Nur in den Himmel - MN 97
nacherzählt von Horst aus Gelnhausen
letzte Änderungen im November 2018

Als sich diese Geschichte zutrug, hielt sich der Erhabene im Bambushain von Rajagaha auf, dort wo der Eichhörnchen-Futterplatz ist.

Sariputta ging südlich von Rajagaha in den Hügeln spazieren, als er einen Bhikkhu traf, der dort die Regenklausur verbracht hatte, den fragte er:

"Ist der Erhabene gesund und bei Kräften?" - "Ja, Herr, alles in Ordnung."
"Ist die Sangha auch gesund und bei Kräften?" - "Ja, Herr, auch das."
"Und was ist mit dem Brahmanen Dhananjani, ist er auch bei guter Gesundheit." - "Ja, schon Herr."

"Du sagst das so zögerlich, stimmt etwas mit ihm nicht? Hat es möglicherweise mit seiner Tätigkeit für die Steuerbehörde zu tun?"

"Ehrwürdiger Sariputta, seine rechtschaffene Ehefrau ist gestorben, und jetzt hat er eine neue Ehefrau, gierig und habsüchtig, die ein großes Haus führen will. Er plündert die brahmanischen Haushälter aus und die Steuern hinterzieht er dem König."

"Das sind schlechte Neuigkeiten, mein Freund, ich wede gelegentlich mit ihm sprechen. Danke."

Einige Tage später machte sich Sariputta auf den Weg zu Dhananjani, der gerade auf der Weide war und die Kühe molk; der Brahmane bot ihm von der Milch an, aber Sariputta lehnte dankend ab.

"Lass uns reden, Dhananjani. Wie läuft denn so deine Tätigkeit für die königliche Steuerbehörde? Übst du deine Tätigkeit umsichtig und gerecht aus?"

"Wie könnte ich denn," klagte er und suchte, wie das üblich ist, wenn einer Unrecht tut, die Schuld bei den anderen, "ich habe Verpflichtungen, muss mich um meine alten Eltern kümmern, dann ist da meine Frau und ihre zahlreichen Bedürfnisse und dann noch die sieben Kinder, auch meine Sklaven, Diener und Arbeiter müssen versorgt werden, dann habe ich Verpflichtungen meinen Freunden und Gefährten gegenüber, auch gegenüber meinen Angehörigen und den Gästen; schließlich muss ich auch noch Opfer für meine verstorbenen Vorfahren bringen und für die Himmelswesen, einen Teil der Abgaben muss ich an den König abliefern - und ich selbst brauche auch hin und wieder etwas zum Essen." Mit anderen Worten, der Brahmane Dhananjani klagte wie ein neuzeitlicher Unternehmerverband.

"Was meinst du,
Dhananjani, wenn da einer an der Himmelspforte steht, und so die Steuerhinterziehungen rechtfertigen würde, würden ihn dann die Wächter des Himmels mit dieser Argumentation herein lassen?"

"Nein, Meister Sariputta, sie würden ihn in die Hölle schleudern."

"Was meinst du,
Dhananjani, welcher ist besser, einer der sich den Eltern, der Ehefrau, den Kindern, den Freunden, den Gästen, den Dienern und den Himmelswesen wegen unrechtmäßig verhält, oder einer der sich den Eltern, der Ehefrau, den Kindern, den Freunden, den Gästen, den Dienern und den Himmelswesen wegen im Eiklang mit dem Dharma verhält?"

"Letzterer, Herr."

"
Dhananjani, es gibt andere Arten von Arbeit, ertragreich und in Übereinstimmung mit dem Dharma, mit denen man seine Familie versorgen und sich dabei rechtschaffen verhalten kann."

Der Brahmane wollte es sich überlegen...

Bei einer anderen Gelegenheit wurde
Dhananjani ernsthaft krank. Er sandte einen Mann zu Sariputta, um ihm zu huldigen. Dies tat der, und er sagte: "Es wäre gut, wenn der ehrwürdige Sariputta aus Mitgefühl mit Dhananjani zu dessen Haus kommen würde, Dhananjani ist ernsthaft erkrankt." Dem stimmte der Heilige zu - wie bei buddhistischen Mönchen üblich - durch Schweigen.

Also ging der Hauptjünger des Buddha zu
Dhananjani und sagte: "Ich hoffe, es ist auszuhalten, Dhananjani, ich hoffe, du überstehst es."

"Nein, Meister Sariputta, es ist nicht auszuhalten. Ich werde dies nicht überstehen."

"Was meinst du,
Dhananjani, was ist besser, eine Wiedergeburt in der Hölle oder im Tierreich? - "Im Tierreich, Meister Sariputta."

"Was meinst du, Dhananjani, was ist besser, das Tierreich oder der Bereich der Hungergeister? - "Der Bereich der Hungergeister, Meister Sariputta."

"Was meinst du, Dhananjani, was ist besser, der Bereich der Hungergeister oder der Himmlischen Wesen? - "Der Bereich der Himmlischen Wesen, Meister Sariputta."
 

"Was meinst du, Dhananjani, was ist besser, die Menschenwelt oder der Bereich der Himmlischen Wesen? - "Der Bereich der Himmlischen Wesen, Meister Sariputta."

"So,
Dhananjani, aha, nun dann werde ich dir einen Weg zeigen, wie du in den Himmel kommst, in die Welt des Brahma." Und daraufhin lehrte Sariputta ihm die Himmlischen Weilungen, die Meditationen von Liebender Güte, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut. Danach, nachdem er ihm in seinem Streben gefestigt hatte, in der minderwertigen Brahmawelt zu erscheinen, ging Sariputta. Kurze Zeit darauf verstarb Dhananjani.

Der Buddha erkundigte sich bei Sariputta, was geschehen sei, und dieser erzählte ihm alles. Dann fragte der Erhabene: "Aber Sariputta, warum hast du ihm den Weg in die minderwertige Brahmawelt gewiesen, wo er doch als Mensch viel bessere Chancen hätte im nächsten Leben den Dharma zu praktizieren und zur Heiligkeit zu gelangen?"

"Nun, Erhabener, er wollte dorthin. Wir wissen doch, dass diese Brahmanen der Brahmawelt ergeben sind. Und wenn man seine Tätigkeit als Beauftragter der Steuerbehörde berücksichtigt, ist er mit dem Himmel noch vergleichsweise gut bedient."

Der Buddha bestätigte, dass
Dhananjani inzwischen verstorben und in der Brahmawelt erschienen sei. Das Verhalten von Sariputta kommentierte er nicht.

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