Vier Arten von Menschen - MN 51
nacherzählt von Horst aus Gelnhausen
letzte Änderungen im November 2018
So
habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zusammen mit einer großen
Sangha bei Campa am Ufer des Gaggara-Sees. Da kamen Pessa, der Sohn des
Elefantenführers, der setzte sich seitlich nieder, sowie Kandarka, der
Wandersasket, und stellte sich seitlich hin. Es wurden die üblichen
höflichen Grußformeln ausgetauscht.
Der Buddha
sagte: "In dieser Sangha gibt es Arahats, Heilige, die ihre Triebe
vernichtet haben und alles erreicht haben, was zu erreichen ist. Und in
dieser Sangha gibt es Bhikkhus in der höheren Schulung, die ein Leben
in Ethik und in scharfsinniger Analyse führen. Sie verweilen, weil sie
ihr Herz in den vier Grundlagen der Achtsamkeit verankert haben, in der
Achtsamkeit auf den Körper, der Achtsamkeit auf die Empfindungen, in
der Achtsamkeit auf den Geist und in der Achtsamkeit auf die Objekte,
mit denen sich der Geist beschäftigt. So verweilen sie völlig achtsam
und wissensklar, nachdem sie Habgier und Trauer abgelegt haben."
Darauf
sagte Pessa, der Sohn des Elefantenführers: "Ehrwürdiger Herr, von Zeit
zu Zeit verweilen auch wir weißgekleideten Laienanhänger, indem wir
unser Herz gut in diesen vier Grundlagen der Achtsamkeit verankert
haben. Andererseits sind viele Menschen verschlagen, nur das Tier ist
offen, meine Elefanten zum Beispiel zeigen ihre Emotionen offen und
unverhohlen."
"So
ist es," sagte der Buddha, "Menschen sind oft verschlagen, aber das
Tier ist offen. Weißt du Pessa, es gibt vier Arten von Personen in der
Welt. Welche vier? Da quält eine Person sich selbst, sie ist ein
Selbstfolterer. Eine andere Person verfolgt die Praxis andere zu
quälen, sie foltert andere. Und wieder eine andere Art von Person quält
sowohl sich selbst als auch die anderen. Und schließlich gibt es eine
Sorte von Menschen, die sich weder selbst foltert, noch andere quält.
sie ist hungerfrei, ihre Triebe sind erloschen, sie ist ganz cool.
Welche dieser vier Arten von Personen stellt dein Herz zufrieden,
Pessa?"
Dieser antwortet: "Die ersten drei Arten von Personen stellen mein Herz nicht zu frieden, nur die vierte."
Der
Buddha fragt weiter: "Aber Pessa, warum stellen die ersten drei Arten
von Personen dein Herz nicht zufrieden?" Pessa gibt die richtige
Antwort auf diese rhetorische Frage, ergänzt jedoch: "Und jetzt,
ehrwürdiger Herr, nehmen wir Abschied. Wir sind beschäftigt und haben
viel zu tun."
Der Buddha sagt: "Es ist an der Zeit, das zu tun, was du für richtig
hältst." Und als Pessa gegangen ist, wendet er sich an die Mönche:
"Pessa hat weise geantwortet. Wenn er noch eine Weile sitzen geblieben
und zugehört hätte, hätte er großen Nutzen aus unserem Gespräch gehabt."
Da baten ihn die Mönche: "Jetzt ist es an der Zeit, Erhabener, dass du
uns diese vier Arten von Personen in allen Einzelheiten erklärst."
"Dann, werte Mönche, hört zu und verfolgt aufmerksam, was ich sagen werde."
Als erstes erklärt der Buddha, denjenigen, der sich selbst qüält. Er
erläutert die extremen Formen von Askese, die zu jener Zeit bei
religiösen Suchern in Indien üblich waren.
Danach kommt er auf die zweite Art von Personen zu sprechen: "Welche
Art von Person, ihr Bhikkhus quält andere und verfolgt die Praxis
andere zu foltern? Da ist eine bestimmte Person ein Schafschlachter,
ein Schweineschlachter, ein Geflügelschlachter, ein Fallensteller, ein
Jäger, ein Fischer, ein Dieb, in Henker, ein Gefängniswärter oder
jemand, der einem anderen derart grausamen Beruf nachgeht, Dies nennt
man die Art von Person, die andere quält und die Praxis, andere zu
foltern, verfolgt." (Das rot
geschriebene Zitat ist wörtlich übernommen aus der Übersetzung von
Mettiko Bhikkhu. Die übrigen Bescreibungen sind sehr viel länger und
umständlicher beschrieben, daher in meiner Nacherzählung gekürzt und in
zeitgemäßere Sprache übernommen.)
