Optimales Handeln

Eine der Acht Optimierungen ist das Optimale Handeln. Vier oder fünf Vorsätze sollte einhalten, wer sich bemüht optimal zu handeln, nämlich Die ersten vier sind zwischen allen wichtigen ethischen Richtungen und Religionen unumstritten, sie wurden (in ähnlicher Formulierung) vom Parlament der Weltreligionen 1993 in Chicago verabschiedet. Über Punkt fünf konnte man allerdings keine Einigkeit erzielen, da hierzu auch die Ablehnung von Alkohol zählen würde. Einige Religionen nehmen hierzu eine sehr stark ablehnende Haltung ein (z.B. der Islam), während Alkohol in anderen Religionen (z.B. im Christentum) zu rituellen Handlungen getrunken wird.

Ich werde anschließend darlegen, was alles zu den fünf Vorsätzen gehört. Ich nenne sie nicht Gebote, denn Gebote setzen einen Gebieter voraus, also einen Gesetzgeber oder einen Gott. Vorsätze einzuhalten entscheidet man sich freiwillig, aufgrund von Überlegungen, was gut und richtig ist. Dabei kann man jede dieser Regeln enger und weiter auslegen. Eine Person, die sich im optimalen Handeln übt, wird dabei sicher die weite Auslegung nehmen. Die meisten sich in richtigem Handeln übenden Menschen werden zunächst eine engere Auslegung wählen und sich erst allmählich - je mehr sie sich perfektionieren - zu einer weiteren Auslegung kommen.

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niemanden schädigen

enge Auslegung = richtig handeln

"Du sollst nicht töten", heißt ein Gebot in vielen Religionen. Dies ist eine sehr enge Auslegung. Sicher ist Mord eines der verabscheuungswürdigsten Verbrechen, wenn nicht das schlimmste überhaupt. Die ganz enge Auslegung bezieht sich nur auf Mord (und Totschlag).

Dennoch sind auch hier viele Menschen bereit Ausnahmen zuzugestehen. So befürworten viele Menschen z.B.  die Todesstrafe. Präsident George W. Bush hat während seiner Amtszeit der Hinrichtung von mehr Menschen zugestimmt als irgendein anderer Politiker. Obwohl er als Gouverneur jeden dieser über 150 Menschen hätte begnadigen können, hat er in keinem einzigen Fall von diesem Recht Gebrauch gemacht. Dennoch nennt er sich Christ. Ganz eindeutig ist die Todesstrafe eine Strafe, die Menschen schädigt, denn niemand will sterben.

Eine weitere Ausnahme, die häufig gemacht wird, ist Krieg. Im Krieg ist das Töten von Menschen staatlich erlaubt. Auch werden keineswegs nur Soldaten getötet, sondern zunehmend völlig unbeteiligte Zivilisten. Während noch im Ersten Weltkrieg (1914-1918) mehr als 90 % der Getöteten Soldaten waren, wurden im Zweiten Weltkrieg (1939 - 1945) etwa genau so viele Zivilisten getötet wie Soldaten: man hat mit der systematischen Bombardierung der Zivilbevölkerung begonnen. Sowohl Deutschland als auch die USA und Großbritannien haben so barbarisch gehandelt. Im Vietnamkrieg (1965 - 1975) war die Anzahl der getöteten Zivilisten mindestens 50 Mal so hoch wie die der Soldaten. Krieg wurde zunehmend zur Menschenjagd. Ähnliches gilt auch für die Kämpfe im ehemaligen Jugoslawien. Hier führten serbische Soldaten und Mörderbanden Krieg gegen Kosovo-Albaner, albanische Mörderbanden töteten Serben und amerikanische und deutsche Bomber griffen Fabriken, Brücken und zivile Ziele in Jugoslawien an und töteten dabei viele Menschen, manche direkt, andere sterben langsam durch von radioaktiver Munition ausgelösten Krebs. Aber auch Beispiele der Gewaltlosigkeit gab es im 20. Jahrhundert. So hat Mahatma Gandhi durch eine gewaltlose Revolution das zweitgrößte Land der erde, Indien, befreit, er sagte: "Es gibt zahlreiche Gründe, wofür ich bereit wäre zu sterben, aber nicht einen einzigen, wofür ich bereit wäre zu töten." Auch die Revolution in der DDR erfolgte gewaltlos. Während die Regierung der DDR auf alle Formen von Angriffen vorbereitet war um zurückzuschlagen, war sie auf eines nicht vorbereitet: auf absolute Gewaltlosigkeit ihrer Gegner. Und so gelang die Revolution in der DDR ohne einen einzigen Schuss.

