Der hündische Nacktasket - MN 57
nacherzählt von Horst aus Gelnhausen
letzte Änderungen im November 2018

So habe ich gehört. Einmal war der Erhabene im Land Koliya bei einer Stadt namens Haliddavasana.

Da kamen zwei Asketen zu ihm, Punna ein Asket aus Koliya, der die Ochsenübung seit langem praktizierte, das bedeutet, dass er herumlief, wie ein Ochse, sich verhielt wie ein Ochse und nur aß, was auch ein Ochsen fressen würde. Der andere war ein Nacktasket namens Seniya, der die Hundeübung praktizierte, also auf allen Vieren herumlief, wie ein Hunde bellte, sich verhielt wie ein Hund und nur aß, was auch Hunde fressen würden. Das taten sie in der Ansicht, dass dies spirituell verdienstvoll sei und zu einer erstklassischen Wiedergeburt führe.

Punna fragte den Erhabenen: "Ehrwürdiger Herr, was wird wohl der künftige Weg, was wird die Wiedergeburt eines Asketen sein, der die Ochsenübung auf sich genommen hat?"

Der Erhabene sagte: "Punna, lass es, frag mich das nicht."

Doch Punna wiederholte die Frage und abermals weigerte sich der Buddha, darauf zu antworten. Als Punna jedoch ein drittes Mal fragte, sagte der Buddha:

"Punna, da ich dich wohl nicht überreden kann, von dieser Frage Abstand zu nehmen, werde ich antworten. Wenn jemand die Hundeübung dauerhaft praktiziert, entwickelt er Hundegewohnheit, er entwickelt Hundeverhalten und er entwickelt einen Hundegeist. Wenn er diese Übung also erfolgreich praktiziert, wird er zweifellos als Hund wiedergeboren, scheitert er jedoch in seinen Bemühungen wird er in höllischen Gefilden wieder erscheinen."

Da brach der danebensitzende Seniya in Tränen aus, denn das war nicht das, was er durch diese schwierige Übung erreichen wollte. Er gestand dass er die Hundeübung praktizierte. Nachdem er sich wieder gefasst hatte, fragte er, was denn dann mit einem Mann geschehe, der die Ochsenübung praktiziere. Und - wie nicht anders zu erwarten - erklärte der Erhabene, dass der mit der Ochsenübung im besten Fall als Ochse wiedergeboren würde, im Versagensfall allerdings ginge auch er höllischen Zuständen entgegen.

Nun weinte auch Punna, und als er sich wieder gefasst hatte, bat er den Buddha, ihm den Dhamma zu lehren.

Der Buddha entschied sich für folgende Erklärung: "Unser Handeln bestimmt unsere Zukunft, in dieser Welt wie auch in der nächsten. Dunkle Handlungen führen in dunkle Gefilde. Wer leidbringende Gedanken hegt, leidbringende Rede spricht, leidbringendes Verhalten an den Tag legt, der wird in einer leidbringenden Welt wiedererscheinen. Helle Handlungen führen in helle Gefilde. Wer nur freundliche Gedanken hegt, allzeit freundliche Worte benutzt und immerdar liebevolle Taten vollbringt, der wird in einer freundlichen, liebevollen Welt erscheinen.

Wer weder helle noch dunkle Handlungen vollbringt, der wird in weder hellen noch dunklen Gefilden wiedererscheinen, in einer Welt ohne großes Leiden und ohne viel Glück. Und dunkel-helle Handlung führt zu dunkel-hellem Ergebnis. Wer teilweise liebevolle und teilweise leidbringende Handlungen mit Körper, Rede und Geist vollbringt, der wird in Zuständen erscheinen, in denen es sowohl Leid als auch Erfolge für ihn gibt. Ein jeder erarbeitet sich seine Zukunft selbst."

Nach dieser Darlegung sagte Punna, der Mann aus Koliya: "Großartig, ehrwürdiger Herr. Es ist als hättet ihr in die Dunkelheit meines Lebens eine Lampe gebracht. Möge der Erhabene mich von heute an bis zum Ende meiner Tage als Laienanhänger annehmen."

Anders Seniya, der nackte Asket mit dem Hundetick, er sagte: "Wunderbar, ehrwürdiger Herr, es ist als wenn etwas, was auf dem Kopf gestanden hätte, plötzlich wieder auf die Füße gestellt würde. Ich nehme Zuflucht zum Erhabenen, zum Dhamma und zur Sangha der Bhikkhus, möge mich der Erhabene als Mönch annehmen und ordinieren."

Aber der Buddha wiegelte ab: "Seniya, du warst bis jetzt Angehöriger der Nacktasketen, bist dem spirituellen Lehrer gefolgt, den die Nacktasketen Mahavira nennen. In meiner Gemeinschaft gibt es die Regel, dass Konvertiten aus anderen spirituellen Gemeinschaften eine viermonatige Probezeit ablegen müssen. Die Bhikkhus beobachten ihn in dieser Zeit, und wenn sie zufrieden sind, wird derjenige dann ordiniert. Dies ist keine ganz strenge Regelung mit den vier Monaten, wir machen mitunter auch Ausnehmen."

"Wunderbar Erhabener, dann bitte ich um eine Ausnahme. Man möge mich nicht vier Monate begutachten, sondern vier Jahre. Wenn die Bhikkhus dann mit mir zufrieden sind, möchte ich ordiniert werden."

Der Buddha nahm dieses Ansinnen mit Wohlgefallen auf. Seniya prkatizierte vier Jahre lang als Novize, dann erhielt er die volle Ordination. Er praktizierte so eifrig den Dharma, wie er zuvor die Hundeübung praktiziert hatte, und es dauerte nicht sehr lange, da erreichte Seniya das Ziel, die Heiligkeit. Er wurde einer der Arahants.


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