Horst, der Mensch: Der verschlungene Pfad in Richtung eines Lebens zum Wohl aller Wesen – Geschichte eines europäischen Buddhisten - Stand 22.1.2020

000 Vorwort - Szenen aus Horsts Leben – warum das?


Es stellt sich schon die Frage, warum ein kleiner, völlig unbedeutender europäischer Buddhist Szenen seines Lebens aufschreiben sollte. Wäre es nur aus Eitelkeit, dann sollte er es besser lassen. Ich hab´s doch getan, und ich hoffe, dass das Element von Eitelkeit dabei nur eine sehr untergeordnete Rolle gespielt hat.

Leben heißt Lernen. Man kann aus eigenen Erfahrungen lernen oder aus denen anderer. Wer wüsste das besser, als einer, der über 40 Jahre als Lehrer sein Geld verdient hat?

Ich habe sowohl viel aus meinen Fehlern gelernt, als auch aus den Fehlern anderer. Und ich habe mich während meines ganzen Lebens immer bemüht, das, was ich gelernt habe, auch an andere weiter zu geben. Bis Anfang 2017 habe ich das unter anderem als Schullehrer aber auch in den Kursen und den Offenen Meditationsabenden der Buddhistischen Gemeinschaft Gelnhausen (Meditation am Obermarkt) getan.

Ich habe den Eindruck, dass es durchaus hilfreich sein kann, aus den Fehlern meines Lebens und den Reflexionen, die ich in diesem Zusammenhang angestellt habe, zu lernen. Daher kam ich auf die Idee, dies aufzuschreiben, solange ich dazu noch in der Lage bin. Diese autobiografische Szenenfolge ist gewissermaßen ein nonfiktionaler Entwicklungs- oder Bildungsroman.

Ich habe nicht nur aus eigenen und fremden Fehlern gelernt, sondern auch aus Erzählungen anderer. Viele Geschichten und Lebensweisheiten habe ich von anderen Personen im Laufe meines Lebens erfahren, von meiner lieben Großmutter, von meinen Eltern, von meinen LehrerInnen, von meinen Kindern, von meinen SchülerInnen, von meinen KursteilnehmerInnen – und natürlich vom Buddha und zahlreichen buddhistischen Autoren, aber auch von Autoren anderer spiritueller Traditionen.

Während ich viel aus den Familien-Geschichten, die meine Großmutter erzählte, über mich und mein Umfeld lernen konnte, habe ich den Eindruck, meinen Kindern und Enkeln davon eher zu wenig mitgegeben zu haben, weil ich meist zu beschäftigt mit anderen Dingen war. Spät, aber vielleicht noch nicht allzu spät, versuche ich dies hier nachzuholen, in der Hoffnung, dass diese eines Tages Gefallen daran finden werden und dass es ihnen nutzen mag.

Allerdings können nicht nur meine eigenen Nachkommen aus diesen Berichten und Erzählungen nutzen ziehen, so glaube ich, sondern auch andere Menschen, gerade so, wie ich aus vielen, aus sehr vielen Geschichten und Berichten anderer Menschen, die ich gelesen habe, eine ganze Menge Lebenserfahrung annehmen und verwerten konnte.

Bei der Buddhistischen Gemeinschaft Triratna wird es – wie ich finde völlig richtiger Weise – als zentral angesehen, spirituelle Freundschaften zu pflegen. In kleinen Gruppen von Praktizierenden erzählen wir uns gegenseitig unsere Lebensgeschichten – mit allen Fehlern, ganz so, wie es eben ist. Dies trägt sehr viel dazu bei, uns gegenseitig mit liebevollem Blick so zu sehen, wie wir eben sind. Es hilft aber auch jedem Einzelnen selbst, sich besser zu verstehen, sein Leben zu reflektieren.

Ich habe das als gut und wichtig erkannt. Die hier vorliegenden Szenen sind eine Reflexion meines eigenen Lebens, meiner Stärken, aber auch meiner vielen Schwächen und Fehler. Ich habe mich bemüht, nichts zu beschönigen, was meine eigene Person betrifft. Ich habe mich auch bemüht, bei meinen Mitmenschen besonders die positiven Eigenschaften hervorzuheben. Das war nicht immer leicht, aber insbesondere bei noch lebenden Personen habe ich versucht, keine Wunden aufzureißen. Dies kann in einzelnen Fällen dazu führen, dass meine eigenen Handlungen etwas unpassend oder unüberlegt erscheinen. Ich habe dies in Kauf genommen, um Schuldzuweisungen auf andere zu vermeiden. Vielleicht ist mir das nicht immer hundertprozentig gelungen, dann bitte ich dafür um Verzeihung und um Nachsicht. Namen von lebenden Personen sind in der Regel geändert, Namen von historischen Personen beibehalten.

Ich habe versucht alles, was mir wesentlich erscheint, nieder zu schreiben. Ich habe mich entschieden, dabei nicht chronologisch vorzugehen, sondern in einzelnen abgeschlossenen Erzählungen, ich habe diese „Szenen“ genannt. Man kann sich diese Szenen durchaus einzeln herauspicken. Allerdings macht die bestehende Reihenfolge doch schon Sinn. Es werden in dieser Abfolge immer wieder einzelne Personen und Episoden eingeführt und näher beschrieben. Wenn man die vorigen Szenen nicht gelesen hat, dann fehlen einem vielleicht einige Informationen, um das Handeln dieser Personen oder das Agieren in einer bestimmten Situation richtig einzuschätzen. Daher empfehle ich beim Lesen durchaus in der vorliegenden Reihenfolge der Szenen vorzugehen.

Vielleicht fragt man sich, was in den Szenen meines Lebens Personen zu suchen haben, die mit mir recht wenig zu tun haben können, zum Beispiel Franz (1877-1953). Wie kann ein Mann, der starb, als ich gerade einmal ein Jahr alt war, mich groß beeinflusst haben?

Nun, er war mein Großvater, meine Gene stammen zum guten Teil von ihm ab, außerdem hat er meine Mutter und andere Personen stark beeinflusst, die wiederum bestimmenden Einfluss auf mich hatten, und er ist eine Person, die in der Familiengeschichte sehr prägend war. Ich meine damit, dass die politische Entwicklung, die ich genommen habe, die Verantwortung, mich politisch einzubringen, ja selbst die Art, wie ich die Nazi-Zeit sehe, durchaus stark von ihm – einem atypischen Nationalsozialisten - beeinflusst ist. Ähnliches gilt für alle Personen, ja auch für die Tiere, denen ich einzelne Abschnitte gewidmet habe.

Ich habe auch nicht darauf verzichtet, Dinge, die ich falsch gemacht habe, zu beschreiben, wie sie nun einmal sind. Wenn man aus Fehlern lernen will, darf man die Augen vor den Fehlern nicht verschließen. Allerdings glaube ich, dass ich im Laufe meines Erwachsenen-Daseins doch einige Fortschritte gemacht habe. Freundlich gesinnte Menschen, die mich kennen, sagen, ich sei jetzt ein viel weniger großes Scheusal als früher. Immerhin!

Ich wünsche dir angenehme Unterhaltung und die ein oder andere hilfreiche Einsicht, also: PROSIT (zu deutsch: Möge es nutzen!)

Horst, der Mensch von Gelnhausen


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