Eine dritte Ausnahme, die gemacht wird, ist bei Abtreibung. In vielen Ländern, darunter in Deutschland, ist Abtreibung unter bestimmten Umständen legal. Ob man Abtreibung als "Mord" bezeichnet oder nicht, eines tut Abtreibung auf jeden Fall: sie tötet ein sich entwickelndes menschliches Wesen. In diesem Zusammenhang gibt es viele weitere Probleme, so wird z.B. in England inzwischen mit menschlichen Embryonen experimentiert. Alle Formen der Gentechnik bewegen sich auf der Ebene des Eingriffs in Leben und sind daher mit Optimalem Handeln nicht vereinbar.

weite Auslegung = optimal handeln

Bisher haben wir nur über Tötung gesprochen. Selbstverständlich schädigt auch anderes Verhalten Menschen, nämlich körperliche oder psychische Gewalt. Und Gewalt ist alltäglich: auf der Straße, in der Schule, in der Familie. Jeder und jedem von uns fallen hierzu zahlreiche Beispiele ein, manche zu körperlicher Gewalt, manche zu psychischer.

Außerdem haben wir bisher nur über Schädigung von Menschen gesprochen. Aber Tiere leiden genauso wie Menschen. Dennoch gibt es zahlreiche Fälle von Tierquälerei. Das beginnt mit dem Kleinkind, das die Tauben in der Stadt verjagt und diese damit in Todesangst versetzt, geht über Stier- und Hahnenkämpfe, die in vielen Ländern der Welt zur "Volksbelustigung" veranstaltet werden und endet bei Filmen, die für diejenigen gedreht werden, die dafür zahlen. Auf diese Art finanzieren Kinobesucher häufig Tierquälerei. So werden z.B. in Filmen mit Kampfszenen zu Pferde diese zum umstürzen gebracht, indem der Reiter ihnen mit einem Schockstab einen elektrischen Schlag am Hirn versetzt, sodass sie für einen Moment bewusstlos werden. Viele Pferde verletzen sich beim plötzlichen Sturz im Galopp schwer. Pferde, die sich dabei die Beine brechen, werden hinterher erschossen, sie sind verbraucht und können nicht mehr eingesetzt werden.

Außerdem werden Tiere für unsere Ernährung nicht nur getötet, sondern auch gequält. Um Fleisch, Eier und Milchprodukt möglichst billig zu machen, werden diese Tiere häufig unter unsagbar grausamen Bedingungen gehalten. So kann Döner so billig sein, weil dafür Kalbfleisch verwendet wird von Kälbern, die sofort bei Geburt von ihrer Mutter getrennt werden und in engste Boxen eingepfercht werden. Diese sind häufig so eng, dass sich das Tier nicht einmal hinlegen kann. Dadurch verbraucht es fürs Aufstehen keine Kalorien und verwertet so sein Futter billiger. Zwar Schmerzen seine Beine, die Gelenke entzünden sich und vereitern, dafür bekommt es Medikamente gespritzt und in wenigen Wochen ist es schlachtreif und der Döner billig.

Über 90 % aller Eier stammen aus tierquälerischer Massentierhaltung. Dabei hat ein Huhn nicht mehr Platz als ein DIN-A-4-Blatt, und das während seines ganzen Lebens. Auch Eier aus Bodenhaltung stammen von Hühnern, die genauso eng gehalten werden, nur nicht in Käfigen, sondern eben auf Böden. LIDL und ALDI bieten Eier aus Freilandhaltung an. Diese stammen aus Holland, wie ROBIN WOOD recherchiert hat. Dort gilt als Freilandhaltung, wenn die Massentierhaltung auf einer Seite des Stalles keine Wand hat. Zu optimalem Handeln gehört es, solche Produkte nicht nachzufragen, denn wir stimmen täglich mit unserem Geldbeutel darüber ab, wo Wesen gequält werden. Zu optimalem Handeln gehört also auch beim Einkauf auf das Kleingedruckte auf den Lebensmitteln zu achten. Traditionell werden italienische Nudeln und Pizza ohne Eier hergestellt. Erst in den letzten Jahren wurde dazu übergegangen, diese auch mit Eiern anzubieten. Wer optimal handelt, versucht bei seinem Konsum keine Wesen zu schädigen.

