Nicht die Robe macht den Mönch - MN 40
nacherzählt von Horst aus Gelnhausen
letzte Änderungen im November 2018
Vorbemerkung: Es muss wohl so gewesen sein, dass die Mönche im Lande Anga eine ziemlich laxe Auffassung vom Mönchsleben hatten, denn schon zum zweiten Male (vgl. "Wahre Brahmanen" MN 39) erläutert der Buddha ihnen, dass es nicht einfach genügt sich Mönch zu nennen, man müsse sich auch wie ein solcher verhalten.

Einmal hielt sich der Erhabene im Land der Anganer auf, bei einer Stadt namens Assapura. Da sprach der Buddha zu den Mönchen:

"Wenn euch einer fragt, was ihr seid, so antwortet ihr vermutlich: Mönche. Wenn ihr aber wirkliche Mönche sein wollt, dann solltet ihr euch auch so verhalten, dann solltet ihr auch so praktizieren.

Auf welche Art praktiziert ein Bhikkhu, wie e
s für einen Mönch angemessen ist? Solange ein Bhikkhu habgierig ist, die Habgier nicht überwunden hat, solange ein Bhikkhu, der ein Herz voller Übelwollen hat, das Übelwollem und den Zorn nicht überwunden hat, solange ein Bhikkhu, der falsche Ansichten hat, die falsche Ansicht nicht überwunden hat; solange praktiziert er nicht, wie es für einen Mönch angemessen ist.

Angenommen ein Schwert, an beiden Schneiden wohlgeschärft, wäre mit einer Robe umschlossen und verhüllt. Ich sage, dass der Auszug in die Hauslosigkeit eines solchen Bhikkhu damit vergleichbar ist.

Ich sage nicht, dass der Mönchsstatus bei einem Robenträger allein durch das Tragen der Robe zustandekommt, auch bei einem Nacktasketen nicht durch Nacktheit und auch bei einem Filzhaarasketen kommt der Mönchsstatus nicht dadurch zustande, dass einer mit verfilztem Haar umherläuft.

Auf welche Weise praktiziert ein Bhikkhu, wie es für einen Mönch angemessen ist? Wenn irgendein Bhikkhu, der habgierig war, die Habgier überwunden hat; der ein Herz voller Übelwollen hatte, das Übelwollen und den Zorn überwunden hat; der falsche Ansicht hatte, die falsche Ansicht überwunden hatte; dann praktiziert er auf eine Weise, wie es für einen Mönch angemessen ist.

Er erkennt, dass er von allen diesen negativen Geisteszuständen geläutert, von ihnen befreit ist. Wenn er dies erkennt, steigt in ihm Freude auf, diese steigert sich in Begeisterung. Wenn diese Begeisterung heranreift, wird der
Körper und der Geist ruhig und still. Ist diese Stille eingetreten, empfindet er Glück, und wenn er glücklich ist, sammelt sich sein Geist.

So verweilt er gesammelten Geistes und empfindet Metta, Liebende Güte, die er in alle Richtungen zu allen Wesen ausstrahlt, ohne jeden Anflug von Feindseligkeit.

So verweilt er gesammelten Geistes und empfindet Mitgefühl, das er in alle Richtungen zu allen Wesen ausstrahlt, ohne jeden Anflug von Feindseligkeit.

So verweilt er gesammelten Geistes und empfindet Mitfreude, die er in alle Richtungen zu allen Wesen ausstrahlt, ohne jeden Anflug von Feindseligkeit oder Neid.

So verweilt er gesammelten Geistes und empfindet Gleichmut, den er in alle Richtungen zu allen Wesen ausstrahlt, unerschöpflich, unermesslich, erhaben, ohne jeden Anflug von Feindseligkeit.

Stellt euch vor, da ist ein Mann, vom Wandern ausgedörrt, erschöpft von der Hitze, müde, ausgetrocknet und durstig, und jetzt kommt er an einen See mit klarem, angenehm kühlen Wasser, völlig sauber und mit leicht ansteigendem Ufer, sehr reizvoll - welche Wohltat. Und genauso wird ein Mann, der in die Hauslosigkeit gezogen ist, nachdem er dem Dhamma und der Disziplin des Tathagata begegnet ist, der Metta, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut entfaltet und dadurch zum Frieden gekommen ist, dies als Wohltat empfinden.

Ihr Bhikkhus, wenn irgendeiner in die Hauslosigkeit zieht, indem er hier und jetzt durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft die Befreiung durch Weisheit erreicht, durch die Vernichtung der Triebe triebfrei ist und in diesem Zustand verweilt, so ist er bereits ein Mönch, aufgrund der Vernichtung der Triebe, ganz gleich, ob ihn irgend jemand ordiniert hat oder nicht.

Das ist es, was der Erhabene sagte
(und ich war entzückt, als ich diese Worte hörte.
 Horst)


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