Horst, der Mensch: Der verschlungene Pfad in Richtung eines Lebens zum Wohl aller Wesen – Geschichte eines europäischen Buddhisten - Stand 29.1.2020

Szene 076 – Dank an Amoghasiddhi – 2014



Auszug aus meinem Wandertagebuch meiner Pilgerwanderung nach Osten – Etappe 130 im Großraum Istanbul:

neuHeute stand im Zentrum meiner Bertrachtung der archetypische grüne Buddha Amoghasiddhi, aber nicht etwa, weil er für den endgültigen Durchbruch, die Möglichkeit tatsächlich Erleuchtung zu erreichen, steht, sondern wegen einer anderen wichtigen Eigenschaft: er gilt als Geber der Furchtlosigkeit, daher seine Mudra, die er mit der rechten Hand zeigt, es ist die Geste des Gebens von Furcht-losigkeit.

In erster Linie wollte ich mich heute bei ihm bedanken für die hervorragende Unterstützung, die er mir bei meiner Wanderung bisher hat zuteil werden lassen, bei meiner Pilgerreise, die heute an einen entscheidenden Einschnitt ge-langt, ich werde den europäischen Ab-schnitt zu Ende gehen. Dabei erinnerte ich mich an die vielen Gelegenheiten, wo ich Ängste entwickelte und mich dann vertrauensvoll an Amoghasiddhi wandte, den Beschützer, wann immer Ängste ihr übles Spiel zu spielen drohen. Angehörige anderer spirituellen Traditionen würden hier vielleicht vom Schutzengel sprechen. Wie auch immer, mein Ansprechpartner, die für mich sichtbare Verkörperung des Aspekts des Numinosen, der Hilfe und die entscheidende Hilfe zur Selbsthilfe, nämlich Furchtlosigkeit, bereit stellt, ist für mich Amoghasiddhi, der Buddha des endgültigen Gelingens.

Und so ließ ich vor meinem geistigen Auge die Stellen passieren, an denen ich ziemlich verunsichert war, nicht weiter wusste. Eine erste solche Situation gab es bereits in Deutschland, als die Schmerzen in meinen Füßen immer schlimmer wurden, und ich am Ende jeden Wandertages zwischen Augsburg und Garmisch von Schmerzen durch-geschüttelt jeweils für eine Stunde aufs Bett fiel, bevor ich es wieder wagen konnte, meine Füße zu belasten, um nach etwas zum Essen zu suchen. Damals waren mir doch erhebliche Zweifel gekommen, jemals auch nur annähernd so weit wie Istanbul zu gelangen.

fussDann gab es in Österreich diese Stelle, als ich mir offensichtlich eine Blutvergiftung zugezogen hatte und ich mit pochendem Schmerz in einer offenen Wunde, Fieber und Schüttelfrost in Bischofshofen angelangte (Bild unten) und dann meine Ängste, den Alpenhauptkamm zu überwinden, weil Goggle-Mapps mir nur Fussrouten anzeigte, bei denen ich drei Tage in den Bergen im Freien hätte nächtigen müssen. Dann das Erschrecken, dass es in Slowenien keine Übernachtungsmöglichkeiten gab.

Meine Angst, wie ich Kroatien passieren sollte, wo es unterwegs auch keine Übernachtungsmöglichkeiten nach Tagesetappen gab, auch keine Plätze zum Zelten und sich morgens zu waschen, weil die Bäche an meinem Pfad reine Kloaken waren. Meine Furcht vor den letzten zehn Tagen in Serbien, wo es ab Belgrad ohne Unterstützung durchs Hinayana durch einen aus-gedehnten unbewohnten Nationalpark gehen sollte.

Meine Ängste vor Bulgarien, als ich feststellte, dass es hier weitgehend keine Möglichkeiten gab, die Entfer-nungen zwischen Herbergen und Endpunkten meiner Wanderungsetappen mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu überwinden.

Mein Entsetzen, als ich in Bulgarien dorthin zurückkam, wo ich das Hinayana geparkt hatte, und es offensichtlich geklaut war! Mein Kulturschock als ich die D 100 erstmals in der Türkei sah: eine 30-km-Etappe in der Sonne, auf einer vierspurigen Asphaltstraße bei 35 Grad im Schatten - allerdings ohne Schatten, ohnekalif Baum, ohne Einkehrmöglichkeit, nicht einmal Tankstellen oder Bushäuschen gab es. Und dann die Tatsache, dass dort, wo mein Pfad weitergehen sollte plötzlich ein mittelalterlicher Kalif (Bild) begann, alle Falsch-gläubigen zu verfolgen und zu kreuzigen.

Wann immer mich Ängste plagten, wandte ich mich an Amoghasiddhi. Dies hatte zwei Folgen: erstens meine Furcht schwand - oder wurde zumindest deutlich geringer - zweitens zeigte sich plötzlich eine Lösung. Für all das dankte ich heute Amoghasiddhi.

Und zum Schluss bat ich ihn, mir auch auf dem asiatischen Kontinent zur Seite zu stehen, wenn den kleinmütigen Pilger wieder eine Furcht peinigt.


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