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nachhaltig wirtschaften

enge Auslegung = richtig handeln

In der engen Auslegung geht es darum, nicht zu stehlen, bzw. nichts zu nehmen, was einem nicht zusteht. Damit ist dieser Vorsatz eigentlich eine Fortsetzung des ersten, denn wenn wir etwas nehmen, das uns nicht zusteht schädigen wir andere. Dabei geht es sowohl darum keinem anderen Wesen etwas wegzunehmen, als auch darum nicht die Allgemeinheit zu schädigen, indem wir uns Dinge aneignen, die für die Allgemeinheit von Nutzen sind.

weite Auslegung = optimal handeln

Der wirtschaftliche Aspekt ist hier sehr wichtig. Nachhaltiges Wirtschaften ist ein Ziel, worauf sich der Weltgipfel 1992 in Rio de Janeiro geeinigt hat. Das Waren die Regierungschefs oder deren Stellvertreter von fast allen Ländern der Welt, 180 an der Zahl. Was bedeutet Nachhaltigkeit (sustainable development)? Es geht dabei darum, dass wir so wirtschaften, dass es

Hintergrund dieser Idee ist, dass der zunehmende Wohlstand die Natur immer mehr belastet. Würden alle Chinesen und alle Inder genauso leben wollen, wie wir in der Europäischen Union oder in den USA, so würde das Weltklima aufgrund der hohen Schadstoffkonzentration zusammenbrechen. Immer mehr Verkehr, vor allem per Auto und Flugzeug, immer mehr Wohnraum, der beheizt werden muss, immer mehr Abfall ist nicht möglich.

Daher soll eine neue Weltbehörde, die Unep (ihr Leiter ist der Deutsche Klaus Töpfer, der unter Bundeskanzler Helmut Kohl deutscher Umweltminister war) die weltweite Koordinierung im Sinne der Nachhaltigkeit leisten. Entscheidend ist aber, dass nicht nur eine Weltbehörde, die Regierungen, die großen Firmen, also DIE ANDEREN entsprechend handeln sollen, sondern dass jede/r Einzelne gefragt ist, sein Leben im Sinne der Nachhaltigkeit zu organisieren. Dies bedeutet sich zunächst einmal zu informieren, wo die Probleme liegen und was jede/r Einzelne tun kann, damit er oder sie nicht mehr Teil des Problems ist, sondern Teil der Lösung. Das Programm für eine nachhaltige Entwicklung heißt Agenda 21. Das bedeutet "Was im 21. Jahrhundert getan werden muss."

Optimales Handeln bedeutet also auch seinen Konsum, alle Kaufentscheidung vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit zu treffen. Hierzu ein Beispiel.

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richtig reden

enge Auslegung = richtig handeln

Wahrhaftige Rede, also entsprechend dem Gebot "Du sollst nicht lügen" zu reden. Gehört zum richtigen Reden. Besonders verwerflich ist natürlich die Lüge um jemandem zu schaden, entsprechend dem christlichen Gebot. "Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen wider deinen Nächsten!" Aber auch die Unwahrheit um uns selber in einem besseren Licht darzustellen ist ein Verstoß gegen den Vorsatz des richtigen Redens.

weite Auslegung = optimal handeln

Bei dem Versuch, nicht nur richtig sondern optimal zu handeln kommen zwei weitere Vorsätze dazu. So sollte die Rede harmoniefördernd sein. Tatsächlich kann man Menschen häufig besonders damit ärgern, dass man Dinge erzählt, die zwar wahr sind, aber gerade in der Absicht erzählt werden, jemanden zu verletzen. Ein Musterbeispiel dafür ist das sog. "schmutzige Wäsche waschen" in Scheidungsprozessen. Zum optimalen Handeln gehört also sich bei jedem reden zu fragen, wie kann ich das, was ich sagen möchte, in einer Weise sagen, dass es das harmonische Zusammenleben der Menschen fördert. Dies gilt übrigens nicht nur bezüglich Anwesender: auch über Abwesende sollte man nicht nachteilig reden.

Ein weiterer Aspekt der optimalen Rede ist, dass sie hilfreich sein sollte. Dabei ist natürlich einerseits gemeint, dass sie dem, was man erreichen möchte dient. Da ein optimal Handelnder Mensch sich bemüht, die Acht Optimierungen umzusetzen, bedeutet dies also, das das Reden der Umsetzung der Acht Optimierungen dienen sollte. Demnach ist jede sinnlose Rede, jedes Plappern, jedes Geschwätz über nichtige Themen, nicht im Einklang mit dem Vorsatz der optimalen Rede.

