Der Buchhalter Moggallana - MN 107
nacherzählt von Horst aus Gelnhausen
letzte Änderungen im November 2018
Anmerkung: Der Buchhalter ist nicht identisch mit Buddhas Hauptjünger, der daher meist als Maha Moggallana bezeichnet wird.

Zu dieser Zeit hielt sich der Erhabene in Savatti, in der Villa von Migaras Mutter im östlichen Park auf, da kam auch der Buchhalter Moggallana zu Besuch und stellte dem Erhabenen eine Frage:

"Meister Gotama, diese Villa hier wird stufenweise erweitert, stufenweise ausgebaut, ein durchaus übliches Verfahren, auch in meinem Beruf, in dem ich meinen Lebensunterhalt mit Buchführung verdiene, gibt es eine stufenweise Ausbildung. Daher meine Frage: Durchlaufen auch Eure Bhikkhus, Meister Gotama, eine solche gestufte Ausbildung?"

"Durchaus Brahmane, das ist zwar nicht die übliche Bezeichnung, wie wir es benennen, aber man könnte es genauso gut als gestufe Ausbildung beschreiben. Wenn ein Bhikkhu seine Ausbildung beginnt, so muss er als Grundlage die moralischen Prinzipien internalisieren, sich an unsere ethischen Richtlinien halten, bis er auch nicht mehr den kleinsten Fehler begeht.

Wenn der Bhikkhu dann vollkommen in seinem Verhalten ist, geht es ans zweite Modul der gestuften Ausbildung, dann muss er lernen, seine Sinnestore (Augen, Ohren, Nase, Geschmacksorgan, Tastsinn)
zu beherrschen, denn es können üble, unheilsame Geisteszustände der Gier und der Trauer in ihm entstehen, wenn er die Kontrolle über die Sinnesorgane verliert.

Und dann, Brahmane, wenn der Bhikkhu seine Sinnestore ordnungsgemäß zu hüten gelernt hat, kommen wir zum Modul "Mäßigung beim Essen". Er muss lernen, seine Nahrung mit weiser Betrachtung zu sich zu nehmen, weder zum Spaß, noch zur Brauschung oder zu Verschönerung, sondern eben nur, um diesen Körper zu ernähren und Hungergefühle abzustellen, damit er erfolgreich praktizieren kann.

Dann kommen wir zu Stufe vier dieser Ausbildung, hier geht es um die Entwicklung von Wachsamkeit, hierzu dient bei Tage sowie in der ersten und letzten Nachtwache vor allem die Gehmeditation, in der zweiten Nachtwache geht es um die Körperkontrolle im Schlaf. Hat der Bhikkhu dies erfolgreich absolviert, so steht nun auf dem Lehrplan, Achtsamkeit und Wissensklarheit zu entwickeln. Hierzu begibt er sich in eine Einzelklausur, wo er an den Geisteszustände Habgier, Übelwollen, Trägheit, Ruhelosigkeit und Unentschlossenheit arbeitet. Hat er diese fünf Hindernisse überwunden, ist gewissermaßen das Grundstudium abgeschlossen.

Der fortgeschrittene Übende bemüht sich dann um vier weitere gestufte Module, die wir meditative Vertiefungen nennen. Hier ist bei der ersten Vertiefung die anfängliche und anhaltende Hinwendung zum Meditationsobjekt sowie Verzückung und Glückseligkeit das Ziel. Diese Faktoren werden dann stufenweise abgebaut, bis in der vierten Vertiefung nur noch die Fokussierung aufs Meditationsobjekt vorhanden ist, außerdem tritt dann Gleichmut auf, der die positiven und negativen Empfindungen transzendiert und die Reinheit der Achtsamkeit pflegt.

In dieser Art, Brahmane, bilden wir die Bhikkhus stufenweise aus."

Der Buchhalter fragte nach: "Und wenn diese gesamte Ausbildung absolviert ist, haben dann alle Schüler das Ausbilungsziel, das Nirwana, erreicht."

"Nein, Brahmane, einige erreichen dieses Ziel, andere nicht."

"Das verstehe ich nicht, Meister Gotama, wenn doch alle die gleiche Ausbildung erhalten, warum erreichen dann manche das Ziel nicht?"

"Darf ich dir eine Gegenfrage stellen, Brahmane? Ich nehme an du bist mit der Straße, die von hier nach Rajagaha führt, vertraut."

"Ja, sicher, Meister Gotama!"

"Stelle dir vor, da kommen an zwei Tagen hintereinander zwei Männer, die dich hier vor dem Haus nach dem Weg nach Rajagaha fragen. Du gibst beiden die gleiche, exakt zutreffende Beschreibung. Einer kommt dort an, der andere verirrt sich. Bist du daran schuld, dass der eine sich verirrt hat?"

"Sicher nicht, da kann ich nichts dazu, ich war derjenigen, der den Weg richtig beschrieben hat!"

"Siehst du Brahmane. Der Tathagata ist einer, der den Weg zeigt. Gehen muss ihn jeder Schüler selbst."

"Prima, Meister Gotama, so wie die schwarze Veilchenwurzel den besten Wurzelduftstoff abgibt, rotes Sandelholz den besten Holzduftstoff und Jasmin den besten Blütenduftstoff, ebenso ist die Anweisung von Meister Gotama die höchste unter den heutigen Lehren."


Zurück zu den buddhistischen Geschichten
Zur Übersicht   Gelnhausen-Meditation
Zur Hauptseite kommundsieh.de