Buddha zum Kastenwesen - MN 90
nacherzählt von Horst aus Gelnhausen
letzte Änderungen im November 2018
Der Erhabene befand sich zum Zeitpunkt dieser Geschichte im Kannakatthala Hirschpark bei Ujunna.
Die Schwestern Soma und Sakula, beide Frauen von König Pasenadi,
hörten, dass der König nach dem Frühstück den Erhabenen aufsuchen
wollten, so gingen sie zu Pasenadi und sagten: "Majestät, bringt doch
bitte dem Erhabenen in unserem Namen mit dem Haupte zu seinen Füßen die
Huldigung dar und fragt ihn nach seinem Befinden".
Der tat das dann auch, was den Buddha zu der Frage veranlasste: "Aber
großer König, konnten denn die Schwestern Soma und Sakula keinen anderen
Boten finden?"
Der erklärte, dass er sowie so zum Erhabenen kommen wollte und dass er
ihnen daher diesen Gefallen nicht abschlagen wollten. Sie kamen ins
Gespräch im Laufe dessen es auch um die Kastenfrage ging. König
Pasenadi fragte: "Es gibt vier Kasten, die Adligen, die Brahmanen, die
Händler und die Arbeiter. Gibt es irgendeinen Unterschied zwischen
ihnen?"
Das war in der Tat eine interessante Frage, ging es doch im Kern um
das, was wir heute als die rechtliche Gleichtellung aller Menschen
ansehen. Und die Frage stellte gleichzeitig die indische Rechtsordnung
in Frage, denn diese beruhte auf dem Kastensystem. Andererseits beruhte
auch Pasenadis Herrschaftsanspruch auf diesem System, denn nur Adlige
konnten Herrscher werden.
Der Buddha antwortete zunächst - man kann es ruhig so sagen - ausweichend: "Es gibt vier Kasten, großer König, die Adligen, die Brahmanen, die Händler und die Arbeiter.
Zwei von ihnen, die Adligen und die Brahmanen werden für überlegen
gehalten, die Menschen huldigen ihnen und erweisen ihnen die Ehre."
Aber der König war mit dieser Antwort nicht zufrieden, er bohrte nach: "Es
gibt vier Kasten, die Adligen, die Brahmanen, die Händler und die
Arbeiter. Gibt es irgendeinen Unterschied zwischen ihnen - oder sind alle
Menschen gleich?"
"Großer König, es gibt diese fünf Kampfesglieder (padhāniy'anga):
- Da ist erst einmal saddhā, Vertrauen. Wer diese Fähigkeit hat, vertraut dem Dharma, der Lehre, und dem Buddha, dem Lehrer.
- Dann braucht er gute Gesundheit, damit er die Anspannung des Bemühens (vāyāma) ertragen kann.
- Dann braucht er Aufrichtigkeit, mit der er sich seinem Lehrer und seinen Gefährten im heiligen Leben präsentiert.
- Weiterhin ist viriya, Energie und Tatkraft im Verfolgen des Guten und dem Überwinden unheilamer Geisteszustände nötig
- Und schließlich braucht er Weisheit (pañña), um das Entstehen in Abhängigkeit von Bedingungen zu verstehen.
Wenn
man diese fünf Kampfesglieder besitzt, dann ist man anderen überlegen,
von daher kann man sagen, dass nicht alle Menschen gleich sind."
"Erhabener, das bedeutet aber, wenn ich es richtig verstanden, habe,
dass wer diese Kampfesglieder hat, denen überlegen ist, die sie nicht
haben, völlig unabhängig von der Kastenzugehörigkeit."
"Hier sage ich, großer König, dass es in dieser Hinsicht zwischen ihnen
keine Unterschiede gibt, das heißt zwischen der Befreiung des einen und
der Befreiung der anderen."
Auf diese Art hatte der Buddha deutlich gemacht, dass das Kastensystem
zwar im weltlichen Bereich Indiens eine Rolle spielte, weil es
akzeptiert wird, in spiritueller Hinsicht jedoch nicht. Außerdem machte
er auch deutlich, dass nicht alle Menschen gleich sind, da sie
unterschiedliche Fähigkeiten aufweisen, unterschiedliche Fähigkeiten,
an denen man aber arbeiten kann, wenn man weise ist und die Bedingungen
schafft, dass diese sich entwickeln.
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