken: 'Diese Leute von Sunāparanta sind ein Glücksfall, ein wirklicher Glücksfall, insofern sie keine Steine nach mir warfen.'"

"Aber, Puṇṇa, wenn die Leute von Sunāparanta doch Steine nach dir werfen, was wirst du dann denken?"

"Wenn die Leute von Sunāparanta doch Steine nach mir werfen, dann werde ich denken: 'Diese Leute von Sunāparanta sind ein Glücksfall, ein wirklicher Glücksfall, insofern sie mich nicht mit einem Stock schlugen.'"

"Und wenn die Leute von Sunāparanta dich doch mit einem Stock schlagen?"

"Wenn die Leute von Sunāparanta mich mit einem Stock schlagen, dann werde ich denken: 'Diese Leute von Sunāparanta sind ein Glücksfall, insofern sie mich nicht mit dem Messer verletzten.'"

"Wenn die Leute von Sunāparanta dich doch mit dem Messer verletzen?"

"Dann werde ich denken: 'Diese Leute von Sunāparanta sind ein Glücksfall,  insofern sie mir nicht mit einem scharfen Messer das Leben genommen haben.' "

"Aber, Puṇṇa, wenn die Leute von Sunāparanta dir doch mit einem scharfen Messer das Leben nehmen, was wirst du dann denken?"

"Ehrwürdiger Herr, wenn die Leute von Sunāparanta mir doch mit einem scharfen Messer das Leben nehmen, dann werde ich denken: 'Es hat Schüler des Erhabenen gegeben, die, vom Körper und vom Leben geplagt und angewidert, danach trachteten, dass ihnen das Leben mit dem Messer genommen würde. Aber mir wird das Leben mit dem Messer genommen, ohne dass ich danach trachten mußte.' Dann werde ich so denken, Erhabener."

"Gut, gut, Puṇṇa. Mit derartiger Selbstkontrolle und Friedfertigkeit wirst du in der Lage sein, im Land Sunāparanta zu leben. Jetzt, Puṇṇa, ist es an der Zeit, das zu tun, was du für richtig hältst."

Dann erhob sich der ehrwürdige Puṇṇa von seinem Sitz, erfreut über die Worte des Erhabenen, und nahm Abschied. Danach brachte er seine Lagerstätte in Ordnung, nahm seine Schale und äußere Robe und machte sich auf den Weg, um in das Land Sunāparanta zu wandern. Nachdem er in Etappen gewandert war, gelangte er endlich im Land Sunāparanta an, und dort lebte er. Dort fand Puṇṇa fünfhundert Laienanhänger und fünfhundert Laienanhängerinnen, unterwies sie in der Dhammapraxis, und er selbst erlangte  endgültiges Nirwāna.


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