Den Pfad gehen 
Teil 8b - Türkei - Im Jahr 2015 gepilgert
ein Bericht vom Pilger Horst aus Gelnhausen
der ausführliche bebilderte Text befindet sich hier


Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt.

Den ersten Schritt auf meinem spirituellen Pfad unternahm ich vor sehr langer Zeit.
Den ersten Schritt auf diesem Weg der Hingabe, der Devotion, ging ich Anfang 2011.
Den ersten Schritt auf meinem Pilgerpfad in der Türkei wanderte ich im August 2013.
Den ersten Schritt auf meinem Pilgerpfad in Asien unternahm ich im August 2014.
Die Bilder auf dieser Seite entstanden im Juli und August 2015 an der türkischen Schwarzmeerküste.

 
Etappe 151 nach Kurucasile 3509 km
seit Gelnhausen
. Etappe 163 nach Sinop 3784 km . Etappe 175 nach Akcay 4037 km
Etappe 152 nach Cide 3538 km . Etappe 164 nach Maleksah 3805 km Etappe 176 nach Ünye 4057 km
Etappe 153 bis Abzweig Koclar 3559 km . Etappe 165 nach Gerze 3823 km Etappe 177 nach Fatsa 4081 km
Etappe 154 nach Akbayir 3582 km . Etappe 166 nach Haciselli 3843 km Etappe 178 nach Kirli 4100 km
Etappe 155 nach Doganyurt 3610 km . Etappe 167 nach Yakakent 3868 km Etappe 179 nach Ordu 4120 km
Etappe 156 nach Özlüce 3630 km . Etappe 168 nach Yeniköy 3884 km Etappe 180 nach Piraziz 4141 km
Etappe 157 nach Inebolu 3643 km . Etappe 169 nach Bafra 3904 km Etappe 181 nach Giresun 4165 km
Etappe 158 nach Abana 3666 km . Etappe 170 nach Dereköy 3930 km Etappe 182 zum Abzweig Hisarüstü 4188 km
Etappe 159 nach Catalzeytin 3688 km . Etappe 171 nach Samsun 3951 km Etappe 183 nach Tirebolu 4211 km
Etappe 160 nach Yenigüler 3710 km Etappe 172 nach Gölcegiz 3971 km . ... dort geht es 2016 weiter - .
Etappe 161 nach Ayancik 3729 km . Etappe 173 nach Carsamba 3994 km . durch die Osttürkei .
Etappe 162 nach Gebelit 3755 km . Etappe 174 nach Terme 4017 km . und nach Georgien .
Bilder Anklicken zum Vergrößern.
 
Etappe 151 von Kalaci nach Kurucasile

Es ging die D010, die Schwarzmeer-Küstenstraße, entlang, diese ist hier im ländlichen Raum relativ schmal und kurvernreich. 
 

Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht bei meiner ersten morgendlichen Rast eine Weihungszeremonie für meine Pilgerwanderung durchzuführen, dafür habe ich das Puja-Heft und meinen "Wanderer" dabei. Diesen Namen habe ich der kleinen Buddhafigur in Ablehnung an ein Kapitel aus Saddhlokas Buch "Encounters with Enlightenment" gegeben.
Etappe 152 von Kurucasile nach Cide

Da es nachmittags heiß ist, gehe ich morgens schon sehr früh los, heute als der Vollmond über dem Schwarzen Meer schien.
 

Meine erste Pause mit Meditation konnte ich heute
auf einer sehr bequemen Meditationsmatte am Straßenrand anhalten.
Etappe 153 von Cide zum Abzweig nach Koclar 

Auch heute hatte ich einen herrlichen Rastplatz im Schatten: Im Steinschlaggebiet, wo dankenswerterweise Tisch und Stuhl für mich vom Berg herabgefallen waren.
 

Die D010 geht beständig über kleine Berge zu Dörfern und Städten am Meer - 
ein dauerndes Auf und Ab. Hier unten liegt Cide, wo ich für mehrere Tage mein Standquartier hatte und von wo ich jeweils morgens dorthin fuhr, 
wo meine Wanderung tags zuvor geendet hatte ...
Etappe 154 vom Abzweig Koclar nach Akbayir

... so brachte mich das Hinayana am nächsten Morgen, dem 1. August, zum Abzweig nach Koclar, wo meine letzte Etappe endete, und parkte dort schon vor Sonnenaufgang...
 

...und auf diese Weise kam ich jeden Morgen in den Genuss, 
den Sonnenaufgang zu erleben.
Etappe 155 von Akbayir nach Doganyurt 

Immer mal kommt es in der Nacht zu Erdrutschen, dann fehlt ein Stück Straße und wird am nächsten Tag ersetzt, so wie hier.
 

Tugce Albayrak, das Gelnhäuser Mädchen, das letztes Jahr in Offenbach erschlagen wurde, macht offensichtlich auch in der Türkei noch immer Schlagzeilen.
Etappe 156 von Doganyurt nach Özlüce
Eine Kröte betrachtet interessiert den Verkehr auf der D010 - auch wenn ich da dezeit dereinzige Verkehrsteilnehmer bin.
 Ein Friedhof mit Grabinschriften in arabischer Schrift, die noch vor 100 Jahren die übliche Schrift des Osmanischen Reiches war.
Etappe 157 von Özlüce nach Inebolu
Das Bild zeigt das kleine Hotel in dem ich bei de Wirtin Canan "Schätzchen" wohne.
 
