ACHTSAMKEIT AUF DIE KERZE

aufgeschrieben vom Menschen in der Völkershäuser Laube am 20. September 2018


Da steht – ein fester Block – die Kerze auf dem Schrein,

Sie ist fest, ist schwer, ist hart – und sie ist MEIN.

Mit gütig ruhigem Blick daneben,

Der Buddha – Symbol von edlem Streben.


Ich fass‘ die Kerze an: hartes, festes Element,

Erstarrte, kalte Energie, wie man sogleich erkennt.

Des Buddhas warmer Blick, einem Streichholz gleich –

Wird am Ende diese Kerze doch noch weich?


Der Docht entflammt, er lodert nun,

Was wird das mit der Kerze tun?

Sieh‘ da: ein wenig Wachs wird weich,

Verwandelt in Flüss’ges sich sogleich.


Gespeicherte Energie geriet in Fluss

Durch der Flamme heißen Kuss.

Die Kerze leuchtet nun im ganzen Raum,

Es wird wohlig warm, man glaubt es kaum.


Erstarrte Energie, sie schmilzt dahin -

Das ist der Kerzen tiefer Sinn.

Was zuvor geblockt, das löst sich auf,

Steigt transformiert als Luft hinauf.


Ganz allmählich wird die Kerze kleiner

Was zuvor blockiert, wird immer feiner.

Ich werd‘ gewahr einer Sensation:

Wow, die Flamme der Transformation!


Die Kerze jetzt nur noch halb so groß –

Ja, wo bleibt das ganze Wachs denn bloß?

Es weht im luft’gen Element umher,

Ist blockiert nun nimmermehr!


So will auch ich Starrheit überwinden,

gelöst und glücklich die Freiheit finden.

Der Transformation heiße Glut,

Wie tut die dem Geiste gut!


Es mit der Kerze jetzt zu Ende geht,

Sie ist ganz und gar vom Wind verweht.

Was hart war, das verändert sich –

Und am Ende bleibt kein Ich.


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