DEN TOR IN DIR ÜBERWINDEN

aufgeschrieben in der Völkershausener Laube im September 2018


Die Anderen, die Anderen, so klagt man gern,

Sieht Fehler einzig bei den Anderen.

Die eig’nen Irrtümer lässt man lieber außer Acht:

Der Andre hat wieder alles falsch gemacht!


So ärgert man sich, sinnt und grollt,

Der Andre doch sich ändern sollt!

Man ärgert SICH, fügt selbst sich damit Leiden zu.

Herz und Geist finden so niemals Ruh‘.


So dreht fatal man sich im Kreise:

Der Andre, der ist Schuld an dieser Sch...!

Ja, wer sich ärgern will, der übe so,

Und wird des Lebens nimmer froh.


Der Weise fragt: Ist das denn klug,

Oder steckt darin ein Selbstbetrug?

Hab‘ nicht auch ich ein Teil der Schuld?

Nur sie beim Andern seh’n ist übler Kult.


Wen kann ändern ich – mit etwas Müh‘ –

Mich selbst oder jenen Parvenue?

So fragt geschickt sich der Weise

Und lenkt den Geist aufs rechte Gleise.


Muss dem andern ich jede Torheit noch vergelten,

Ihn einen Dummkopf und Idioten schelten?

Idiotisch wär‘ dann ich, weil ich mich gräme,

Besser wenn ich mich ob solcher Torheit schäme.


Wenn also wer mir blöde kommt,

Frag ich mich, ob das ihm wohl frommt.

Ich nehm‘ die Wut nicht an, behalt sie du!

Ich lächle stolz und hab‘ nun meine Ruh‘!



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