Wie schon erwähnt bricht immer mal ein Stück Straße weg. 
Die weiße Linie war einmal die Mittellinie der Fahrbahn.
Etappe 158 von Inebolu nach Abana
Am nächsten Tag nahm ich mein Frühstück (Simit und Cola Zero) in einem Dorf ein, wo ein kleiner Laden Tische und Bänke herausgestellt hatte.
 
Inzwischen  hatte ich mich im Feriendorf Yakamoz bei Inebolu für vier Nächte eingemietet, hier meine Blockhütte. 
Etappe 159 von Abana nach Catalzeytin

Ein absoluter Höhepunkt jeden Tages war der morgendliche Sonnenaufgang über dem Schwarzen Meer.

Etappe 160 von Catalzeytin nach Yenigüler


Morgens bei Dunkelheit ist das Hinayana immer das einzige Auto auf der hier teilweise einspurigen D010, später, wenn ich zu Fuß unterwegs bin, heißt es auf den Schwerverkehr achtgeben.

Etappe 161 von Yenigüler nach Ayancik

Heute ging es entlang der Hühnerstraße*), wo ein Deutschtürke gerade seine Eltern in einem Holzhaus besucht, indem sie mit dem Vieh zusammenwohnen.
 

Am Friedhof führe ich meine tägliche Zeremonie und Meditation durch.
*) eine Hühnerstraße ist eine Straße, auf der die meisten VerkehrsteilnehmerInnen Hühner sind
Etappe 162 von Ayancik nach Gebelit

Am Morgen gelang es mir, eine Schildkröte die sich auf der D010 ängstlich in ihrem Panter versteckt hatte zu retten.
 

Später dann gönnte ich mir eine Rast in diesem cay bahce (=Teegarten, die türkische Variante des Biergartens; der Tee wird im Samowar bereitet.
Etappe 163 von Gebelit nach Sinop

Inzwischen komme ich allmählich wieder in dichter besiedeltes Gebiet, dementsprechend ausgebaut ist die D010...
 

... was bedeutet, dass der Pilger teilweise wieder unterirdisch wandert.
Etappe 164 von Sinop nach Maleksah


In Sinop hatte ich ein Hotel direkt am Hafen, vom Meer nur durch eine Reihe Cay Bahcesi getrennt.
Sinop hat noch eine mehr als zwei Jahrtausende alte Stadtmauer, 
aus der Zeit, als hier der griechische Philosoph Diogenes lebte.
Etappe 165 von Maleksah  nach Gerze

Ein ziemlich alter wage: das Speichenrat war da,mals noch nicht Stand deer Technik!

Und eine ziemlich archaische Art von Urlaub am Meer: Ein nicht mehr junges Paar verbringt den Sommer unter freiem Himmel. Als Sichtschutz dient allein ein Felsen.
Etappe 166 von Gerze nach Haciselli

Auch weiterhin begann ich meine Wanderung sehr früh - zwischen 4 und 5 h, kurz nachdem das Hinayana an dem Platz geparkt hatte, wo ich tags zuvor meine Wanderung beendet hatte.
 

Heute ging ich die alte D010 durchs Gebirge entlang, nicht die neue Straße an der Küste. Die ehemalige Infrastruktur von Tankstellen, Gasthöfen usw. war hier inzwischen zusammengebrochen, weil kein Durchgangsverkehr mehr da war, aber zum Wandern war es besser, auch wenn die Steigungen stärker waren.
Etappe 167 von Haciselli nach Yakakent


Dann war die alte D010 zu Ende und ich musste wieder auf die neue Straße...


 ...doch zuvor ließ ich mich auf der Auffahrt noch auf dem Mittelstreifen nieder, wo es ein als Meditationssitz tauglichen Borstein hatte. Ein liebes Mitgeschöpf wundert sich, denn Meditierende auf dem Grünstreifen einer autobahnartigen Straße sind hier eher selten.

Etappe 168 von Yakakent nach Yeniköy
 
Kleinbauern halten hier meist nur eine einzige Kuh - teilweise unter sehr armseligen Bedngungen - das Tier links hat wie alle seine Leidensgenossen nur noch eine Lebenserwartung von fünf Wochen, denn dann ist das islamische Opferfest.
 
Die Bauern selbst leben hier zum großen Teil vom Tabakanbau, eine sehr arbeitsinetnsive Produktionsweise, weswegen die Anbaufläche in den letzten Jahren immer mehr zurückging, Tabak wird vor allem in Niedriglohnländern angebaut.
Etappe 169 von Yeniköy nach Bafra

Der Tabakanbau ist im Flussdelta, in dem die Großstadt Bafra liegt, zugunsten des Reisanbaus stark zurückgegangen.
 