"Welche Art von Person quält sich selbst und quält auch andere? Da ist
einer ein Herrscher oder ein anderer angesehener und einflussreicher
Mann, und er entscheidet: So und so viele Rinder sollen getötet werden,
so und so viele Ziegen sollen getötet werden, so und so viele Bäume
sollen gefällt werden. Und dann treibt er seine Sklaven, Dienstboten
und Angestellten an, die weinend und mit angsterfülltem Gesicht
angetrieben von der Furcht vor Strafe und voller Angst die Arbeit
erledigen. Dies nennt man die Art von Person, die ich selbst und andere
quält."
"Und dann gibt es noch die Art von Person, die sich nicht selbst quält
und auch andere nicht quält. Da geht eine Person in die Hauslosigkeit,
hat das Leben eines Bhikkhus aufgenommen, er enthält sich davon
Lebewesen zu töten; Stock und Waffen hat er beiseite gelegt, sanft und
freundlch lebt er voller Mitgefühl für alle Lebewesen. Er enthält sich,
das zu nehmen, was ihm nicht gegeben wurde. Er lebt in Keuschheit. Er
enthält sich davon, die Unwahrheit zu sagen. Er enthält sich davon,
gehässig zu sprechen. Er verbreitet nicht woanders, was er hier gehört
hat, um die Menschen zu entzweien, er äußert vielmehr Worte, die
Entracht stiften. Er enthält sich der Schwatzhaftigkeit. Er enthält
sich davon, Saatgut und Pflanzen zu beschädigen. Er enthält sich des
Tanzens, Singens und Musizierens und des Besuschs von
Theateraufführungen. Er enthält sich davon, Schmuck zu tragen, sich mit
Parfum herauszuputzen und sich mit Kosmetik zu verschönern. Er enthält
sich davon, Gold und Silber anzunehmen. Er enthält sich davon, Frauen
und Mädchen anzunehmen. Er enthält sich davon, Ziegen und Schafe
anzunehmen.Er enthält sich davon, Felder und Ländereien anzunehmen. Er
enthält sich des Kaufens und Verkaufens. Er enthält sich des
Schwindelns, Täuschens, Betrügens und der Hinterlist.
Er begnügt sich mit Roben, um seine Körper zu schützen und mit
Almosenspeise. So wird er einer der wissensklar handelt beim Gehen,
Essen, Trinken, Kauen, Schmecken, der wissensklar handelt beim
Entleeren von Kot und Urin, der wissensklar handelt beim Stehen,
Sitzen, Einschlafen, Aufwachen, Reden und Schweigen.
So überwindet er Habgier, Übelwollen und Hass, Trägheit und Mattheit,
Rastlosigkeit und Gewissensunruhe ebenso wie Zweifel. Nchdem er diese
Hindernisse überwunden hat, erlangt er die erste meditative Veriefung,
die zweite Vertiefung, die dritte und die vierte Vertiefung, die man
das Weilen in Gleichmut nennt.
Wenn seine gesammeltes Herz auf diese Art geläutert ist, erinnert er
sich an viele frühere Leben mit ihren Aspekten und Besonderheiten.
Wenn sein gesammeltes Herz auf diese Art geläutert ist, sieht
er mit dem himmlischen Auge, das dem menschlichen überlegen ist, die
Wesen sterben und wiedererscheinen, niedrige und hohe, schöne und
häßliche, in Glück und Elend, und er versteht, wie die Wesen ihren
Handlungen, ihres Karmas, gemäß weiterwandern.
Er erkennt: das ist Dukkha, das ist der Ursprung von Dukkha, das ist
das Ende von Dukkha und das ist der Pfad zum Ende von Dukkha. Er
versteht der Wirklichkeit entsprechend: dies sind die Triebe, dies ist
der Ursprung der Triebe, dies ist das Aufhören der Triebe und dies ist
der Weg, der zum Aufhören der Triebe führt.
Wenn er so weiß und sieht, ist sein Herz vom Sinnentrieb befreit, vom
Werdetrieb und vom Unwissenheitstrieb. In ihm steigt das Wissen auf:
ich habe Befreiung erreicht und so verweilt er in Glückseligkeit, weil
er selbst heilig geworden ist.
Das waren die Worte des Erhabenen. Die Bhikkhus waren entzückt über die Worte des Erhabenen.
Zurück zu den buddhistischen Geschichten
Zur Übersicht Gelnhausen-Meditation
Zur Hauptseite kommundsieh.de
Das Blatt im Hintergrund stammt von dem Baum, unter dem der Buddha seine Erleuchtung hatte.