Konfliktfreiheit - MN 139
nacherzählt von Horst aus Gelnhausen
letzte Änderungen im Dezember 2018

Zu jenem Zeitpunkt befand sich der Erhabene im Jeta-Hain bei Savatthi, in Anathapindikas Bhikkhuheim. Dort wandte er sich an die Mönche und sagte:

"Heute möchte ich über Konfliktfreiheit sprechen, hier zunächst eine knappe Zusammenfassung:

Man sollte nicht nach dem Glück der Sinnesvergnügen trachten, welches niedrig, gewöhnlich und unheilsbringend ist; und man sollte aber auch nicht nach Selbstkasteiung trachten. Der Mittlere Weg, der vom Tathāgata entdeckt wurde, vermeidet beide Extreme; er führt zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zum Nirwana. Man sollte wissen, was Lobpreisung bedeutet, und was Herabwürdigung bedeutet, und wenn man beides weiß, sollte man weder Lobpreisung noch Herabwürdigung üben, sondern nur das Dhamma lehren. Man sollte wissen, wie man Glück definiert ,und man sollte nach dem Glück in sich selbst trachten. Man sollte keine heimliche Rede führen, und man sollte keine scharfe Rede führen. Man sollte ohne Hast sprechen. Man sollte nicht auf lokalem Dialekt bestehen, und man sollte sich nicht über normalen Sprachgebrauch hinwegsetzen. Dies ist die Zusammenfassung der Darlegung zur Konfliktfreiheit. Jetzt betrachten wir das im Einzelnen.

Das Glück, das mit Sinnesgier verbunden ist, ist niedrig, gewöhnlich, grob, unedel und unheilsbringend, es ist ein Zustand, der von Leid, Ärger und Verzweiflung begleitet wird, es ist schlicht der falsche Weg. Loslösung vom Trachten nach der Freude, die mit Sinnesgier verbunden ist, ist der richtige Weg. Auch Selbstkasteiung ist ein Zustand, der von Leid, Ärger und Verzweiflung begleitet wird. Der Mittlere Weg, der vom Tathāgata entdeckt wurde, vermeidet beide Extreme; er führt zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zu Nirwana. Es ist eben dieser Edle Achtfache Pfad; nämlich Richtige Ansicht, Richtige Absicht, Richtige Rede, Richtiges Handeln, Richtige Lebensweise, Richtige Anstrengung, Richtige Achtsamkeit und Richtige Sammlung.

Und wie, ihr Bhikkhus, kommt weder Lobpreisung noch Herabwürdigung zustande, sondern ausschließlich das Lehren des Dhamma? Wenn man nicht sagt: 'All jene, die nach der Freude durch Sinnesgier trachten, werden  Leid, Ärger und Verzweiflung erleben, und sie haben den falschen Weg eingeschlagen', sondern stattdessen sagt: 'Das Verlangen ist ein Zustand, der mit Leid, Ärger, Verzweiflung und Fieber einhergeht, und es ist der falsche Weg', dann lehrt man nur das Dhamma.

Wenn man nicht sagt: 'All jene, die nach Selbstkasteiung trachtrn, haben den falschen Weg eingeschlagen', sondern stattdessen sagt: '
ist ein Zustand, der zu Leid, führt,  es ist daher der falsche Weg', dann lehrt man nur das Dhamma.

Also, ihr Mönche: Pauschalisiert nicht und personalisiert nicht, verkündet einfach nur den Dhamma.


´Man sollte keine heimliche Rede führen, und man sollte keine scharfe Rede führen.' So hatte ich in der Einleitung gesagt, denn w
enn man von heimlicher Rede weiß, dass sie unwahr, ist, dann sollte man sie auf gar keinen Fall führen. Wenn man von heimlicher Rede weiß, dass sie wahr, richtig aber unheilsbringend ist, dann sollte man versuchen, sie nicht zu führen. Wenn man von heimlicher Rede weiß, dass sie wahr, richtig und heilsbringend ist, dann mag man sie führen, wenn man den richtigen Zeitpunkt dafür kennt.

Wenn man von scharfer Rede weiß, dass sie unwahr, unrichtig und unheilsbringend ist, dann sollte man sie auf gar keinen Fall führen. Wenn man von unverhüllter scharfer Rede weiß, dass sie wahr, richtig aber unheilsbringend ist, dann sollte man versuchen, sie nicht zu führen. Wenn man von unverhüllter scharfer Rede weiß, dass sie wahr, richtig und heilsbringend ist, dann mag man sie führen, wenn man den richtigen Zeitpunkt dafür kennt."

Ich habe gesagt, man sollte ohne Hast sprechen. - Wenn da einer hastig spricht, ermüdet sein Körper und sein Geist wird erregt, seine Stimme überanstrengt sich und sein Hals wird heiser. Außerdem ist Rede von einem, der hastig spricht, undeutlich und schwer zu verstehen.

Zum Punkt: `Man sollte nicht auf lokalem Dialekt bestehen, und man sollte sich nicht über normalen Sprachgebrauch hinwegsetzen.´ Warum das? Passt euch euren Zuhörern an, sagt euch einfach: `diese ehrwürdigen Gesprächspartner verwenden diesen Begriff so` und dann verwendet ihn eben auch so, dass ihr verständlich seid. Wenn ihr Fachtermini aus dem Dharma verwendet, dann erklärt sie, definiert sie, aber auf eine Weise, dass euer Zuhörer euch versteht, erläutert es gegebenenfalls mit einem Gleichnis.

Daher, ihr Bhikkhus, solltet ihr euch so üben: 'Wir werden den konfliktbeladenen Zustand kennen und wir werden den konfliktfreien Zustand kennen, und wenn wir diese kennen, werden wir den konfliktfreien Weg einschlagen.'


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