Die (beiden) Bilder rechts entstanden auf dem Markt in Bafra.
Etappe 170 von Bafra nach Dereköy
 
Morgens, wenn mich das Hinayana zum Startpunkt meiner Tagesetappe bringt, müssen wir immer auf Tiere achten. Auf dieser Straßenszene in Bafra sind mindestens vier auf der Straße schlafende Hunde zu erkennen.
Modern: Moscheen verfügen heute nicht nur standardmäßig über Lautsprecher, sondern teilweise auch über blinkende Lechtreklamen. Naja.
Etappe 171 von Dereköy nach Samsun

Am Rand der Großstadt Samsun (über 500.000 Einwohner) gibt es große Picknickanlagen, denn dieses Form der Freizeitgestaltung ist bei Türken sehr beliebt.
 

Die Stadt selbst ist groß, nicht gerade hünsch und alles andere als ein Eldorado des Pilgerns, auch wenn ihre Straßen so phantasievolle Namen haben wie
Recep-Tayyip- Erdogan-Bulevar.
Etappe 172 von Samsun nach Gölcegiz
 
Heute parkte das Hinayana vor der Moschee von Gölcegiz...
 
...während der Pilger Hühnerstraßen entlang geht 
(auf dem Bild allerdings eine ethnische Minderheit).
Etappe 173 von Gölcegiz nach Carsamba
 
Noch mehr Minderheiten!
 
...und hier eine völlig andere Spezies auf der Hühnerstraße!
Etappe 174 von Carsamba nach Terme
An den Hühnerstraßen sehen mitunter auch die Moscheen bescheidener aus...
 
... aus unerklärlichen Gründen war in diesem Wald im trockenen Sommer eine Mückenzuchtanlage eingerichtet worden. 
Zwar unergründlich, dafür aber um so erfolgreicher!
Etappe 175 von Terme nach Akcay

Und das war noch eine der schönsten Stellen von Terme - wo vor 2500 die Amazonen (so eine Art weiblicher IS) ihr Unwesen trieben.
 

Aber auch die Hühnerstraßen waren hier nicht wirklich schön.
Etappe 176 von Akcay nach Ünye

Die Hühnerstraße bei Ünye hat ziemlich große Schlaglöcher mitten auf der Straße...

... aber in der Stadt war ich für einige Tage sehr schön direkt am Meer in einem Hotel untergebracht, das einem Georgier gehörte.
Etappe 177 von Ünye nach Fatsa

Am nächsten Morgen ging es bei leichtem Regen zunächst der illuminierten Strandpromenade antlang. Auf mich wirkten die bunt beleuchteten  Bäume wie Weihnachtsbäume im Kanrnevalkostüm.

Etappe 178 von Fatsa nach Kirli

Das war der heftigste Regentag. Unter der Brücke (links) steht das Hinayana, dahinter beginnt ein 4 km langer Tunnel (leider ohne Zwangsentlüftung!), zum Glück ist zu dieser morgendlichen Stunde die Abgaskonzentration im Tunnel noch nicht sehr hoch. Rechts; Bild im Tunnel. 

Etappe 179 von Kirli nach Ordu

Haselnusstrocknung auf einem Parkplatz, im Morgengrauen fotografiert.
 

Mein Frühstück nahm ich wieder bei einer Moschee ein. Hier gibt es immer Sitzgelegenheiten sowie Stellen für die rituelle Waschung (Bild) und Toiletten.
Etappe 180 von Ordu nachPiraziz

Wirklichkeit im Osten der Türkei des Jahres 2015: Flüchtlingslager - ob die Flüchtlinge aus Irak, Syrien oder aus den türkischen Kurdengebieten, die gerade wieder bombardiert werden, sind, weiß ich nicht.

Zwei Ausschnitte aus der aktuellen Realität: Hinten eines der zahlreichen türkischen Gefangenenlager, davor ein Flüchtlingscamp.
Etappe 181 von Piraziz nach Giresun

Und noch eine andere aktuelle türkische Realität: es werden viele Moscheen neu gebaut - und manche sind richtig schön...

...fast so schön wie der Sonnenaufgang über dem Meer.
Etappe 182 von Giresun zum Abzweig Hisarüstü

So wechseln schöne Eindrücke immer wieder mit der bedrückenden Realität von Gefangenenlagern ab.

Etappe 183 vom Abzweig Hisarüstü nach Tirebolu

Und ein weiterer Gegensatz: diese Freizeitpavillons am Meer, lustig verziert, die zur morgendlichen Meditation und Puja einladen einerseits...

...una uf der anderen Straßenseite Vater, Mutter, Kind bei der gemeinsamen Handarbeit an den Haselnüssen, für unser Hanuta.
... und dann gibt es da noch die unzähligen anderen Leute, für die nicht nur eine Pilgerwanderung oder ein Familienpicknick im verspielten Pavillon, sondern auch eine Wohnung und eine sinnvolle Arbeit beim Haselnussschälen außerhalb ihrer sozialen Reichweite liegt: die gestrandeten Kriegsflüchlinge in den Zelten des Roten Halbmondes und des UNHCR.
... und viele weitere Schritte, 
viele weitere Tagesetappen, 
viele weitere nachdenklich Momente
liegen noch vor mir ...

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