Die Darlegung der Elemente - MN 140
nacherzählt von Horst aus Gelnhausen
letzte Änderungen 23. April 2019

Zu jenem Zeitpunkt durchwanderte der Erhabene das Land Maghada, in Rajagaha eingetroffen ging er zu Bhaggava, einem Töpfer und sagte: "Wenn es dir keine Umstände bereitet, Bhaggava, werde ich eine Nacht in deiner Werkstatt verbringen."

Der Töpfer  sagte, dass er das schon einem anderen Hauslosen zugesagt habe, und so gingen sie zur Werkstatt und fragten den anderen, ob er etwas gegen Gesellschaft in dieser Nacht habe, dieser, ein Mann namens Pukkusati, antwortete:


"Die Werkstatt des Töpfers ist groß genug, Freund. Der Ehrwürdige bleibe so lange er mag."

(Der traditionelle Kommentar gibt an, dieser Pukkusati sei zuvor der Raja von Takkasila gewesen, einem Nachbarstaat von Maghada. Er sei mit König Bimbisara befreundet gewesen, habe durch diesem von Buddha, Dharma und Sangha gehört, sich daraufhin in die Hauslosigkeit begeben, um den Buddha zu suchen und um Ordination zu bitten. Der Buddha habe das alles mit seinem himmlischen Auge gesehen und sich daher auf den Weg nach Rajagaha gemacht, um ihn zu treffen.)

Der Buddha fragte nun seinen Zimmergenossen: "Wer ist dein Lehrer?"

Pukkusati antwortete: "Es gibt da den Mönch Gotama, von dem es heißt, er sei ein Buddha, zu seinem Dhamma bekenne ich mich, ihn sehe ich als meinen Lehrer an."

"Aber, Bhikkhu, wo hält sich jener Erhabene denn auf?"

"Es gibt, Freund, eine Stadt im nördlichen Land, namens Sāvatthī. Der Erhabene, soll sich jetzt dort aufhalten."

"Aber, Bhikkhu, hast du jenen Erhabenen jemals gesehen? Würdest du ihn erkennen, wenn du ihn sähest?"

"Nein, Freund, ich habe jenen Erhabenen nie gesehen, und ich würde ihn wohl nicht erkennen, wenn ich ihn sähe."

Da bot der Buddha seinem Zimmergenossen an, ihm etwas vom Dharma des Buddha zu lehren, dieser nahm gern an und der Buddha sagte:

"Bhikkhu, der Mensch besteht aus sechs Elementen. Da gibt es das Erdelement, das Wasserelement, das Feuerelement, das Windelement, das Raumelement und das Bewusstseinselement.

Bhikkhu, der Mensch besteht aus sechs Grundlagen für Kontakt. Da gibt es die Grundlage des Sehkontakts, die Grundlage des Hörkontakts, die Grundlage des Riechkontakts, die Grundlage des Schmeckkontakts, die Grundlage des Berührungskontakts und die Grundlage des Geistkontakts.

Bhikkhu, der Mensch besteht aus achtzehn Arten des geistigen Herantretens. Wenn man mit dem Auge eine Form sieht, so kann es sein, dass dies Freude bringt, dass dies Trauer erzeugt oder aber Gleichmut hervorbringt. Das, was ich jetzt über den Sehkontakt sagte, gilt sinngemäß für die fünf anderen Formen des Kontaktes ebenso. Das nenn man die achtzehn Arten des geistigen Herantretens.

Bhikkhu, der Mensch hat vier Grundlagen. Da gibt es die Grundlage der Weisheit, die Grundlage der Wahrheit, die Grundlage des Verzichts und die Grundlage des Friedens.

Das Erdelement kann entweder innerlich oder äußerlich sein. Was ist das innere Erdelement? Was immer es an inneren, zu einem selbst gehörenden Dingen, fest, verfestigt und Objekt der Anhaftung ist, also Kopfhaar, Körperhaar, Nägel, Zähne, Haut, Muskelfleisch, Sehnen, Knochen, Knochenmark, Nieren, Herz, Leber, Zwerchfell, Milz, Lunge, Dickdarm, Dünndarm, Magen, Kot oder was es sonst noch an inneren festen Dingen gibt: dies nennt man das innere Erdelement. Sowohl das innere Erdelement, als auch das äußere Erdelement sind einfach nur Erdelement. Und das sollte mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend gesehen werden: 'Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.' So macht man den Geist begierdelos in Bezug auf das Erdelement.

Das Wasserelement kann entweder innerlich oder äußerlich sein. Was ist das innere Wasserelement? Was immer es an inneren, zu einem selbst gehörenden Flüssigkeiten gibt, also Galle, Schleim, Eiter, Blut, Schweiß, Fett, Tränen, Talg, Speichel, Rotz, Gelenkschmiere, Urin oder was sonst noch an inneren, zu einem selbst gehörenden Dingen, flüssig ist: dies nennt man das innere Wasserelement. Sowohl das innere Wasserelement, als auch das äußere Wasserelement sind einfach nur Wasserelement. Und das sollte mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend gesehen werden: 'Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.' So macht man den Geist begierdelos in Bezug auf das Wasserelement.