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niemanden sexuell ausbeuten

enge Auslegung = richtig handeln

Dies bedeutet natürlich in der engsten Auslegung, nicht zu vergewaltigen. Dazu gehört natürlich auch der Vorsatz, keine sexuellen Handlungen mit Kindern vorzunehmen, denn hier ist immer die Tatsache, dass jemand, der unterlegen wird benutzt wird, mit im Spiel. Heutzutage ist auch Prostitution in der Regel sexuelle Ausbeutung, denn die wenigsten Personen, die sich prostituieren, tun dies aus freien Stücken. Fast immer ist hier Gewalt, Frauenhandel oder das Anlocken von ausländischen Frauen unter Vorspiegelung falscher Tatsachen Hintergrund.

Auch "sexuelle Konsumgewohnheiten" gehören hierher. Neben Sextourismus, bei dem vor allem Männer aus reichen Nationen das Elend in den armen Ländern für schnelle Abenteuer ausnutzen, gehören hierzu auch alle pornographische Erzeugnisse, bei denen Personen möglicherweise gegen ihren freien Willen zu sexuellen Handlungen gedrängt wurden.

weite Auslegung = optimal handeln

Auch "sexuelle Konsumgewohnheiten" gehören hierher. Neben Sextourismus, bei dem vor allem Männer aus reichen Nationen das Elend in den armen Ländern für schnelle Abenteuer ausnutzen, gehören hierzu auch alle pornographische Erzeugnisse, bei denen Personen möglicherweise gegen ihren freien Willen zu sexuellen Handlungen gedrängt wurden.

Aber auch in unserem alltäglich Sexualverhalten spielen häufig Machtstrukturen eine Rolle. Dazu gehört häufig, dass Menschen aufgrund wirtschaftlicher Abhängigkeit in einer Beziehung verweilen, die sie nicht mehr wollen. Aber auch der sexuelle Erfolgsdruck ("Eine Frau muss begehrenswert aussehen" oder "Ein richtiger Mann muss immer können!") ist sexuelle Ausbeutung.

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sich nicht durch Gifte schädigen

enge Auslegung = richtig handeln

Hierzu gehört natürlich der Vorsatz, sich nicht durch Rauschmittel zu schädigen. Neben den illegalen Drogen sind es vor allem die Genussmittel Tabak und Alkohol, die jährlich allein in Deutschland Zigtausende Menschen töten und Millionen dauerhaft schädigen. Aber auch Kaffee, schwarzer Tee und natürlich Medikamente wie Tranquilizer oder Schlafmittel führen in Abhängigkeiten bzw. schädigen unseren Organismus. Besonders problematisch sind die süßen Tees, wie gesüßter Fencheltee, den Babys bekommen und der dazu führt, dass sie naschsüchtig werden, eine er Ursachen, wieso es immer mehr fettleibige Menschen gibt. Hier sind besonders junge Eltern aufgerufen, sehr gewissenhaft zu prüfen, was sie ihren Kindern geben.

weite Auslegung = optimal handeln

Neben diesen physischen Giften gibt es jedoch auch psychische Gifte vor denen sich eine optimal handelnde Person hüten muss. Hierbei ist in erster Linie der Fernsehkonsum zu nennen, der uns nicht nur jede Menge Zeit raubt sondern oft genug auch dazu führt, dass wir unsere Umwelt nicht mehr so wahrnehmen wie sie ist, sondern mehr und mehr so, wie die Ersatzwelt im Fernsehen es uns vorgaukelt, und dies ist häufig genug eine gewalttätige Welt. So wie wir nicht wahllos alles essen was wir auf der Straße oder im Wald finden, sondern uns überlegen, ob dies nicht schädlich für uns ist, so sollten wir auch mit den Medien umgehen, also mit Fernsehen, Internet, Kino, Musik, Videos, Computerspielen, Literatur usw. Die optimal handelnde Person fragt sich also immer, ob ein solcher Medienkonsum der Entwicklung der Acht Optimierungen dient oder schadet. Bei sehr scharfer Beobachtung lässt sich feststellen, dass schon ein einziger Krimi die Konzentrationsfähigkeit für mehrere Tage absinken lässt.

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