Das Feuerelement kann entweder innerlich oder äußerlich sein. Was ist das innere Feuerelement? Was immer an inneren, zu einem selbst gehörenden Dingen feurig ist, also das, wodurch man gewärmt wird, das, was gegessen, getrunken und geschmeckt worden ist, und nun den Körper durch Verbrennungsprozesse erwärmt: dies nennt man das innere Feuerelement. Sowohl das innere Feuerelement, als auch das äußere Feuerelement sind einfach nur Feuerelement. Und das sollte mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend gesehen werden: 'Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.' So macht man den Geist begierdelos in Bezug auf das Feuerelement.

Was ist das innere Windelement? Was immer an inneren, Dingen windartig ist, also aufsteigende Winde, absteigende Winde, Winde im Bauch, Winde in den Därmen, Winde, die durch die Glieder verlaufen, Einatmung und Ausatmung, oder was sonst windartig ist: dies nennt man das innere Windelement. Sowohl das innere Windelement, als auch das äußere Windelement sind einfach nur Windelement. Und das sollte mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend gesehen werden: 'Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.' So macht man den Geist begierdelos in Bezug auf das Windelement.

Was ist das innere Raumelement? Was immer an inneren, zu einem selbst gehörenden Dingen raumhaft ist, also die Ohrlöcher, die Nasenlöcher, die Mundöffnung und der Verdauungstrakt, oder was es sonst noch an inneren, raumhaften Dingen gibt: dies nennt man das innere Raumelement. Sowohl das innere Raumelement, als auch das äußere Raumelement sind einfach nur Raumelement. Und das sollte mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend gesehen werden: 'Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.' So macht man den Geist begierdelos in Bezug auf das Raumelement.


Dann bleibt nur noch Bewusstsein übrig. Was erfährt man mit jenem Bewusstsein? Man erfährt, 'Dies ist angenehm'; man erfährt, 'Dies ist schmerzhaft'; man erfährt, 'Dies ist weder-schmerzhaft-noch angenehm.' In Abhängigkeit von einem Kontakt entsteht Gefühl: angnehm, unangenehm oder gleichmütig.

Gleichmut ist geläutert und strahlend, geschmeidig, schmiedbar und leuchtend. Angenommen, Bhikkhu, ein geschickter Goldschmied würde einen Schmelzofen vorbereiten, etwas Gold mit Zangen nehmen, und es in den Schmelztiegel stecken. Von Zeit zu Zeit würde er daraufblasen, von Zeit zu Zeit würde er Wasser darübersprenkeln, und von Zeit zu Zeit würde er einfach nur zuschauen. Jenes Gold würde fein werden, gut verfeinert, völlig verfeinert, fehlerlos, frei von Schlacke, geschmeidig, schmiedbar und leuchtend. Was für eine Art von Schmuck er auch immer daraus anfertigen wollte, es würde seinen Zweck erfüllen. Genauso, Bhikkhu, bleibt dann nur noch Gleichmut übrig, geläutert und strahlend, geschmeidig, schmiedbar und leuchtend.

Der Weise formt keinerlei Bedingung und erzeugt keinerlei Willensregung in Richtung Dasein. Weil er keinerlei Bedingung formt und keinerlei Willensregung in Richtung Dasein erzeugt, haftet er an nichts in der Welt an. Wenn er nicht anhaftet, ist er nicht aufgeregt. Wenn er nicht aufgeregt ist, erlangt er persönlich Nirwāna.

Daraufhin dachte der Ehrwürdige Pukkusāti: "Der Lehrer ist wahrhaftig zu mir gekommen! Der vollständig Erleuchtete ist zu mir gekommen!" Dann erhob er sich von seinem Sitz, rückte seine obere Robe auf einer Schulter zurecht, und während er sich mit dem Kopf zu Füßen des Erhabenen niederwarf, sagte er: "Ehrwürdiger Herr, ich war ein Narr, verwirrt und tölpelhaft, als ich den Erhabenen mit 'Freund' anredete. Ehrwürdiger Herr, ich möchte gerne die Ordination unter dem Erhabenen erhalten."

Der Buddha schickte ihn zunächst Roben und eine Almosenschale zu besorgen, wie es sich zu einer Ordination gehörte. Während Pukkusati das tat, tötete ihn eine umherstreunende Kuh. Dies wurde dem Erhabenen berichtet und der sagte: "Ihr Bhikkhus, Pukkusāti war weise. Er übte in Übereinstimmung mit dem Dhamma. Mit der Vernichtung der fünf niedrigeren Fesseln, ist Pukkusāti spontan in den Reinen Bereichen wiedererschienen und wird dort Nirwāna erlangen, ohne jemals von jener Welt zurückzukehren."


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